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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Dank war die Generation mittlerweile
ausgestorben, dachte Lüder, die an dieser Stelle stets angefügt hätte: Bei
Atsche wäre das nicht passiert.
    »Das ist alles halb so schlimm«, sagte Lüder und
lenkte die Aufmerksamkeit der Nachbarin geschickt auf deren Vorgarten.
    Doch Frau Mönckhagen kehrte nach einem Diskurs über
die erforderlichen Gartenarbeiten um diese Jahreszeit zu ihrem ursprünglichen
Thema zurück.
    »Nicht mal anständig bezahlen tun die unsere Polizei.
Wo kommen wir hin, wenn ein Beamter nicht mal mehr das Geld für das tägliche
Brot seiner Familie zusammenkriegt.«
    Lüder tat überrascht und musste sich die Geschichte,
dass Frau Mönckhagen den Einkauf im Supermarkt vorgestreckt hatte, aus der
Sicht der alten Dame anhören. Dabei wurde Lüder bewusst, dass mangels anderer
spannender Themen die Geschichte in ihrem Stadtviertel sicher kreisen würde.
    »Das war mein Fehler«, log Lüder. »Ich habe einen
größeren Betrag vom Girokonto auf das Sparkonto überwiesen und dabei nicht
bedacht, dass die Elektronik dabei verrücktspielt. Das läuft heutzutage alles
über den Computer.«
    Frau Mönckhagen nickte zustimmend.
    »Wie viel haben Sie ausgelegt?«, fragte Lüder und war
froh, durch die Abhebung mit der Kreditkarte genügend Barmittel im Portemonnaie
zu haben, um der Nachbarin das Geld zurückzugeben.
    Zu Hause wurde er von Sinje, der Jüngsten, stürmisch
begrüßt, während aus dem Obergeschoss ein ohrenbetäubender Lärm
herunterschallte. In das metallische Hämmern von Musik mischte sich das
elektronisch verzerrte Wimmern von Schusswaffen.
    Margit tauchte aus der Küche auf und hauchte ihm einen
Kuss auf die Lippen.
    »Hältst du das aus?«, fragte er und zeigte die Treppe
hoch.
    Sie zuckte resignierend die Schultern. »Ich habe es
den beiden zigmal gesagt, aber keiner hört auf mich. Viveka ist auch schon zu
einer Schulfreundin geflüchtet.«
    Lüder wollte die Treppe hinauf, aber Margit hielt ihn
am Ärmel fest. »Lass uns zunächst ein paar Worte wechseln«, bat sie und schob
Lüder in die Küche. Die geschlossene Tür dämmte nur unwesentlich den Lärm.
    »Was hat das mit dem gesperrten Konto auf sich?«, fragte
sie, und Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit. »Ich habe mir den Kontostand im
Internet angesehen und konnte nichts Außergewöhnliches feststellen.«
    »Ich verstehe das auch nicht. Da muss ein Fehler bei
der Bank passiert sein«, sagte Lüder und verschwieg seinen Besuch in der
Zweigstelle des Kreditinstituts. »Ich werde mich am Montag darum kümmern.«
    »Und dann beunruhigt mich, dass du wieder in
irgendwelche gefährlichen Fälle verwickelt bist. Gibt es einen Zusammenhang
zwischen deiner Reise nach Sylt und dem Mord, der durch alle Medien geistert?«
    Es hatte keinen Sinn, Margit anzulügen.
    »Du hast recht. Das ist eine brisante Sache. Es geht
um das internationale Business. Da ist mein Rat als Jurist gefragt.«
    Margit tätschelte seinen Arm. »Ich möchte nicht, dass
du dich wieder in Gefahr begibst.«
    Lüder griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Du
kannst unbesorgt sein.« Dann räusperte er sich. »Allerdings muss ich morgen
wieder nach Sylt.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Am Wochenende?«
    »Leider. Was hältst du davon, wenn wir alle in unseren
Bulli laden und ihr mitkommt? Wir könnten uns ein schönes Wochenende an der
Nordsee machen, und meine Arbeit werde ich nebenbei erledigen.«
    Über Margits Gesicht huschte ein freudiges Lächeln,
das im selben Augenblick aber gefror.
    »Und womit willst du das bezahlen, wenn wir erst am
Montag wieder an unser Konto können?«
    Lüder nickte traurig. »Dann verschieben wir das auf
das kommende Wochenende. Und heute Abend gehen wir alle zu unserem
Lieblingsitaliener.«
    Margit sah ihn aus großen Augen an und rieb Daumen und
Zeigefinger gegeneinander.
    »Ich habe genug«, sagte Lüder und setzte Sinje auf den
Boden, die sich umgehend auf den Weg ins Obergeschoss machte und laut »Pizza!
Pizza!« rief.

VIER
    Es war ein schöner und harmonischer Abend gewesen.
Sicher würden in nicht allzu ferner Zeit die großen Kinder ihr Desinteresse an
gemeinsamen Restaurantbesuchen bekunden. Das war der Lauf der Dinge. Deshalb
genoss Lüder jede gemeinsame Aktivität, für die noch alle Mitglieder der
Patchworkfamilie zu begeistern waren.
    Das traf auf das gemeinsame Frühstück am Wochenende
nicht zu. Der vierzehnjährige Thorolf hätte den Sonnabendmorgen lieber im Bett
verbracht und war erst nach einer wortreichen

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