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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Sklaventreiber aufgegeben hatte und bereit war, dieses Bein auszubuddeln ... und den Körper dazu, der am Ende dann doch kein Chinese war, sondern ein ganz gewöhnlicher Toter.
    Was eigentlich gar nicht so schlimm war. Auch, wenn er das seinem Vetter gegenüber niemals zugegeben hätte, so war ihm doch noch nie ein Toter über den Weg gelaufen.
    Aber als er mit seinen blauen Spaten zustach und wieder eine Sandlawine in die Grube raste, schaute seine Tante Doris zu ihnen hinunter.
    Seine Tante, Fingals Mama.
    Zuerst starrte sie.
    Dann schrie sie.
    Und dann kam seine eigene Mama dazu und schrie ebenfalls, und dann wurden er und Fingal aus dem Chinesenloch gezogen, und von allen Seiten strömten die Leute herbei, Tanten mit nackten und Tanten mit verhüllten Titten, und Onkel mit und ohne Sonnenbrillen, mit weiten flatternden Badehosen und mit kleinen dünnen, die fast zwischen ihren Arschbacken verschwanden, und alle zeigten in das Loch und riefen wild durcheinander.
    »Nichts anfassen! Nichts anfassen!«, schrie ein großer dicker Kerl, lauter als alle anderen. »Im Sand ist eine Leiche vergraben. Nichts anfassen, bis die Polizei kommt!«
    Und Hennings Mama nahm Henning auf den Arm, und Fingals
Mama tat dasselbe mit Fingal, und im Loch lagen ein roter und ein blauer Spaten, für die kein Mensch sich mehr zu interessieren schien.
    Aber diese Füße (denn beim letzten energischen Spatenstich war noch ein Fuß aufgetaucht) fanden alle umso spannender.
    Das ist dann sicher doch so ein Chinese, dachte Fingal.
    »Die Erde ist rund«, rief er und winkte allen anderen zu, als seine Mama mit ihm zu ihren Handtüchern und Würsten und Äpfeln und Rosinenbrötchen und Butterbroten und rotem und gelbem Saft zurücklief. »Verflixt rund!«

III

23
    22. Juli 1983
     
    Zuerst begriff sie nicht, was die Person da sagte. Die roten Digitalziffern der Uhr zeigten 01.09 Uhr. Ihr Ärger darüber, dass jemand die Frechheit besaß, um diese Zeit anzurufen, mischte sich mit der Angst, es könnte etwas passiert sein. Ein Unfall? Ihre Eltern? Ihr Bruder? Arnold oder Mikaela ... nein, die schliefen doch im selben Zimmer wie sie selber.
    »Verzeihung? Was haben Sie gesagt?«
    »Ich möchte mit Magister Maager sprechen.«
    Eine Schülerin. Die Unruhe verflog. Ein Mädchen von fünfzehn oder sechzehn Jahren, das nachts um zehn nach eins anrief, mehr nicht. Magister Maager? Arnold drehte sich im Bett um, dann war das erste unverkennbare Schluchzen aus dem Kinderbettchen zu hören. Mikaela war wach und würde in wenigen Sekunden losbrüllen. Das stand fest. Es kam zwar nicht jede Nacht vor, aber auf jeden Fall jede zweite.
    Und manchmal nicht nur einmal. Auch ohne Hilfe des Telefons. Jetzt war sie nur noch wütend.
    »Was soll denn das, mitten in der Nacht anzurufen? Wir haben ein kleines Kind und haben wirklich Besseres zu tun als ...«
    Sie verlor den Faden. Die andere sagte nichts. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, die Anruferin habe einfach aufgelegt, doch dann hörte sie aus dem Hörer einen leicht schnaufenden Atem. Arnold knipste die Lampe an und setzte sich im Bett auf. Sie gab ihm ein Zeichen, sich um Mikaela zu kümmern, und er stand auf.

    »Was willst du?«, fragte sie verkniffen.
    »Mit Maager reden.«
    »Und warum?«
    Keine Antwort. Mikaela wimmerte vor sich hin, und Arnold nahm sie hoch. Warum zum Teufel lässt er sie nicht liegen, dachte sie. Es hätte doch gereicht, ihr den Schnuller in den Mund zu stecken. Jetzt würde sie in der nächsten halben Stunde nicht wieder einschlafen.
    »Wie heißt du?«, fauchte sie in den Hörer. »Du musst doch einsehen, dass du um diese Zeit niemanden anrufen kannst!«
    »Ich muss mit ihm sprechen. Sagen Sie ihm bitte, dass er in einer Viertelstunde auf der Eisenbahnbrücke sein soll?«
    »Auf der Eisenbahnbrücke? Hast du den Verstand verloren? Was soll das eigentlich, du kleine ... kleine ...«
    Ihr fiel keine passende Bezeichnung ein. Sie hätte sonst zu Unflätigkeiten greifen müssen, aber dann hätte sie das Gefühl gehabt, die Lage gänzlich aus der Kontrolle zu verlieren. Jetzt gellte Mikaelas erster lauter Schrei durch das Zimmer. O verdammt, dachte sie, was ist bloß los?
    »Kann ich jetzt mit ihm sprechen?«
    »Nein.«
    »Es ist ... es ist wichtig.«
    »Und worum geht es?«
    Erneutes Schweigen. Im Hörer und von Mikaela, die offenbar müde war und nicht genug Energie hatte, um ihr ganzes Repertoire durchzuspielen. Sie schien zum Glück damit zufrieden zu sein, über Papas

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