Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
Baasteuwel. »Erzähl mir, warum es nicht sein kann.«
    Moreno dachte, dass sie nichts dagegen hätte, jeden Tag mit
Baasteuwel zusammenzuarbeiten. Er schien klarer zu denken als die meisten anderen und liebte es offenbar, die Dinge durch Diskussionen und Wortwechsel voranzutreiben. Er war ganz einfach kreativ.
    »Dieses schlampige Begräbnis«, sagte sie. »Wenn der Mörder wirklich die Zeit hatte, den Leichnam vom Tatort zu entfernen, dann hätte er sicher auch Zeit gehabt, ihn besser zu verstecken. Ihn zumindest etwas tiefer zu begraben. Und warum sich einen Ort aussuchen, an dem jeden Tag Hochbetrieb herrscht? Es muss doch hundert Stellen geben, wo er überhaupt nicht entdeckt worden wäre. Oben in den Dünen zum Beispiel. Nein, trotz allem glaube ich, dass es überstürzt passiert ist. Der Mörder hatte es eilig. Hat sein Opfer so gut es ging verscharrt und ist dann weggelaufen.«
    »Es war also kein besonders vorsätzlicher Mord, mit anderen Worten?«
    »Vermutlich nicht.«
    »Und es ist gerade da und dort passiert?«
    »Vermutlich ja.«
    Baasteuwel nahm sich eine neue Zigarette und seufzte.
    »Wir sollten vielleicht Kohlers Idee verfolgen.«
    »Welche denn?«
    »Die Armee holen und den ganzen Strand durchkämmen.«
    »Wir haben schon die nächste Umgebung geschafft«, sagte Moreno. »Aber die haben wohl nichts gefunden. Die Jungs von der Technik, meine ich.«
    »Einen Schuh«, sagte Baasteuwel. »Die richtige Größe, kann Van Rippe gehören, aber das wissen wir noch nicht. Lag ungefähr zehn Meter weiter.«
    »Feine Spur.«
    »Hervorragend. Vrommel hat ihn auf seinem Schreibtisch stehen und versucht, ihn zu analysieren. Muss ein Auge darauf haben, damit er ihn nicht verschusselt. Er müsste natürlich ins Labor geschickt werden, aber das ist bisher noch nicht passiert... ja ja ...«

    Plötzlich gähnte er, und Moreno hatte sofort Lust, mit einzustimmen.
    »Dann sorg dafür, dass es passiert«, sagte sie und schaute auf die Uhr. »Kümmer dich um den Schuh und behalte Vrommel im Auge. Bezahlen wir? Oder hast du noch mehr auf dem Herzen? Du hast morgen einen Arbeitstag, wenn ich mich nicht irre.«
    »Hrm«, grunzte Baasteuwel. »Ja, sicher. Aber ich habe nichts gegen harte Tage. Was mir wider die Natur geht, ist, still herumzusitzen und Däumchen zu drehen.«
    Moreno fiel plötzlich seine einleitende Frage ein.
    »Bist du deshalb zur Polizei gegangen, wenn ich fragen darf? Um nicht Däumchen drehen zu müssen?«
    Baasteuwel sah für einen Moment sehr nachdenklich aus.
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Ich bin zur Polizei gegangen, weil ich gern Arschlöcher fertig mache. Alle werde ich sicher nie erwischen, es gibt viel zu viele, aber bei jedem Mistkerl, dem ich Ärger machen kann, fühle ich mich ein bisschen besser. Meine Frau findet das pervers.«
    Er lächelte, ohne seine Zähne zu zeigen.
    »Es gibt schlechtere Gründe, Bulle zu werden«, sagte Moreno.
    »In der Tat«, erwiderte Baasteuwel. »Ich melde mich auf jeden Fall morgen Abend. Wenn du noch so lange bleibst?«
    Moreno nickte.
    »Mindestens bis Samstag. Morgen bin ich mit einer jungen Dame verabredet.«
     
    Die junge Dame war schon schlafen gegangen, als sie in die Zinderslaan zurückkehrte, ihre Mutter aber saß in der Küche und las Korrektur.
    »Komme mir vor wie eine Zigeunerin«, sagte Moreno. »Schwirre durch die Gegend und wechsle mehrmals pro Woche meinen Wohnsitz.«
    »Zigeunerinnen sind angenehme Menschen«, sagte Selma Perhovens. »Möchtest du Tee?«

    Das wollte Moreno. Es war zwar schon nach halb zwölf, aber wenn sie einige Worte und Erfahrungen wechseln wollten, dann taten sie das vielleicht besser, wenn Drusilla nicht in der Nähe war.
    »Tim Van Rippe«, sagte Selma Perhovens. »Wir werden den Namen morgen veröffentlichen. Du hast nichts dagegen, hoffe ich?«
    »Rein gar nichts«, sagte Moreno. »Die nächsten Angehörigen wissen ja schon Bescheid.«
    »Gut. Hätte nichts dagegen, noch mal über die ganze Maagergeschichte zu reden. Dachte, es könnte angebracht sein, auch darüber zu schreiben. Falls wir das für ratsam halten. Mit ein paar kleinen Veränderungen vielleicht? Nächste Woche oder so ... welchen Tee möchtest du? Ich habe zweiundsechzig Sorten.«
    »Stark«, sagte Moreno.

35
    23. Juli 1999
     
    Am Freitag stellte sich der Hochdruck wieder ein. Die südwestlichen Schlechtwetterfronten waren weitergezogen, und das Barometer jagte nach oben. Schon um sieben Uhr morgens zeigte das große Thermometer an der Wand der

Weitere Kostenlose Bücher