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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Moment. »Sie werden
vielleicht verwundert sein, dass ich Herrn Fixemer beim Vornamen nenne, aber
alles andere wäre gekünstelt. Wir duzen uns schon seit Langem. Daran erkennen
Sie auch, wie gut und reibungslos die Zusammenarbeit zwischen der Belegschaft
und der Geschäftsleitung funktioniert.«
    Knudsen hüstelte, und als ihn alle ansahen, schob er
fast ein wenig schüchtern ein: »Funktionierte, Günter.« Er zeigte mit der
offenen Hand auf Hartwig. »Nicht dass Sie es falsch verstehen. Mit Herrn
Hartwig gibt es keine Probleme. Aber von außen rollt es auf uns zu.«
    »Ich verstehe dich«, versuchte Hartwig zu
beschwichtigen. »Du weißt doch – nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht
wird.« Dann sah er wieder die Polizisten der Reihe nach an. »Noskemeier ging’s
mal richtig schlecht. Wir standen kurz vor dem Ruin und hatten schon alle
Hoffnungen aufgegeben. Da kam Hundegger. Damals noch der Senior. Der hat
ordentlich was investiert und den Laden wieder flottgemacht. Wenn man ehrlich
ist – ohne Hundegger hätten wir es nicht geschafft. Die Belegschaft – na ja,
die, die bleiben durften – hat auch ihr Scherflein dazu beigetragen.
Lohnverzicht, unbezahlte Überstunden und so.«
    »Sie sprechen ungewöhnlich für einen Geschäftsführer«,
sagte Lüder kritisch. »Normalerweise erwartet man eine unterschiedliche Interessenlage
zwischen der Beletage und den Mitarbeitern.«
    Hartwig lachte. »Warum? Wir ziehen doch alle am selben
Strang. Natürlich muss ich manchmal Dinge tun, die nicht jedermanns Zustimmung
finden. Aber wenn man es den Mitarbeitern vernünftig erklärt, verstehen sie
es.«
    »Und aus welcher Ecke ziehen jetzt dunkle Wolken
auf?«, fragte Große Jäger.
    Der Geschäftsführer wurde nachdenklich. »Konsul
Hundegger, der Senior, das war ein Unternehmer vom alten Schlag. Der stellte
sich der Verantwortung für seine Arbeiter und deren Familien. Irgendwann hat er
sich zurückgezogen und alles seinem Sohn übergeben.«
    »Das einzige Kind?«
    »Nein. Da gibt es noch zwei Geschwister. Ein zweiter
Bruder ist beim Surfen in Kalifornien ertrunken. Und die Tochter hat sich schon
vor Jahren auszahlen lassen. Die lebt irgendwo in Frankreich mit einem Maler
zusammen. Dr. Gisbert Hundegger ist als Einziger übrig geblieben. Es gibt noch
weitere Anteilseigner. Eine Erbengemeinschaft, die aber untereinander
hoffnungslos zerstritten ist. Das sind die Nachkommen vom verstorbenen Bruder
des Konsuls.« Hartwig fasste sich an die Stirn. »Was wollte ich noch sagen? Ach
– richtig. Der Junior möchte das alles jetzt zu Geld machen.«
    »Absahnen«, knurrte Knudsen dazwischen, aber Hartwig
ging nicht darauf ein.
    »Man munkelt, dass die Chinesen an einer Übernahme
interessiert sind. Die sind schon heute die größten Abnehmer.«
    »Sie verkaufen also Ihre Produkte nach China?«
    »Nein.« Hartwig schüttelte den Kopf. »Wir hier in
Neumünster produzieren nur Vorfertigung. Das Ganze wird nach Ditzingen
geliefert. Das liegt bei Stuttgart. Dort ist das Stammwerk, die
Hundegger-Industries AG .«
    »Die früher einfach nur Hundegger GmbH hieß, ohne
diesen amerikanischen Kram im Namen«, fuhr Knudsen dazwischen.
    »In Ditzingen werden die Maschinen zusammengebaut und
an die Kunden ausgeliefert. Wir haben nur einen einzigen Kunden: Hundegger. Und
das ist unser Problem. Wenn es wirklich wahr ist, dass alles an die Chinesen
geht, dann sind wir überflüssig. Man könnte sagen, sogar ein Klotz am Bein.
Deshalb soll das hier dichtgemacht und unserer Know-how mitsamt den Ditzingern
verkauft werden.«
    »Das hat man Ihnen schon eröffnet?«, fragte Lüder.
    Bevor Hartwig antworten konnte, mischte sich Knudsen
ein. »Das ist die Gemeinheit. Niemand informiert uns. Das sind alles nur
Gerüchte. Deshalb ist Hubert Fixemer nach Sylt. Er wollte dort mit dem Konsul
sprechen, um endlich Klarheit zu bekommen. Damit wir wissen, woran wir sind. Er
hat sich dort mit Balzkowski getroffen. Der ist in einer ähnlichen Lage.«
    »Wer ist das?«
    »Lothar Balzkowski ist der Betriebsrat der Vereinigten
Dortmunder Hütte AG «, erklärte
Hartwig. »Die hängen zwar nicht mit am Maschinenbau, gehören aber mit zum
Hundegger-Imperium. Und die fürchten, auch an die Chinesen zu gehen. Die
Schlitzaugen lechzen nach Stahl.«
    »Wissen Sie, ob Hubert Fixemer erfolgreich in seinen
Bemühungen war? Hat er den Senior gesprochen?«
    Die beiden Männer tauschten einen Blick. »Das wissen
wir nicht«, gestand Hartwig. »Ich habe nicht einmal

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