Der Tote vom Kliff
mitbekommen, dass Hubert
wieder zurück ist.«
»Ist der Senior immer noch auf der Insel?«
»Vermutlich ja. Der ist begeisterter Segler. Er hat
eine größere Yacht. Die liegt häufig auf Sylt. Übrigens ist sein Sohn, Dr.
Gisbert Hundegger, auch oft auf Sylt.«
»Mit seinem Vater?«
»Das glaube ich nicht. Die beiden können nicht gut
miteinander. Der Alte meint, sein Filius bringt alles durch, während der Sohn
über seinen senilen Vater schimpft und ihm unterstellt, er wäre von gestern und
hätte keine Ahnung von Globalisierung.« Hartwig rümpfte die Nase. »Mir fällt
noch was ein. Dr. Gisbert Hundegger war zweimal in Begleitung eines
Unternehmensberaters hier. Ein unangenehmer Mensch. Aalglatt.«
»Kennen Sie den Namen?«
»Sicher. Dr. Dr. Cornelius Buurhove aus Düsseldorf.«
Lüder hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Der
Jurist war ihm kein Unbekannter. In seinem kritischen Fall, als es um die
Machenschaften bei der Planung eines Atomkraftwerks an der Schlei ging, war er
Dr. Dr. Buurhove begegnet. Dem Anwalt war seinerzeit nicht beizukommen gewesen,
obwohl Lüder ihn für einen der Drahtzieher im Hintergrund hielt. Mit einer
illegalen Aktion hatte Lüder Dr. Dr. Buurhove düpiert, der daraufhin seinen
lukrativen Job bei einer international tätigen Wirtschaftskanzlei verloren
hatte. Jetzt schien sich der Mann erneut in der Welt der Großen und Mächtigen
zu bewegen. Es war denkbar, dass Dr. Dr. Buurhove im Auftrag der Chinesen
handelte. Aber welche Verbindung bestand zu Lew Gruenzweig? Hatte der
gemeinsame Interessen mit den Chinesen?
»Haben Sie mit Dr. Buurhove gesprochen?«, fragte
Lüder.
Hartwig schüttelte den Kopf. »Sie überschätzen mich.
Ich bin hier nominell Geschäftsführer, aber die Entscheidungen fallen in
Ditzingen. Wir führen nur das aus, was man sich dort hat einfallen lassen. Dr.
Gisbert Hundegger hat den Düsseldorfer hier herumgeführt, sich unsere
Unterlagen geben lassen, und dann haben die beiden miteinander gesprochen.«
Knudsen war auf seinem Stuhl nach vorn gerutscht. Er
schüttelte seinen rechten Zeigefinger, als würde er einem Kleinkind etwas
verbieten wollen. »Bei uns glaubt keiner den Quatsch, der in der Zeitung steht.
Die ticken doch nicht richtig. Hubert bringt doch keinen Menschen um. Das ist
doch alles Scheiße. Hubert wäre der Letzte, der zu so was fähig ist.«
»Gibt es andere Gründe für seinen Selbstmordversuch?«
Lüder hatte sich an Hartwig gewandt.
Der Geschäftsführer hatte die Lippen zu einem schmalen
Strich zusammengepresst. »Man kann nicht in einen Menschen hineinsehen«, sagte
er vorsichtig. »Verstehen tu ich das auch nicht. Hubert Fixemer hat sich immer
voll für den Betrieb und die Kollegen eingesetzt. Das ist sein Leben hier.
Andererseits – Hubert ist achtundvierzig. Wenn er und die anderen ihren Job
verlieren, bekommen die Älteren, zu denen er auch gehört, keinen neuen Job
mehr. Schon gar nicht in Neumünster. Der Mann hat Familie. Zwei Kinder, die
noch ausgebildet werden wollen, ein Haus, das nicht abbezahlt ist. Hubert würde
tief fallen. Wie viele andere auch.«
Knudsen räusperte sich. Es war ihm anzumerken, dass er
mit sich rang, ob er noch eine weitere Information preisgeben konnte. »Das
alles hat Hubert ordentlich mitgenommen«, sagte er stockend. »Das haut auf den
Zeiger.« Er fasste sich ans Herz. »Huberts Gesundheit war fix was angeknackst.
Hängt vielleicht auch mit der Psyche zusammen. Damit will ich nicht gesagt
haben, dass er depressiv war. Vielleicht fragen Sie mal seinen Arzt. Dr.
Tröger. Der hat seine Praxis am Großflecken. Das ist mitten in der Stadt,
gleich beim Rathaus.«
»Jetzt bist du zu weit gegangen, Knudsen.« Hartwig war
deutlich die Verärgerung anzumerken. »Du wirst doch nicht behaupten wollen,
dass Fixemer sich in geistiger Umnachtung erschießen wollte?«
»Ich habe nicht behauptet, dass Hubert plemplem ist.
Aber hier wirst du doch fertiggemacht. Mit Jack un Büx. Außerdem pfeifen es
sowieso die Spatzen vom Dach. Irgendwo hockt hier eine Plaudertasche. Nicht mal
mehr auf dem Lokus kannst du Vertrauliches reden.«
Lüder war hellhörig geworden. »War das schon immer
so?«
»Nee. Nix da.« Knudsen wartete nicht ab, bis der
Geschäftsführer die Antwort übernahm. »Seitdem der junge Hundegger mit diesem
komischen Unternehmensberater hier herumgeschlichen ist, kannst du keinem mehr
vertrauen. Alles geht sofort weiter nach Stuttgart. Der Feind hört mit.«
Als die Beamten
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