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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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andere im Umlauf befindliche Theorien, als daß irgend jemand auch noch diese hätte beschwören müssen. Die Navkommgemeinschaft löste sich in unzählige Gruppen und Grüppchen auf, die umherhasteten und mal mit dieser und mal mit jener Vorstellung liebäugelten. Als der Aufruhr nachließ, wurden die letzten Verteidigungslinien von vier Hauptlagern errichtet.
    Die reinen Erdler akzeptierten die Folgerungen aus Charlies Tagebuch vorbehaltlos. Sie behaupteten, daß sich die lunarische Zivilisation auf der Erde entwickelte, auf der Erde aufblühte, sich auf der Erde selbst zerstörte und damit basta. Deshalb seien alle Hinweise auf Minerva und die angeblich dort entstandene Zivilisation Quatsch. Auf Minerva habe nie eine Zivilisation existiert, außer jener der Ganymeder, und das läge zu weit in fernster Vergangenheit, um irgendeine Bedeutung hinsichtlich der Lunarierfrage zu haben. Die auf Charlies Karten veranschaulichte Welt war die Erde, nicht Minerva. Also mußten die Berechnungen, die diese Welt fast 400 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt placierten, einen groben Fehler aufweisen. Daß dieser Wert dem Orbitalradius des Asteroidengürtels entsprach, war Zufall. Die Asteroiden hatten sich schon immer dort befunden, und alle Daten von Iliad waren zweifelhaft und bedurften der Gegenkontrolle.
    Damit blieb nur eine unbeantwortete Frage übrig: Warum hatten Charlies Karten keine Ähnlichkeit mit der Erde? Um dieses Problem zu lösen, starteten die reinen Erdler eine Reihe von Sturmangriffen auf die Bastionen der etablierten geologischen Theorie und der Methoden geologischer Datierung. Sie verwiesen auf die Hypothese, nach der die Kontinente ursprünglich aus einer einzelnen Granitmasse bestanden hatten, welche unter dem Gewicht gewaltiger Eiskappen zerbrochen und von den Eismassen, die in die so entstandenen Spalten stürzten, auseinandergedrängt worden war. Sie deuteten auf das auf der Karte angegebene Ausmaß der Eiskappen und betonten, daß sie wesentlich größer als die waren, die man bisher auf der Erde vermutet hatte. Wenn die Karten also tatsächlich die Erde und nicht Minerva abbildeten, dann mußte die Eiszeit auf der Erde umfassender als bisher angenommen und ihre Auswirkungen auf die Oberflächenstruktur daher entsprechend ausgeprägter gewesen sein. Berücksichtigte man dazu noch das Aufbrechen der Kruste und den Vulkanismus, den Charlie in seinen Beobachtungen der Erde (nicht Minerva) geschildert hatte, dann reichte dies alles vielleicht aus, um die Umwandlung von Charlies Erde in die moderne Erde zu erklären. Warum also konnte man heute keine Spuren der lunarischen Zivilisation entdecken? Antwort: Aus den Karten ging deutlich hervor, daß sich der größte Teil auf den Äquatorial-Gürtel konzentrierte. Heute war diese Region vollständig vom Meer, undurchdringlichem Dschungel oder sich ausweitenden Wüsten bedeckt – was ausreichte, um die rasche Austilgung all dessen zu erklären, was immer auch nach dem Krieg und dem klimatischen Kataklysmus übriggeblieben sein mochte.
    Die Gruppe der reinen Erdler zog hauptsächlich Physiker und Techniker an, die überglücklich waren, den Geologen und Geografen die Klärung lästiger Details überlassen zu können. Ihre Hauptsorge war, daß das heilige Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht zusammen mit allen anderen Dingen in den Schmelztiegel des Argwohns geworfen wurde.
    Indem sie sich hinter der Idee irdischen Ursprungs verschanzt hatten, nahmen die reinen Erdler die Positionen ein, die vorher von den Biologen fanatisch verteidigt worden waren. Jetzt, da Danchekker seine ganymedische Arche Noah entdeckt hatte, vollführten sie eine abrupte Kehrtwendung und sammelten sich hinter ihrer neuen Feststellung, die einen minervianischen Ursprung verschleppter irdischer Vorfahren postulierte. Was war mit Charlies Minerva-Lunaflugzeit und der Dauer der Rückmeldungsverzögerung beim Annihilatorfeuerleitsystem? In der Interpretation der minervianischen Zeiteinteilung, die für diese Werte verantwortlich war, war irgend etwas nicht in Ordnung. Nun gut, wie konnte Charlie Minerva vom Mond aus gesehen haben? Videoübertragung. In Ordnung. Wie konnten sie über eine solche Entfernung hinweg den Annihilator genau aufs Ziel ausrichten? Sie konnten es nicht. Das Gerät in Seltar war nur eine Fernkontrolljustierungsstation. Die Waffe selbst war in einem Satelliten untergebracht, der Minerva umkreiste.
    Die dritte Flagge wehte über der Theorie der

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