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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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der Ferienanlage gefunden, parkend am Straßenrand. Der Schlüssel steckte, also nahm ich an, dass sie ihn nicht mehr brauchte. Sie hatte eine Beule in die vordere Stoßstange gefahren, und es war ihr wohl unangenehm. Auf dem Fahrersitz lagen noch mal zehntausend Baht. Ich sage Ihnen, ein Benz, bei dem der Schlüssel steckt, mit Bargeld auf dem Sitz. In Phuket hätte er keine vierzig Sekunden überlebt. Anscheinend leben hier unten nur Heilige. Ich hatte genug von ihr. Auf dem Rückweg habe ich an einer Werkstatt gehalten und den Kotflügel ausbeulen lassen.
    Es folgte einiges Hin und Her, um die Zeiten zu bestimmen, wann Ming Xi Wu den Wagen gehabt hatte, und um die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu prüfen. Major General Suvit wollte wissen, wo sie am ersten Tag ihrer Reise gewesen waren, alles, was die Frau gesagt und getan hatte, und in welche Richtung sie gegangen war, als sie ausstieg. Er war sehr gründlich. Dann überraschte er mich damit, dass er mit dem Fahrer Englisch sprach. Der Polizist war ziemlich gut, klar und deutlich, leicht zu verstehen, aber der Fahrer hatte keine Ahnung, was er sagte. Der Major General versuchte es mehrmals, ohne Erfolg. Damit stand bald fest, dass es vermutlich eher dem Fahrer als der Frau an Kommunikationstalent mangelte. Schließlich kam die Frage, auf die ich gewartet hatte.
    Major G: Hat die Frau Sie zu irgendeinem Zeitpunkt gebeten, im Polizeirevier von Pak Nam anzurufen?
    Fahrer: Nein, Sir.
    Major G: Nichts wegen eines verlorenen Fotoapparats?
    Fahrer: Nein.
    Und das war es mehr oder weniger. Es kamen noch ein paar Fragen, aber im Großen und Ganzen war es das. Wir zahlten unsere vierzig Baht und gingen langsam zum Moped zurück, kauten alles noch mal durch.
    »Dieser Major General ist pfiffig«, sagte Opa.
    »Die haben den einen oder anderen Schlauen reingeschmuggelt, seit du nicht mehr dabei bist«, erklärte ich. »Hat er irgendwelche Fragen vergessen?«
    »Ich hätte noch mehr darauf gedrängt, ob es vielleicht doch möglich wäre, dass die Frau eine Thai war, die sich als Ausländerin ausgegeben hat.«
    »Du denkst doch nicht immer noch an die Nonne?«
    »Nicht unbedingt. Uns fehlt noch ein Verbindungsstück, und zwar dieser Anruf beim Revier von Pak Nam, als der Fotoapparat verloren gemeldet wurde. Hätte ein Ausländer angerufen, hätte man es vermerkt.«
    »Es könnten die Freunde gewesen sein, bei denen sie in Pak Nam gewohnt hat. Komplizen. Die hätten für sie anrufen können.«
    »Dann ist da noch die Frage, woher sie eigentlich wusste, dass der Fotoapparat gefunden worden war. Woher wusste sie, dass er mit dem Sergeant unterwegs nach Lang Suan war?«
    Ich blieb stehen und überlegte.
    »Wer hat den ersten Anruf wohl entgegengenommen?«, fragte ich.
    »Der diensthabende Beamte.«
    »Der gute Sergeant Phoom, genau. Bestimmt hat er die Nachricht weitergeleitet. Aber was ist, wenn sich niemand die Mühe gemacht hat, ihm zu sagen, dass schon mit dem ersten Anruf irgendwas nicht stimmte? Auf dem Revier war eine Menge los. Wäre es nicht möglich, dass man ihm nicht Bescheid gegeben hatte?«
    »Sehr gut möglich, wenn man bedenkt, wie es auf einem Polizeirevier zugeht.«
    »Und was wäre, wenn man ihm eine Telefonnummer gegeben hätte, die er anrufen sollte, sobald sich was Neues ergab? Man überlässt ihm den Fotoapparat, damit er ihn nach Lang Suan bringt, aber bevor er losfährt, ruft er diese Nummer an und gibt durch, dass er sich auf den Weg macht. Er ist ein entgegenkommender Mensch. Er glaubt, er tut der Gerichtsmedizin einen Gefallen. Hilft dem Besitzer.«
    Wir waren nicht weit vom Krankenhaus in Pak Nam, also machten wir einen kleinen Umweg. Sergeant Phoom sah schon erheblich besser aus, aber seine Verwandten hockten immer noch um sein Bett und machten einen Heidenlärm. Bestimmt freute er sich schon darauf, entlassen zu werden, damit er sich irgendwo ein ruhiges Plätzchen suchen konnte. Es war keine Wache mehr da. Wir setzten uns zu ihm, und ich fragte ihn nach dem Anruf. Dieser war von einem Handy gekommen, und er erinnerte sich daran, dass eine Frau angerufen hatte. Es war mit Sicherheit eine Thai gewesen, und sie hatte ihm erklärt, sie riefe im Auftrag des Polizeihauptquartiers in Lang Suan an. Sie hatte eine Telefonnummer hinterlassen, und genau wie ich vermutete, hatte er sie angerufen, um ihr zu sagen, dass er ihr den Fotoapparat bringen würde. Unwissentlich hatte er den Überfall auf sich selbst angeschoben. Der Major hatte ihm aufgetragen, den

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