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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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einem Stück Holz?«
    Als sie sich nach der Leine bückte, erstarrte sie mitten in der Bewegung.
    Der Schwanz des Tieres ragte steil in die Luft. Aufgeregt stöberte Trixi mit der Nase knapp über dem Boden umher. Nicht weit entfernt blieb sie unter der Krone eines ausladenden Baumes stehen. Lena atmete tief durch und packte ein Teil, das wie ein Stock aussah.
    »Da sind wir vorhin vorbeigekommen«, stellte Lena fest. Der Boden war durch den Regen der vergangenen Nacht aufgeweicht, und es brauchte wenig Anstrengung, mit einem Stock zu graben.
    »Oh mein Gott«, flüsterte Lena. Ihre Magennerven vibrierten. Erschüttert drehte sie sich weg.
    Sie setzte sich auf einen Baumstumpf und atmete bewusst tief, um das Zittern zu unterdrücken. Sie hob Trixi auf ihren Schoß und drückte den Hund. Fassungslos blickte sie wieder auf den Fund …
    ***
    Den ganzen Morgen hatten Andy und Lord in der Fußgängerzone, vor einer Boutique lagernd, verbracht.
    »Drei Euro, Lord, nur drei Euro sind wir denen wert«, murmelte der junge Punk und schüttelte die Schachtel mit den paar Münzen darin, um sie dann wieder vor sich abzustellen. Der Hund wedelte und schlabberte seinem Herrn übers Gesicht.
    »Es tut mir leid, Lord, aber du wirst unser Brot verdienen müssen«, flüsterte Andy und kraulte den mächtigen Nacken des Tieres.
    »He, du weißt genau, dass das unser Revier ist. Mach die Fliege!«, hörte er eine Stimme. Andy sah auf und erkannte den Skinhead, den man Ratte nannte. Dieser war umringt von seinen Freunden, die alle in Kampfstiefeln steckten.
    »Wir wollen in unserem Revier keine Sozialschmarotzer!«, sagte einer und entblößte dabei grinsend seine schiefen Zähne. Er trug an den Fingern mehrere überdimensional große Ringe.
    Als Lord leise, aber drohend knurrte, wichen die Kahlschädel zurück. Einer zog ein Messer. Bevor er es einsetzen konnte, erklang eine schrille Frauenstimme abseits des Szenarios.
    »Polizei, Polizei, der Skinhead hat ein Messer, Hilfe, Hilfe!«
    Etliche Passanten blieben stehen. Die Skinheads blickten auf ihren Anführer. Der gab mit dem Kopf einen Wink, und die Bande lief davon.
    »Wir sehen uns wieder!«, rief Ratte über die Schultern zurück.
    »Willst du mitmachen oder bist du ein Weichei?«
    Ratte sah Andy aus seinen hellen Augen an und schlug mit der Faust auf den Tresen. Seine Kiefer mit den spitzen Rattenzähnen, denen er wohl seinen Namen verdankte, mahlten unaufhörlich. Die anderen Gäste in der verrauchten Kneipe sahen nur kurz auf, ehe sie sich wieder ihren Getränken widmeten.
    »Hast wohl Schiss, dein Köter hält das nicht durch«, mutmaßte Ratte grinsend. Andy zögerte. Doch er brauchte dringend Geld, denn er hatte Schulden, ausgerechnet bei Ratte. Wer ihn kannte, wusste, dass es ungesund war, Schulden nicht zurückzuzahlen.
    Er sah seinem Widersacher ins Gesicht. »Okay, wann und wo?«
    ***
    Der Smart kam die schmale Straße zum Silberbuck waghalsig schnell hochgefahren, dicht gefolgt von einem Polizeiauto. Abrupt bremste der Kleinwagen. Kommissarin Nürnberger schien keine gute Laune zu haben, denn sie blickte verkniffen.
    »Sie schon wieder, Frau Wälchli!«
    Sie musterte Lena, die sich von dem Baumstumpf erhoben hatte. Dann ließ sie ihren Blick auf Trixi ruhen.
    »Du findest also immer so seltsame Sachen.«
    Sie schmunzelte leicht und fuhr Trixi kurz über den Kopf.
    Bertaluise Nürnberger trug Jeans. Die gelben Ohrringe passten perfekt zum kanariengelben Pullover. Um ihren schwarzen Zopf hatte sie eine gelbe Schleife gebunden.
    Sie sprach kurz mit einem der Beamten. Der stieg aus, öffnete den Kofferraumdeckel und entnahm eine Schaufel.
    »Also, wo ist es?«, knurrte sie unfreundlich, und ihre Augen blitzten Lena an.
    Schweigend ging Lena voran und je mehr sie die Kommissarin ins Unterholz führte, desto mehr konnte sie spüren, wie die Nürnbergerin kochte. Lena wusste, die Kommissarin würde Gift und Galle spucken, wenn sie Lenas Fund als unwichtig einstufte.
    »Da«, Lena deutete hinter den umgestürzten Baum. Die Kommissarin gab dem Beamten einen Wink. Er zögerte, als er sah, was Lena bereits freigelegt hatte. Belu beugte sich über den Baumstamm.
    »Oh, du heilige Scheiße«, entfuhr es ihr. Dann drehte sie sich zu Lena um, sagte kurz: »Entschuldigung«, und zu dem Beamten: »Helfen Sie mir mal.« Leichtfüßig ließ sie sich über den Baumstamm geleiten. Lena beobachtete, wie der Beamte grub. Sie konnte das Gesicht der Kommissarin sehen. Die Gesichtsmuskeln zuckten.

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