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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Chainawat preiszugeben, und lud den Lieutenant ein, mich zum Interview zu begleiten. Es konnte nicht schaden, wenn man einen Polizisten dabeihatte. Da er offiziell für die Ermittlungen im Fall des vergrabenen VW-Busses zuständig war, fand er, heute sei ein hübscher Tag für einen kleinen Ausflug, und wir waren uns darin einig, dass die Route ausgesprochen malerisch war. Er sprach vom Wetter und dem Mangel an Unterhaltung in Pak Nam und der Freude, in einer der letzten Gegenden auf dem Planeten zu leben, in der alle Männer Schnurrbärte trugen.
    Ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn nach den Fortschritten im Feuang-Fa-Tempel-Mord. Er sah mich an, mit offenem Mund, und kam fast von der Straße ab.
    »Woher wissen Sie …?«
    »Ich weiß so manches«, erklärte ich. »Das ist mein Job.«
    »Aber es ist streng geheim.«
    »Ich weiß.«
    »Ich sollte besser darauf achten, was ich sage.«
    »Also …?«
    »Inoffiziell?«
    »Selbstverständlich. Es sei denn, es wäre wirklich interessant.«
    »Ist es nicht. Glauben Sie mir. Der Feuang-Fa-Tempel liegt mitten in unserem Zuständigkeitsbereich. Okay, vielleicht nicht mittendrin, aber er gehört sicher eher uns als diesen Krebsgängern in Lang Suan. Die wüssten nicht mal etwas mit einem Mord anzufangen, wenn er ihnen ins Hosenbein krabbeln und sie in den Sie-wissen-schon zwicken würde.«
    »Also sollte auch Pak Nam diese Ermittlungen führen?«
    »Ja. Aber was soll man machen? Wenn Bangkok, dieser Hexenkessel aus Anarchie und Modekatastrophen, die Sache zu bedeutend findet, als dass wir ihr gewachsen wären. Die schicken uns ein paar zivile Superdetektive, verhängen eine Nachrichtensperre, richten in Lang Suan ihre Ermittlungszentrale ein und tun so, als gäbe es uns gar nicht. Richtig unhöflich finde ich das.«
    »Dann bekommen Sie von denen kein Feedback?«
    »Kein bisschen. Major Mana fährt jeden Tag rüber nach Lang Suan, weil wir unsere Arbeit eigentlich koordinieren und Informationen mit denen teilen sollen. Aber wir wissen ja, wie das so läuft. Man behandelt ihn wie einen Motorradkurier. Da geht es nur ums Nehmen, Nehmen, niemals Geben. Unsere Leute haben die Lauferei am Hals, die Befragungen, den Papierkram, steuern das Lokalkolorit bei, aber die erzählen uns einen Dreck.«
    »Und was glauben Sie, was es mit der Nachrichtensperre auf sich hat? Ist es nicht wieder nur: ›Abt in Tempel ermordet‹?, ›Wieder ein Mönch auf Abwegen‹? Zweite Seite der Daily News . Ende des öffentlichen Interesses?«
    »Was ich glaube?«
    »Ja.«
    »Nun, ich will Ihnen sagen, was ich glaube. Ich glaube, da ist jemand jemand.«
    Eine solche Aussage hätte einem Nicht-Thai vermutlich nichts gesagt. Wir aber lebten in einem Land, in dem es erheblich wichtiger war, jemand zu sein oder mit jemandem verwandt zu sein, als das, was man tat oder wie man es tat. Sissi hatte noch nicht herausgefunden, was die Nachrichtensperre sollte, doch die Idee mit den Verbindungen war naheliegend. Während dieser ausgiebigen Phase der Idiotie, in der sich die Hauptstadt befand, sah ich förmlich vor mir, wie ein einflussreicher Politiker einem einflussreichen Polizisten zunickte und sagte: »Noch mehr schlechte Presse können wir jetzt nicht brauchen.« Wenn einer der Äbte der Bruder von jemandem war oder einer bestimmten Dynastie angehörte, gab es Menschen, die diese Verbindung zum politischen Vorteil nutzten. In einem Hollywoodfilm würde so etwas nie funktionieren, denn im Westen würde es kein Mensch glauben, aber das war eines der Krebsgeschwüre unserer Kultur, und wir erwarteten schon gar nichts anderes mehr.
    »Erzählt Ihnen der Major, was er in Lang Suan so aufschnappt?«, fragte ich und stellte die »Jemand-Spur« vorerst hintenan.
    »Na ja, wie gesagt, die geben nicht viel preis, aber Major Mana ist stinksauer. Er findet, dieser Fall sollte seiner Karriere auf die Sprünge helfen. Ununterbrochen schimpft er darüber. Bevor Bangkok kam und uns aus dem Rennen warf, war er für die Presseerklärungen, die Tatortfotos, die Beweise, eigentlich für alles verantwortlich.«
    »Sie haben Fotos gemacht?«
    »Sicher.«
    »Kann ich die irgendwann mal sehen?«
    »Nein.«
    »Seien Sie doch nicht so garstig.«
    »Nein. Ich meine, Sie können sie nicht sehen, weil sie alle weg sind. Opfer der umfassenden Beweisplünderung durch die Kriminalpolizei. Die haben sogar unsere Computerdateien gelöscht und die CDs mitgenommen.«
    »Klingt ja heftig.«
    »Könnte man so sagen.«
    »Haben Sie die Fotos

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