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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Zeitungsschmierer?«
    »Sicher«, sagte Münster. »Das tut er sicher.«
    »Es gibt nichts Übleres als falsche Anklagen.«
    »Nichts«, sagte Münster. »Abgesehen von echten. Ich lass von mir hören.«
    »Tu das«, sagte Moreno.
     
    Ein schwarzer Hund stand kläffend vor seiner Hütte, als sie die Rezeption suchte. Tiefes, dumpfes Bellen, wie aus einem Brunnen, ein fast surrealistischer Kontrast zu dem gepflegten Park und den blassgelben Gebäuden, dachte Moreno.
    Aber auch ein passendes Symbol für ihre eigenen schwarzen Gedanken. Zerberus vielleicht? Eine Erinnerung an den Abgrund und den Weg, den wir alle gehen müssen? Sie fragte sich, warum sich die Besitzer des Tieres nicht entledigten oder es frei herumlaufen ließen. Es konnte doch wirklich kein Trost für die armen zerbrochenen und verwirrten Seelen sein, die hier aufbewahrt wurden.
    Sie fand den richtigen Eingang und stellte sich einer rothaarigen Frau in einem weißen Kittel vor, die hinter einem Glasschalter saß.
    »Arnold Maager, ja«, sagte die Frau mit nervösem Lachen. »Ich glaube, Sie sollten mit Frau Walker sprechen.«

    »Frau Walker?«
    »Sie leitet die Klinik. Einen Moment bitte.«
    Sie drückte auf vier Knöpfe ihrer Telefonanlage.
    »Warum muss ich mit der Leiterin sprechen? Ich will doch nur Herrn Maager besuchen.«
    Die Rothaarige zögerte.
    »Einen Moment.«
    Sie trat drei Schritte von ihrem Schalter zurück und kehrte Moreno den Rücken zu. Sprach mit gedämpfter Stimme in ihr Telefon. Wandte sich dann mit gedämpftem Erröten wieder Moreno zu. »Sie können sofort zu Frau Walker. Dritte Tür rechts, da gegenüber.« Sie zeigte auf einen kurzen Gang.
    »Danke«, sagte Moreno und ging in die angewiesene Richtung.
    Klinikchefin Walker war eine kleine dunkle Frau von Mitte Sechzig. Sie thronte hinter einem gigantischen Schreibtisch. Kommt mir fehl am Platze vor, dachte Moreno. Eine Taube neben einem Fußballplatz, so ungefähr. Die Frau erhob sich, umrundete den halben Platz und grüßte, als Moreno die Tür hinter sich geschlossen hatte. Mit ihrem einen Bein schien etwas nicht zu stimmen. Sie stützte sich auf einen dunkelbraunen Stock — möglicherweise war diese leichte Behinderung der Grund, weshalb sie sich überhaupt die Mühe gab, aufzustehen. Als eine Art Demonstration.
    Und dazu kam eine spürbare Unruhe. Der übertriebene Wille, sich nützlich zu machen, der ganz offen zu Tage trat und den Moreno nicht begreifen konnte. Sie hatte angerufen und ihr Kommen angekündigt, hatte aber nur einen Anrufbeantworter erwischt. Hatte sich zwar als Kriminalbeamtin vorgestellt, doch dass die Anstalt so viel Dreck am Stecken hatte, wie diese Frau jetzt signalisierte, konnte sie kaum glauben.
    Die Erklärung erfolgte recht bald.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Frau Walker. »Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.«

    »Ach?«, fragte Moreno und blieb stehen. »Ich wollte doch nur kurz mit Arnold Maager sprechen. Wo ist da das Problem?«
    »Er ist nicht hier«, sagte Frau Walker.
    »Bitte?«
    »Arnold Maager hält sich nicht in der Klinik auf. Er hat das Haus verlassen.«
    Das Haus verlassen, dachte Moreno. Arnold Maager? Hat die Frau denn den Verstand verloren?
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie. »Wo ist er?«
    »Das wissen wir nicht. Er ist seit Samstagnachmittag verschwunden... es tut mir wirklich Leid, dass Sie sich vergebens herbemüht haben. Aber da Sie keine Nummer hinterlassen hatten, unter der wir Sie erreichen konnten, haben wir ...«
    »Auf welche Weise ist er verschwunden?«, fiel Moreno ihr ins Wort.
    Frau Walker setzte sich wieder hinter ihren Schreibtisch.
    »Wir wissen nicht genau, wann. Und nicht, wie. Irgendwann am Nachmittag, da macht er immer einen Spaziergang durch den Park. Beim Abendessen haben wir ihn dann vermisst. Am Samstag, meine ich.«
    »Und er hat nicht gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein.«
    »Ist Herr Maager auch früher schon verschwunden?«
    »Nein«, sagte Frau Walker müde. »Nie. Manche Patienten laufen manchmal weg ... nach Hause, genauer gesagt ... aber Maager war in der ganzen Zeit immer hier.«
    »Sechzehn Jahre?«, fragte Moreno.
    »Ja, so ungefähr«, bestätigte Frau Walker. »Wir machen uns große Sorgen und haben heute Morgen überlegt, was wir jetzt unternehmen sollen.«
    »Haben Sie die Polizei über sein Verschwinden informiert?«
    »Sicher«, erklärte Frau Walker.
    »Wann denn?«
    Die Klinikchefin betrachtete ihre gefalteten Hände.
    »Vor zwei Stunden.«

    Große Klasse, dachte

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