Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
jetzt waren sie ihm wieder versperrt. Die Illusion war enthüllt, das Paradoxon verschwunden. Natürlich war darauf noch nie jemand zuvor gestoßen. Wem würde es in den Sinn kommen, eine Tatsache in Frage zu stellen, die so selbstverständlich und älter als die menschliche Rasse selbst war?
    »Schachteleingang-Kontrolle ruft Dr. V. Hunt. Dr. Hunt, bitte melden.« Die plötzliche Stimme in seinem Helm erschreckte ihn. Er betätigte eine Taste der Kontrolleinheit auf seiner Brust.
    »Hunt spricht«, meldete er sich. »Ich höre.«
    »Routinecheck. Ihr Bericht ist fünf Minuten überfällig. Alles in Ordnung?«
    »Entschuldigung, habe die Zeit vergessen. Ja, alles in Ordnung ... sehr in Ordnung. Ich komme jetzt zurück.«
    »Danke.« Ein Klicken, und die Stimme war verschwunden.
    War er schon so lange draußen? Er stellte fest, daß ihm kalt war. Die eisigen Finger der ganymedischen Nacht begannen sich ihren Weg ins Innere des Anzugs zu ertasten. Er drehte die Heizungskontrolle ein wenig auf und beugte die Arme. Bevor er sich umdrehte, sah er noch einmal hinauf, um dem Riesenplaneten einen letzten Blick zuzuwerfen. Aus irgendeinem seltsamen Grund schien Jupiter zu lächeln.
    »Danke, Kumpel«, murmelte Hunt mit einem Zwinkern. »Vielleicht kann ich eines Tages auch etwas für dich tun.«
    Damit begann er vom Grat herunterzuklettern und versank alsbald im Wolkenozean.

23
     
     
    Eine Gruppe aus rund dreißig Leuten – hauptsächlich Wissenschaftler, Techniker und UNWO-Direktoren – marschierte im Gänsemarsch in den Konferenzsaal der Navkomm-Zentrale. Die nach hinten ansteigenden Sitzreihen waren dem großen leeren Bildschirm an der der Doppeltür gegenüberliegenden Wand zugewandt. Caldwell stand auf einem erhöhten Podest vor dem Bildschirm und beobachtete, wie die verschiedenen Gruppen und Personen ihre Plätze einnahmen. Bald hatte jedermann einen Sessel gefunden, und der Türsteher im Hintergrund signalisierte, daß der Korridor draußen leer war. Caldwell nickte bestätigend, bat mit erhobener Hand um Ruhe und trat mit einem Schritt auf das Mikrofon vor ihm zu.
    »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren ... Ruhe, bitte ...« die Baritonstimme dröhnte aus den Lautsprechern an den Wänden. Das Gemurmel verklang.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie so kurzfristig kommen konnten«, fuhr er fort. »Sie alle beschäftigen sich jetzt einige Zeit mit diesem oder jenem Aspekt des Lunarierproblems. Wie Sie wissen, hat es von Anfang an mehr als nur ein paar Streitfragen und Meinungsverschiedenheiten gegeben. Berücksichtigt man jedoch das Gesamtbild, dann schneiden wir nicht so schlecht ab. Begonnen haben wir mit einer Leiche und ein paar Fetzen Papier, und darauf aufbauend haben wir eine ganze Welt rekonstruiert. Aber es gibt immer noch einige elementare Fragen, die bis zum heutigen Tag unbeantwortet geblieben sind. Ich glaube, ich muß sie Ihnen nicht extra in Erinnerung rufen.« Er hielt inne. »Jetzt aber scheinen wir Antworten auf diese Fragen zu haben. Die neuen Entwicklungen, die mich dies behaupten lassen, sind so überraschend, daß es mir zweckdienlich erschien, Sie alle zusammenzurufen. Gleich können Sie das mit eigenen Augen betrachten, was ich vor erst ein paar Stunden zum erstenmal gesehen habe.« Er hielt erneut inne und gab der Versammlung Gelegenheit, die den Vorbemerkungen entgegengebrachte Aufmerksamkeit auf ein Maß zu erhöhen, das den nun folgenden bedeutenden Dingen angemessen war.
    »Wie Sie alle wissen, hat uns vor vielen Monaten eine Gruppe von Wissenschaftlern im Zuge des Jupiter-Fünf -Unternehmens verlassen, um die Entdeckungen auf Ganymed zu untersuchen. Unter ihnen war auch Vic Hunt. Heute morgen erhielten wir seinen neuesten Bericht über den Stand der Forschungen. Wir lassen die Aufzeichnung jetzt für Sie abspielen. Ich glaube, das wird Sie interessieren.«
    Caldwell warf einen Blick zum Projektionsfenster im Hintergrund des Raumes und hob die Hand. Die Lichter begannen zu verblassen. Er stieg vom Podest hinunter und nahm seinen Platz in der ersten Sitzreihe ein. Für kurze Zeit herrschte Dunkelheit. Dann erhellte sich der Bildschirm und zeigte in einer Einzelaufnahme Titel sowie Kennung einer Akte im UNWO-Standardformat. Für ein paar Sekunden verblieb die Überschrift an Ort und Stelle, dann verschwand sie und wurde vom Abbild Hunts ersetzt, der über einen Schreibtisch hinweg in die Kamera blickte.
    »Navkomm-Spezialuntersuchung auf Ganymed, V. Hunt berichtet; 20.

Weitere Kostenlose Bücher