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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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gähnte. Für Einheimische wie sie war die Story ein echter Oldie. »Ist genau so ‘ne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wie heimgewerkelte Markenhandtaschen«, warf sie ein.
    »Oder selbsternannte Parkplatzwächter«, sagte jemand anders.
    Was denn wohl krimineller sei, hielt eine Frau mit blond gefärbtem Bubikopf dagegen: »Wenn eine Familie in Heimarbeit falsche Armani-Hemden herstellt oder wenn ein Verkehrspolizist während der Dienstzeit seinem Zweitjob als Barmann nachgeht.«
    »Ich trink auch lieber Espresso, als im Verkehr zu stecken«, witzelte ein Typ mit pomadiertem Haar. »Fragt sich nur, in welchem.«
    »Wer clever ist, hat gleich zwei oder drei Jobs«, ließ sich jemand vernehmen, der hinter Marlen stand.
    »Deshalb hast du auch keinen einzigen«, gab die erste Frau zurück, und es erklang lautes Gelächter.
    Das Gespräch drehte sich wie eine Spirale weiter, plätschernd, unterhaltsam. Immer wieder wußte jemand eine Anekdote zu berichten, von den Gärtnern in der Stadt kamen sie zum letzten Konzert von Pino Daniele, von dort zum drohenden Streik der Metroangestellten, zum Verkehrsinfarkt.
    »Fährst du mit dem Auto, schützt du dich selbst und verseuchst die anderen – gehst du zu Fuß, bist du ein guter Mensch und stirbst an Lungenkrebs«, sagte die Frau mit dem Bubikopf.
    »Hier gibt es eben nur Mord oder Selbstmord«, sagte ihr Begleiter.
    »Gib mir doch mal das Übliche«, sagte ein Mann dicht neben Marlens Ohr. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Italo eine Flasche hinter der Theke hervorholte und hochhielt.
    »Richtiger Jahrgang?« fragte Italo.
    »Perfekt«, bestätigte der Mann und lächelte.
    »Zwei Kisten Brouilly habe ich noch«, sagte Italo. »Wer weiß, ob der Laden jetzt dicht macht.«
    »Die Vini divini? Übernimmt mit Sicherheit Fiorilla.«
    Marlen wurde hellhörig und stieß Livia an, die in ein unerquickliches Gespräch über das unterirdische Kunstspektakel verwickelt war. Livia war sofort bei der Sache, spitzte die Ohren und paßte den richtigen Moment ab, um sich in das andere Gespräch einzuschalten.
    »Hmm, so ein Gläschen Rotwein hätt ich auch gern«, sagte sie. »Ein Wein aus Kampanien?«
    Der Mann verneinte. »Aus Frankreich. Genau wie ich.«
    Italo übernahm das Vorstellen. Livia wurde als Malerin präsentiert, Marlen als Journalistin. Der Mann hieß Jean Malimpert und entpuppte sich als etwas, wonach er keineswegs aussah: als Chef des französischen Kulturinstituts. Italo sagte, Jean komme jeden Donnerstag auf ein Gläschen Rotwein bei ihm vorbei. Da Livia donnerstags zum T’ai Chi-Kurs ging und sich hinterher meistens über lauten Kneipentrubel erhaben fühlte, waren sie einander noch nie begegnet.
    »Ich wußte nicht, daß man bei dir Brouilly trinken kann.« Sie zwinkerte Jean zu. »Ich liebe französischen Rotwein.«
    Italo verdrehte die Augen.
    »Tatsächlich?« Erfreute Annäherung von seiten Jeans, ein Anklang heimatlicher Gefilde. »Es gibt nicht viele Liebhaber französischer Weine in Neapel.«
    Auch im Lokal sei die Nachfrage eher mickrig, pflichtete Italo bei. Die Leute bevorzugten, besonders im Frühjahr und im Sommer, Pinot grigio, Cocktails, deutsches oder tschechisches Bier, auch Whisky war groß im Kommen, aber Rotweine wurden immer seltener verlangt.
    Livia grinste. »Französischer Wein. Muß ungefähr so schwer sein, als wenn man hier ein chinesisches Restaurant eröffnen will. Die Neapolitaner stehen auf Hausgemachtes. Küche, Wein, Weib, Gesang, alles aus den eigenen Landen. Der Laden ist vermutlich nicht gut gegangen.«
    »Die Vini Divini Francesi? So lala«, sagte Jean. »In Neapel lief das Geschäft offenbar am langsamsten an. Obwohl Umberto in den letzten Jahren Fuß gefaßt hat. In bestimmten Kreisen. Natürlich nicht bei den Leuten, die sich den Wein literweise in Plastikflaschen abfüllen lassen. Dazu war sein Angebot zu exklusiv.«
    »Entsetzlich, daß er im Labyrinth unter der Stadt gefunden wurde«, sagte Livia.
    »Ich wußte gar nicht, daß du ihn kennst«, sagte Italo. »Ich meine, kanntest.«
    »Du weißt vieles nicht, mein Lieber«, konterte Livia genüßlich und wandte sich wieder an Jean. »Gab es denn noch andere Läden?«
    »Soweit ich weiß in Bologna, Florenz, Mailand«, sagte Jean. »Der arme Kerl«, fügte er hinzu. »Hoffentlich finden die bald heraus, wer es war, und wieso. Einfach so abgeknallt.« Er schüttelte den Kopf.
    »Was war dieser Umberto denn für ein Typ?« schaltete sich nun auch Marlen ein.
    »Wein, Weib und Gesang«,

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