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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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stehen, der mit wallenden Haaren und drallen Muskeln, den Kopf auf die Hand gestützt, auf einer steinernen Bank lag und von dort aus dem Treiben in den Vicoli zusah, spöttisch, nachsichtig, unbeeindruckt.
    Schräg gegenüber war der Plattenladen, in dem Dante arbeitete.
    Dante sagte, Salvatore und Agnese hätten sich ungefähr zur gleichen Zeit kennengelernt wie Umberto und Fiorilla oder kurz danach, er habe keine Ahnung, wer wem durch wen vorgestellt worden war, und es war ihm auch gleichgültig. Seines Wissens sei auch Agnese eine Schulfreundin Fiorillas. Wie das so läuft, wenn man zu viert ausgeht. Ob er sie gut kenne? Er sagte theatralisch: »Wer kennt wen schon gut? Oder gar wirklich? Eine der Grundfragen überhaupt…«
    »Wäre es denkbar, daß Salvatore der Liebhaber Fiorillas ist…«
    »… und Angst hat, sie wollen ihm den Mord anhängen?« vollendete Dante den Satz. Er tätschelte dem Nilgott den Bauch. »Männer reden nicht über Beziehungen. Salvatore ist ein guter Freund. Nach wie vor.« Er sah Marlens angespanntes Gesicht und fügte hinzu: »Aber ob Fiorilla sein Typ ist, möchte ich doch bezweifeln.«
    Dann zog er ein zerfleddertes, winziges Adreßbuch aus der Hosentasche und kritzelte eine Telefonnummer auf ein Blatt Zigarettenpapier. »Ruf Agnese doch selbst an, wenn du was von ihr wissen willst.« Er wandte sich zum Gehen. » Ciao, bella. Ci vediamo. «
    »Wenn du Salvatore siehst, grüß ihn bitte von mir«, sagte Marlen. »Und sag ihm, aller guten Dinge sind drei.«
    Dante grinste und nickte.
    Sie ging die Via Biagio dei Librai zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren und nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit eines von Dantes Büchern zu kaufen. Dann dachte sie über das nach, was Dante ihr erzählt hatte. Vielleicht ist ihm der Anblick des toten Umberto zu nahe gegangen, hatte Dante gesagt. Woher wußte er, daß Salvatore den toten Umberto gesehen hatte, wenn nicht von ihm selbst? Hatte Salvatore ihm womöglich auch von seiner Begegnung mit ihr, Marlen, erzählt? War Dante deshalb so gesprächig gewesen? Würde er Kontakt mit Salvatore aufnehmen? Und würde Agnese di Napoli, wenn sie eine so gute Freundin des Hauses gewesen war, auf Umbertos Beerdigung erscheinen?

31
    Der Gang zur LAES war vergleichsweise lohnend. Diesmal saß nicht Vittorio hinter dem Schreibtisch, sondern Carmine. Er ließ sie ungehindert in den Akten blättern und die Fotos durchsehen und stellte ihr sämtliches Material zur Verfügung, das er über die unterirdischen Gänge gesammelt hatte.
    Die Stadt unter der Stadt war im Lauf der Jahre sein Hobby geworden, seine Leidenschaft, er unterstützte jede Bemühung, Gelder zur weiteren Erforschung der weitverzweigten Gänge locker zu machen, seinem unterirdischen Neapel Öffentlichkeit zu verschaffen – wie zum Beispiel durch das Kunstspektakel, das nun doch am kommenden Sonntag stattfinden sollte.
    Er erkundigte sich, ob Marlen diesen Salvatore ausfindig gemacht habe. Genau in dem Moment stieß sie in der Jahreschronik 1988 auf ein Foto, auf dem sie eindeutig Salvatore erkannte: Salvatore, den Taxifahrer, Untergrundführer und seither Verschollenen. »Das ist er, nicht wahr?«
    Carmine bestätigt es. »Und der da bin ich.« Auf dem Foto war eine Gruppe von Menschen abgebildet, die bis zu den Oberschenkeln im Wasser vor einem Höhleneingang standen, sich umarmten, lachten. »Hier geht es Richtung Meer«, lautete die Bildunterschrift. »Da hatten wir ein weiteres Gangsystem entdeckt«, erläuterte Carmine. »Bis zu dem Zeitpunkt waren alle davon ausgegangen, daß die Gänge jenseits der Quartieri Spagnoli zumindest teilweise überflutet sind, was nicht ganz richtig ist, denn auch unter der Erde ist nicht alles eben, einige Gänge und Höhlen sind höhergelegen, und die hatten wir entdeckt.«
    »Und wer ist die Frau neben Salvatore?«
    »Agnese di Napoli«, antwortete er mit Blick auf das lachende Frauengesicht, »die damalige Freundin von Salvatore.« Er nannte ihr auch die anderen Namen zu den Gesichtern, aber Marlen hörte nicht richtig zu. Sie wollte mehr über diese Agnese di Napoli erfahren. Laut Carmine hatte sie es länger bei der LAES ausgehalten als Salvatore. Sie war ungefähr drei Jahre mit dabei geblieben, bis 1990. Carmine blätterte weiter in den Fotoalben, die die Arbeit der LAES dokumentierten, fand ungefähr zehn weitere Fotos von Agnese, drei davon neben Salvatore. Über Agnese wußte Carmine zu berichten, daß sie damals mit Salvatore

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