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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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hatte und das weitere Anhaltspunkte in Sachen Kalender lieferte. Erschließungsarbeiten in der Nähe der Mondbasis Tycho Drei förderten metallische Gebilde und Fragmente zutage. Sie sahen wie Bruchstücke irgendeiner Anlage aus. Die folgende gründlichere Grabung lieferte dann vierzehn weitere Körper, oder genauer gesagt, sie brachte Körperteile hervor, die auf zumindest vierzehn Personen beider Geschlechter schließen ließen. Natürlich war nicht einer der Körper auch nur annähernd so gut erhalten wie der Charlies. Sie waren buchstäblich zerfetzt worden. Die Überbleibsel waren nicht viel mehr als verkohlte Knochen, die inmitten versengter Raumanzugfetzen verstreut lagen. Abgesehen von der Bestätigung, daß die Lunarier ebenso beschaffen und genauso verletzlich wie Menschen waren, brachten diese Funde keine neuen Erkenntnisse – bis man auf die Armbandeinheit stieß. Sie war so groß wie eine Zigarettenschachtel – die um das Handgelenk herumführenden Befestigungsschnallen nicht mit eingerechnet – und wies an der oberen Seite vier Sichtfenster auf, die wie elektronische Miniaturdisplays aussahen. Aus Form und Größe ließ sich entnehmen, daß die Sichtfenster dazu gedacht gewesen waren, Schriftzeichen und nicht Bilder zu zeigen. Daraufhin lag der Schluß nahe, bei dem Gerät handle es sich um einen Chronometer oder einen elektronischen Hilfsrechner. Vielleicht hatte es beide Funktionen erfüllt – und andere noch dazu.
    Nach einer ersten Untersuchung in Tycho Drei wurde das Gerät zusammen mit einigen anderen Fundstücken zur Erde gebracht. Schließlich gelangte es in die Navkomm-Laboratorien bei Houston, wo auch die technischen Bestandteile von Charlies Rückentornister untersucht wurden. Nach einigen vorbereitenden Experimenten wurde vorsichtig das Gehäuse entfernt. Aber die detaillierte Inspektion der komplexen molekularen Schaltkreise im Innern des Gerätes offenbarte nichts besonders Bedeutungsvolles. Ohne eine rechte Vorstellung davon, wie sie nun weitermachen sollten, leiteten die Navkomm-Techniker auf gut Glück Niederspannupgsströme durch die Kreise, um zu sehen, was geschehen würde. Und tatsächlich, als bestimmte Sequenzen binärer Signale auf eine Reihe von Kontakten geleitet wurden, flackerten auf den Sichtfenstern Gruppen lunarischer Symbole auf. Niemand wurde schlau daraus, bis Hunt, der zu diesem Zeitpunkt zufällig das Labor besuchte, eine Sequenz der alphabetischen Zeichen als die Nennungen für die Monate erkannte, die sich im Kalender finden ließen. Infolgedessen schien zumindest eine der Funktionen des Armbandgerätes in enger Beziehung zu den Tabellen im Tagebuch zu stehen. Ob es irgend etwas mit der Messung des Zeitablaufs zu tun hatte, blieb allerdings noch zu beweisen, aber zumindest hatte es den Anschein, als ob sie der Klärung einiger rätselhafter Dinge etwas näher gekommen seien.
    Die Linguisten machten stetige, wenn auch weniger spektakuläre Fortschritte bei der Entschlüsselung der lunarischen Sprache. Viele der prominentesten Experten der ganzen Welt waren hinzugezogen worden; einige hatten es vorgezogen, direkt nach Houston zu kommen, während andere über direkte Computerdatenverbindungen mitarbeiteten. In der ersten Phase ihrer Bemühungen erstellten sie Unmengen statistischer Erhebungen über Wort- und Zeichengliederung. Als zweites fertigten sie unzählige Tabellen und Diagramme an, die für alle anderen genauso rätselhaft waren wie die Sprache selbst. Die weitere Arbeit blieb hauptsächlich der Intuition und den Puzzlespielen auf den Bildschirmen der Computerterminals überlassen. Von Zeit zu Zeit stieß jemand auf ein etwas sinnvolleres Muster, das dann genauere Thesen und Erkenntnisse möglich machte, was wiederum zu einem noch sinnvolleren Muster führte und so weiter. Sie fertigten Listen an, in denen Worte in bestimmte Äquivalentkategorien eingeteilt wurden: Substantive, Adjektive, Verben, Adverben. Später folgten Attribute und adverbiale Bestimmungen. All das waren grundlegende Bestandteile jeder grammatikalisch komplexen Sprache. Sie begannen ein Gefühl für die Regeln des Lunarischen zu entwickeln – für Sonderformen wie Plural und die verschiedenen Tempi der Verben und schlossen von gemeinsamen Grundformen auf die Prinzipien, die den Satzaufbau bestimmten. Daraus erwuchs ein erstes rudimentäres Verständnis der lunarischen Grammatik, und die linguistischen Experten sahen optimistisch in die Zukunft. Sie waren plötzlich davon überzeugt,

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