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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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folgten ihnen dicht auf den Fersen und gründeten eine Militärbasis auf dem Mond, natürlich zu dem Zweck, die lambianischen Vorposten auf der Erde auszulöschen, um sich dann selbst dort niederzulassen.
    Diese Theorie erklärte nicht die Flugzeit von Charlies Raumschiff, aber ihre Verfechter führten diese Verlegenheit auf nicht bekannte Unterschiede zwischen minervianischer und lokaler (lunarer) Zeit zurück. Andererseits postulierte sie, daß zur Zeit des Krieges nur einige erste Stützpunkte der Lambianer auf der Erde errichtet waren. Was auch immer davon nach dem cerianischen Angriff übriggeblieben war, es konnte innerhalb von fünfzigtausend Jahren sicherlich verschwunden sein.
    Während man an den Frontlinien Aufstellung bezog und die ersten Salven durch die Navkomm-Korridore hinauf und hinab zu heulen begannen, verweilte Hunt im Niemandsland. Irgendwie war er davon überzeugt, daß jeder recht hatte. Er wußte um die Kompetenz seiner Kollegen und Mitarbeiter, und er zweifelte nicht an ihrer Fähigkeit, richtig zu rechnen. Wenn einer von ihnen nach monatelangen, geduldigen Bemühungen bekannt gab, daß x gleich y war, dann war er ganz sicher, daß aller Wahrscheinlichkeit nach x tatsächlich gleich y war. Deshalb mußte es sich bei dem Paradoxon um eine Illusion handeln. Sich darüber zu streiten, welche Seite richtig und welche falsch lag, ging am Kern der Sache vorbei. Irgendwo in dem Durcheinander mußte sich ein Trugschluß befinden, etwas so Grundlegendes, daß niemand auch nur daran gedacht hatte, es in Frage zu stellen – irgendeine falsche Annahme, die so offensichtlich gewesen war, das sich niemand des Fehlers hatte bewußt werden können. Wenn sie einfach zum Wesentlichen zurückkehren und diesen einzelnen Irrtum identifizieren konnten, dann würde das Paradoxon verschwinden. Und all das, worüber man sich jetzt stritt, würde sich von ganz allein zu einem folgerichtigen, einheitlichen Ganzen anordnen.

18
     
     
    »Sie wollen, daß ich zum Jupiter fliege?« wiederholte Hunt langsam, um sicherzugehen, daß er richtig gehört hatte.
    Mit ausdruckslosem Gesicht starrte ihn Caldwell über den Schreibtisch hinweg an. »Das Jupiter-Fünf -Unternehmen wird in sechs Wochen vom Mond aus seinen Anfang nehmen«, stellte er fest. »Danchekker ist in dieser Charlie-Sache so weit gekommen, wie es ihm möglich war. Um die letzten Details, die noch herausgefunden werden müssen, kann sich sein Mitarbeiterstab in Westwood kümmern. Die Dinge auf Ganymed reizen ihn mehr. Dort befindet sich eine ganze Kollektion fremder Gerippe und eine Schiffsladung zoologischer Muster aus einer Zeit, die noch nie zuvor eines Menschen Auge gesehen hat. Sie erregen ihn. Er will sie in die Finger kriegen. Jupiter-Fünf fliegt direkt dorthin, also hat er ein Biologenteam zusammengestellt, das die Reise mitmacht.«
    Hunt wußte dies bereits alles. Nichtsdestoweniger ging er noch einmal daran, diese Information zu durchdenken und dahingehend zu prüfen, ob er einen Punkt übersehen hatte. Nach einer angemessenen Pause erwiderte er:
    »Prima – seinen Standpunkt kann ich verstehen. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    Caldwell runzelte die Stirn und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, als habe er diese Frage erwartet, aber gehofft, sie bliebe ihm erspart.
    »Betrachten Sie es als Erweiterung Ihres Auftrages«, sagte er schließlich. »In der ganzen Streiterei, die hier im Augenblick stattfindet, scheint niemand eine Vorstellung davon zu haben, welche Rolle die Ganymeder in der Charlie-Sache spielen. Vielleicht sind sie ein großer Teil der Antwort, vielleicht auch nicht. Niemand ist sich da sicher.«
    »Richtig.« Hunt nickte.
    Caldwell nahm dies als die Bestätigung, die er brauchte. »In Ordnung«, sagte er mit einer Geste, die keinen Einspruch mehr zulassen sollte. »Was die Charlie-Seite der Waagschale anbelangt, haben Sie Ihre Sache bisher gut gemacht. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Gewichtung ein wenig zu verändern und Sie auch zur anderen Seite zu stoßen. Nun«, er zuckte mit den Achseln, »die Informationen sind nicht hier – sie sind auf Ganymed. In sechs Wochen läuft J-Fünf nach Ganymed aus. Es liegt mir viel daran, daß Sie mitfliegen.«
    Hunts Augenbrauen zogen sich zusammen und machten deutlich, daß er noch immer nicht völlig einverstanden war. Er stellte die auf der Hand liegenden Frage. »Was wird aus meinem Job hier?«
    »Was daraus wird? Im Grunde genommen korrelieren Sie Informationen, die

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