Der Tote vom Strand - Roman
haben.«
»Ja, vielleicht«, sagte Baasteuwel. »Aber was sollte ihr Anruf. . . wenn sie es denn war ... mit seinem Verschwinden zu tun haben?«
Moreno zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Vielleicht wollten sie sich danach treffen. Er redet ja ohnehin nicht viel, und am Telefon ist es sicher nicht leichter ... ja, sie kann sich mit ihm verabredet haben.«
Baasteuwel hob skeptisch eine Augenbraue, während er schwieg und über diese Überlegung nachzudenken schien. Das dauerte fünf Minuten, dann senkte er die Augenbraue wieder. Er müsste sie ein bisschen beschneiden, dachte Moreno.
»Und warum erwähnt sie das nicht, wenn sie anruft und die Polizei zusammenstaucht?«, fragte er. »Sie meldet sich laut Vegesack mindestens zweimal täglich. Verdammt anstrengende Frau, ich hab mir ihre Tiraden selber anhören müssen.«
»Weiß nicht«, sagte Moreno und schüttelte den Kopf. »Ich habe Urlaub. Aber vielleicht sollten wir Rücksicht darauf nehmen, dass ihre Tochter verschwunden ist ...«
»Ja, das ist klar«, sagte Baasteuwel.
Sie beendeten ihr Hauptgericht und bestellten Kaffee. Baasteuwel
steckte sich eine Zigarette an und stützte sich auf seinen Ellenbogen auf. Sah für einen Moment unergründlich aus, dann lachte er plötzlich.
»Vrommel«, sagte er. »Möchtest du nicht wissen, wie ich das Problem mit unserem Herrn Polizeichef angehen werde?«
»Doch«, gab Moreno zu.
»Auf folgende Weise«, erklärte Baasteuwel und sah fast erwartungsvoll aus. »Da ich ihm keine in die Fresse hauen kann und es auch kaum möglich ist, alle Welt auszuhorchen, ohne dass er davon erfährt, habe ich mich an die Presse gewandt.«
»An die Presse?«, fragte Moreno.
»Die lokale. An Aaron Wicker, den Chefredakteur des Westerblattes. Sie sind Todfeinde, Vrommel und er, wenn ich die Zeichen richtig gedeutet habe. Und er ist alt genug, um die Maagergeschichte zu kennen. Er hat damals zehn Kilometer Text darüber geschrieben, behauptet er. Ich bin morgen Abend mit ihm verabredet, leider ist er den ganzen Tag auf Reportagetour... aber dann, dann wird verdammt noch mal Klarheit in diese unergründliche Suppe gebracht.«
»Sehr gut«, sagte Moreno. »Und wenn dann noch etwas fehlt, so wohne ich zufällig bei einer Mitarbeiterin von Wicker.«
Baasteuwel kippte für einen kurzen Moment die Kinnlade herunter.
»Du hast deine eigenen Wege, ich muss schon sagen. Verbringst du alle deine Ferien auf diese Weise?«
»Du solltest mich mal erleben, wenn ich im Dienst bin«, sagte Moreno.
»Ich habe ja auch ein paar Überlegungen angestellt«, sagte Baasteuwel, als der Kaffee serviert worden war. »Statt nur herumzulaufen und ein tüchtiger Polizist zu sein.«
»Wirklich?«, fragte Moreno. »Und worüber hast du nachgedacht?«
»Über den Mord. Den an Van Rippe, meine ich. Allerdings komme ich nicht weiter.«
»Das passiert mir auch manchmal«, gestand Moreno. »Einmal im Jahr oder so. Lass hören.«
Baasteuwel zeigte seine unregelmäßigen Zähne und grinste.
»Du bist hübsch, dafür, dass du bei den Bullen bist«, sagte er. »Bist du verheiratet?«
»Was zum Teufel hat das mit dem Fall zu tun?«, fragte Moreno.
Baasteuwel beugte sich über den Tisch.
»Ich will nur nicht, dass du mich anbaggerst«, sagte er. »Ich habe Frau und vier Kinder, ich betrachte es als meine Pflicht der Menschheit gegenüber, meine Gene zu verbreiten.«
Moreno prustete los, und Baasteuwel bleckte wieder die Zähne.
»Aber um zum Thema zurückzukehren«, sagte er dann. »Dieser arme Van Rippe ... ich frag mich ja doch die ganze Zeit, was es mit seinem Tod auf sich hat. Es ist doch verdammt ungewöhnlich, Leute auf diese Weise zu ermorden. Ihnen etwas ins Auge zu bohren? Auf die Idee muss man erst mal kommen, meine ich ... falls er nicht schlafend im Sand lag, natürlich. Aber warum hätte er am Strand schlafen sollen?«
»Er kann ja auch dorthin gebracht worden sein«, sagte Moreno.
»Ja, ich halte es auch für wahrscheinlich, dass es so war«, sagte Baasteuwel. »Kein Mensch schläft doch nachts am Strand, und es müsste ein überaus kaltblütiger Mörder sein, der einfach so einen Sonnenbader ersticht. Außerdem ist man tagsüber doch nicht einsam am Strand, wenn ich das richtig verstanden habe ... auch wenn mein dienstlicher Einsatz mich daran hindert, diese Auskünfte zu überprüfen. Also ist er nach dem Mord dorthin gebracht worden.«
Moreno dachte nach.
»Das kann nicht sein«, sagte sie dann.
»Weiß ich«, sagte
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