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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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Das wäre ja schrecklich!«
    Livia legte ihr die Hand auf den Arm und sagte beruhigend: »Bitte behalten Sie das vorerst für sich. Tun Sie uns und auch Fiorilla diesen Gefallen. Schaden kann es Umberto jetzt sowieso nicht mehr.«
    Agnese di Napoli war sichtlich schockiert – oder sie tat so, als wäre sie es. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber Fiorilla kann es schaden«, rief sie. »Jetzt, in dieser schlimmen Zeit, wo sie sowieso schon so viel durchmachen muß. Der Tod Umbertos, die Übernahme der Läden, dieses schreckliche Testament. Und dann auch noch solch ein Verdacht im Zusammenhang mit ihrem Mann!«
    »Wenn sie nichts davon wußte, ist das alles kein Problem«, sagte Marlen.
    »Das wird schwer zu beweisen sein«, setzte Agnese di Napoli unüberlegt hinzu. Dann, als habe sie sich und ihre Zunge wieder im Griff, sagte sie lächelnd: »Vielleicht ist aber auch Ihre Information falsch. Man kann sich täuschen …«
    »Da haben Sie völlig recht«, sagte Livia, um den Eindruck zu verwischen, sie könnten Fiorilla zu dicht auf den Pelz rücken. Sie fügte hinzu, das sei eigentlich alles. Sie bedankte sich dafür, daß Agnese ihnen ihre Zeit geopfert hatte.
    »Das war doch selbstverständlich.« Agnese begleitete sie zur Tür.
    »Ach, übrigens«, begann Livia zum Abschluß. Als Pointe hatte sie sich eine Frage aufgehoben, die wiederum auf dem beruhte, was sie am Tag zuvor mit Rosaria zusammengestellt hatte. »Haben Sie zufällig auch in San Giovanni a Carbonara gearbeitet? Und wie ist es mit Santa Maria degli Angioli ai Croci?«
    Die rothaarige Frau verzog ihr Gesicht zu einem gewinnenden Lächeln, doch die Augen verströmten Eiseskälte. » Buon giorno «, sagte sie nur und schloß die Tür.
    » Arrivederci «, rief Livia hinterher.
    Ein befriedigender Abgang nach einem befriedigenden Gespräch. Und zur Krönung des Ganzen waren die Reifen der Vespa sogar unbeschädigt. Die beiden Frauen fuhren nur um die Ecke, stellten die Vespa ab und gingen zu Fuß zurück zu der Pizzeria schräg gegenüber von dem Haus, in dem Agnese di Napoli und ihr Sohn wohnten. Sie setzten sich an einen Tisch in der Nähe des Fensters, bestellten je eine Margherita und ein Bier und hofften insgeheim, Agnese würde sich Zeit lassen und nicht wie von der Tarantel gestochen aus der Haustür stürzen und losfahren, wohin auch immer. Während sie warteten, ließen sie das Gespräch Revue passieren und kamen zu dem Schluß, daß Agnese di Napoli auf jeden Fall in die Sache verwickelt sei. Erstens hatte sie nicht viel Geld, brauchte aber welches. Zweitens konnte sie exzellent schauspielern und hatte nachweislich in zwei der später ausgeraubten Kirchen als Restauratorin gearbeitet. Und drittens hatte sie zu bereitwillig Umberto ins Spiel gebracht, sofort ihm den Erwerb des gestohlenen Gemäldes angelastet. Ein Toter war doch eine perfekte Projektionsfläche für alle Arten von Verdächtigungen. Jetzt galt es nur abzuwarten, was passieren würde. Sie prosteten sich zu.
    »Auf die weibliche Entdeckerlust.«
    »Auf das unterirdische Neapel.«
    »Auf einmalige Nächte.«
    »Was wird denn gefeiert?« mischte sich der Kellner ein, der die ofenheißen Pizzen auf der Wachstuchtischdecke abstellte.
    Livia beugte sich verschwörerisch vor. »Die Wiederentdeckung der verschwundenen Schätze.«
    »Hört sich an wie ein neuer Film«, sagte der Kellner.
    Marlen und Livia nickten. »Einer, der sich lohnt.«

38
    Livia bugsierte soeben das letzte Stück Pizza in den Mund, Marlen kämpfte noch mit dem fruchtlosen Zusammentreffen von stumpfem Messer und mittlerweile kaltem und zähem Pizzateig, als schräg gegenüber die Haustür aufging. Eine rothaarige Frau trat auf die Straße. Agnese di Napoli hatte sich weder umgezogen noch zurechtgemacht. Sie war nicht allein. Hinter ihr verließ eine zweite Person das Haus, eine Frau in Jeans und Sweatshirt, dunkle Haare in Streichholzlänge und ein ganzes Stück größer als Agnese di Napoli – unverkennbar Fiorilla Cacciapuoti. Marlen und Livia lehnten sich unwillkürlich in den Stühlen zurück. Die beiden Frauen auf der anderen Straßenseite kümmerten sich jedoch nicht um etwaige Beobachter. Sie entfernten sich eilig.
    Livia hatte vorsorglich zwei Zehntausendlirescheine auf den Tisch gelegt und war im Nu auf dem Weg zurück zur Vespa. Marlen trennte sich leichten Herzens vom letzten Drittel ihrer Pizza. Sie verfolgte von der Tür aus, wie Fiorilla und Agnese in ein dunkelrotes, ungewaschenes Auto stiegen,

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