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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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irgendeinem Grund in ihren Kinderkopf hatte eintrichtern wollen, und auch wenn sie aus der Richtung sonst nicht viel Weisheit mitbekommen hatte, war sie jetzt doch bereit, ihrer Mutter in diesem Punkt Recht zu geben. Sie kam mühselig auf die Beine und ging dann ins Wasser.
     
    »Baasteuwel, Kriminalinspektor«, sagte Baasteuwel.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Spreche ich mit Doktor deHaavelaar?«
    »Was wollen Sie?«

    »Nur ein paar Fragen stellen. Ich arbeite an dem Fall Van Rippe, von dem Sie sicher in der Zeitung gelesen haben. Es scheint da einen gewissen Zusammenhang mit einem anderen Fall zu geben, der einige Jahre zurückliegt. Dem Mord an Winnie Maas. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Wenn ich will«, sagte deHaavelaar.
    »Sie haben die Tote damals untersucht?«
    »Ich habe nichts mehr hinzuzufügen.«
    »Ich möchte nur eine Frage klären.«
    »Da braucht nichts mehr geklärt zu werden. Hat der Polizeichef diesen Anruf gestattet? Denn er leitet die Ermittlungen ja wohl.«
    Baasteuwel legte eine kurze Pause ein, ehe er sagte:
    »Darf ich fragen, was hinter Ihrer Weigerung steckt, mit uns über diese Sache zu reden?«
    Aus dem Hörer war ein gereiztes Schnauben zu hören.
    »Ich habe wichtigere Dinge zu tun«, sagte deHaavelaar. »Vor ein paar Tagen hat mich bereits eine Kollegin von Ihnen belästigt.«
    »Inspektorin Moreno?«
    »Ja. Ich wollte mich eigentlich bei Vrommel beschweren, aber dann habe ich doch beschlossen, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.«
    »Ich verstehe«, sagte Baasteuwel. »Aber die Sache ist nun so, dass Sie entweder meine Fragen telefonisch beantworten oder von einem Streifenwagen auf die Wache geschafft werden. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
    DeHaavelaar verstummte. Baasteuwel steckte sich eine Zigarette an und wartete.
    »Was zum Teufel wollen Sie denn wissen?«
    »Nur ein paar Kleinigkeiten. Ich habe hier das Verhandlungsprotokoll vor mir liegen. Von der Verhandlung gegen Arnold Maager, meine ich. Und da fällt mir eins doch sehr auf.«
    »Ach?«
    »Sie haben vor Gericht nicht ausgesagt?«

    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es war nicht nötig. Es ist üblich, aber nicht vorgeschrieben. Der Fall war doch sonnenklar, und ich hatte andere Aufgaben.«
    »Aber Sie haben ein Gutachten geschrieben? Das dann vor Gericht verlesen wurde?«
    »Sicher. Worauf wollen Sie hinaus, zum Teufel?«
    »Hier steht, dass Sie die junge Winnie Maas untersucht haben — zusammen mit einem Obduzenten namens Kornitz —, und zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sie schwanger war. Stimmt das?«
    »Sicher.«
    »Aber hier steht kein Wort darüber, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten war.«
    »Nicht?«, fragte deHaavelaar.
    »Nein.«
    »Seltsam. Das müsste doch da stehen. Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, aber sie war noch nicht sehr weit gekommen... fünf oder sechs Wochen.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Absolut.«
    »Es könnte also nicht die Rede von etwas mehr sein? Von zehn oder zwölf Wochen oder so?«
    »Natürlich nicht«, protestierte deHaavelaar. »Was zum Teufel wollen Sie da eigentlich andeuten?«
    »Gar nichts«, sagte Baasteuwel. »Wir überprüfen das nur, weil diese Auskunft fehlt.«
    DeHaavelaar sagte nichts dazu, und sie schwiegen wieder für einige Sekunden.
    »Sonst noch was?«
    »Im Moment nicht«, sagte Baasteuwel. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Bitte sehr«, sagte Doktor deHaavelaar und legte auf.
    Sieh an, dachte Baasteuwel und musterte das Telefon mit grimmigem Lächeln. Er lügt, der Mistkerl.

    Und das ist ja auch nur gut und richtig, dachte er dann. Da wir ihm das absolut nicht beweisen können. Zumal Obduzent Kornitz vor drei Jahren gestorben ist.
    Es wäre aber interessant zu wissen, warum er log.
     
    Ewa Moreno hatte ihr Telefon nicht mit an den Strand genommen, doch als sie und Drusilla gegen halb fünf in die Wohnung zurückkehrten, lagen zwei Mitteilungen vor.
    Die erste stammte von Münster. Er klang ungewöhnlich schwermütig und bat um baldestmöglichen Rückruf.
    Ihr ging auf, dass es ihr ein weiteres Mal gelungen war, Lampe-Leermann und die Pädophilenfrage von ihrer gedanklichen Tagesordnung zu streichen (obwohl sie noch wusste, dass der Schleimscheißer in ihrem Strandtraum kurz aufgetaucht war), und als sie nun wieder zur Sprache kamen, hatte sie erneut das Gefühl, dass ihr ein Würgehalsband umgelegt würde.
    Verdammt, dachte sie. Das darf einfach nicht wahr sein.
    Sie wählte sofort Münsters Nummer, bekam ihn

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