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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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abgeschnittenen Kolonie. Danach hatte eine frühe irdische Zivilisation Minerva kolonisiert und war dann in ein dunkles Zeitalter gestürzt, in dem der Kontakt mit der Kolonie verlorenging. Die sich durch die Eiszeit verschlechternden Umweltbedingungen initiierten auf beiden Planeten eine Renaissance, mit dem Unterschied, daß es für die Minervier um Leben oder Tod ging und sie den Kampf um die Rückgewinnung des verlorenen Wissens mit dem Ziel aufnahmen, zur Erde zurückzukehren. Auf der Erde jedoch herrschten ebenfalls magere Jahre, und als die minervianischen Voraustruppen schließlich einen Kontakt herstellten, war man von der Idee, die hungrigen Mäuler eines weiteren Planeten stopfen zu müssen, nicht gerade entzückt. Nachdem man mit Diplomatie nicht weitergekommen war, errichteten die Minervier auf dem Mond einen Invasionsbrückenkopf. Der Annihilator von Seltar hatte deshalb auf irdische Ziele gefeuert. Die Übersetzer hatten sich von identischen Ortsbezeichnungen auf beiden Planeten in die Irre führen lassen – wie Boston, New York, Cambridge und hundert andere Orte in den USA waren die minervianischen Ansiedlungen nach Städten auf der Erde benannt worden, als die ursprüngliche Kolonie gegründet wurde.
    Die Verteidigung dieser Argumente wurden aus dem Lager der reinen Erdler heftig attackiert und aufgefordert, das Fehlen lunarischer Relikte auf der Erde zu erklären. Aber sie erhielten aus einer unerwarteten Richtung Verstärkung: aus der Domäne der Untersuchung fossiler Korallen im Pazifik. Schon lange war bekannt, daß die Analysen der Wachstumsringe uralter fossiler Korallen Hinweise darauf lieferten, wie viele Tage das Jahr in verschiedenen historischen Epochen enthalten hatte und wie stark die Kräfte der Gezeitenreibung gewesen waren, die die Rotation der Erde um die eigene Achse abgebremst hatten. Diese Untersuchungen wiesen zum Beispiel nach, daß vor 350 Millionen Jahren das Jahr ungefähr vierhundert Tage aufgewiesen hatte. Die Forschungsarbeiten, die vor zehn Jahren vom Darwin Institut of Oceanography in Australien durchgeführt und bei denen verfeinertere und genauere Techniken verwendet worden waren, hatten ergeben, daß die Abbremsungskontinuität von damals bis heute nicht so gleichmäßig wie angenommen war. In jüngerer Vergangenheit – ungefähr vor fünfzigtausend Jahren – war es zu einer verworrenen Periode gekommen, während der die Kurve diskontinuierlich verlief und es zu einer vergleichsweise abrupten Verlängerung des Tages gekommen war. Des weiteren war die Abbremsungsrate nach dieser Diskontinuität meßbar größer als vorher. Niemand wußte, wie so etwas hatte geschehen können, aber es schien auf eine Epoche heftiger klimatischer Umwälzungen hinzudeuten, da die Korallen viele Generationen benötigt hatten, um zu einem stabilen Wachstumsmuster zurückzukehren. Die Forschungsergebnisse schienen die Vermutung zu erhärten, daß es während dieser geheimnisvollen Zeitspanne auf der Erde zu weitreichenden Veränderungen gekommen war, die wahrscheinlich zu globalen Überschwemmungen geführt hatten. Alles in allem gesehen konnte genug dahinterstecken, um das vollständige Fehlen jedes Hinweises auf eine frühere irdische Präsenz der Lunarier zu erklären.
    Die vierte Haupttheorie sprach von der Rückkehr aus dem Exil, und sie hielt diese Versuche, das Verschwinden von Spuren irdischer Lunarier zu erklären, für unwesentlich und an den Haaren herbeigezogen. Nach der Grunddoktrin dieser Theorie gab es nur eine zufriedenstellende Begründung für die Tatsache, daß auf der Erde keine Spuren von Lunariern existierten: Auf der Erde hatten sich nie so viele Lunarier aufgehalten, daß sie der Rede wert gewesen seien. Infolgedessen waren sie so auf Minerva entstanden, wie es Danchekker behauptete, und hatten dort eine hochentwickelte Zivilisation aufgebaut – im Gegensatz zu ihren Zeitgenossen auf der Erde, die dagegen zurückblieben. Durch die tödliche Gefahr in Gestalt der Eiszeit entstanden schließlich die beiden Supermächte Cerios und Lambia, die in der von den Linguisten beschriebenen Art und Weise das Wettrennen in Richtung Sonne begannen. Die Linguisten hatten sich jedoch in einem Punkt geirrt: Zur Zeit von Charlies Bericht waren diese Ereignisse bereits Geschichte. Das Ziel war schon erreicht. Die Lambianer hatten einen Vorsprung erzielt und begonnen, auf der Erde Siedlungen zu gründen, von denen einige nach ihren Städten auf Minerva benannt wurden. Die Cerianer

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