Der Toten tiefes Schweigen
stritten. Sirenen.
Simons Handy klingelte, als er aus seinem Wagen stieg. »Kann nicht sprechen. Eine Schießerei.«
»O Gott, Chris liegt im Badezimmer auf dem Boden, er hat einen Anfall.«
»Sir?« Der Leiter der bewaffneten Sondereinheit trat zu ihm, und Simon trennte die Verbindung mit Cat.
Sie hatten am Tatort gute, schnelle Arbeit geleistet. Alle, die vor dem Club Schlange gestanden hatten, waren drinnen im Foyer, Neugierige wurde zurückgehalten, Absperrbänder waren an Ort und Stelle. Die Rettungswagen waren da, in denen zwei Sanitäter die jungen Leute auf Schocksymptome untersuchten, vier oder fünf weitere waren hinter den Abschirmungen tätig, die man errichtet hatte.
Simon ging hindurch. Eine Person lag am Boden, abgedeckt, Blut sickerte hervor. Eine andere war durch ein Gewirr aus grünbekleideten Gestalten verdeckt, Infusionsflaschen wurden hochgehalten. NOTARZT . Fluoreszierende gelbe Buchstaben auf grünen Jacken.
»Eine tot, die andere schwerverletzt. Sie gehörten zu einer Gruppe, die im Club einen Junggesellinnenabschied feiern wollte. Zwei von den anderen sind drinnen und werden behandelt, aber ihr Zustand ist nicht kritisch. Stehen nur unter Schock. Der da geht es so schlecht, dass sie nicht transportfähig ist.«
»Sind ihre Personalien festgestellt worden?«
»Ja. Die anderen Mädchen haben es uns gesagt. Die Tote ist Claire Pescod.«
»Vermutungen, woher die Schüsse kamen?«
Der Leiter von Einheit zwei deutete auf die Häuser gegenüber. »Entweder von da drinnen, aber es ist ein baufälliges Gebäude …«
»Der alte Kornspeicher.«
»… oder von nebenan … Büros – die obere Etage nicht vermietet, um die Zeit keiner da.«
»Nachtwächter?«
Der bewaffnete Beamte schüttelte den Kopf.
»Eine Spur von dem Schützen?«
»Ich habe beide Gebäude abriegeln lassen, und sie sind gesichert. Wir werden hineingehen, nachdem wir draußen alles überprüft haben. Wenn er da drinnen ist, dann kommt er nicht weit.«
»Wie lange ist es her?«
»Zwanzig Minuten. Wir sind seit zehn Minuten hier – Sondereinheit eins kam gleich nach uns.«
»Gut. Danke. Ich gehe hinein. Wer ist noch da?«
» DS Willis, DC Green.«
Die dicht um die Trage gedrängten Sanitäter hoben das verletzte Mädchen gleichmäßig, langsam an, die Infusionsflaschen wurden noch in die Höhe gehalten.
» DC Green?«
»Sir?« Fiona Green wandte sich vom Clubeingang ab.
»Fahren Sie im Rettungswagen mit. Sieht nicht so aus, als wäre sie in der Lage, etwas zu sagen, aber wir brauchen alles, was Sie kriegen können. Geben Sie mir Bescheid.«
»Okay, Sir.«
»David?« Simon sprach Sergeant Willis an, als er ins Foyer des Clubs trat. »Ich muss hier eine provisorische Einsatzzentrale einrichten. Gibt es ein Büro?«
»Der Geschäftsführer hat uns sein Büro zur Verfügung gestellt, Chef. Er ist bei den anderen Angestellten. Sie warten in der Bar.«
»Wie viele Uniformierte haben wir?«
»Vier draußen, zwei drinnen.«
»Das reicht vorerst. Gut, machen wir weiter.«
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Zwanzig
E r war nicht außer Atem. Zweihundert Meter hatte er in gleichmäßigen Schritten zurückgelegt. War in den Lieferwagen gestiegen, hatte sich in Bewegung gesetzt, war auf die Bevham Road gefahren. Hatte auf der Umgehungsstraße Gas gegeben.
Fünf Kilometer. Nach links abgebogen. Landstraße. Siebzig gefahren. Nach rechts auf den alten Flugplatz abgebogen.
Kaninchen flohen vor den Scheinwerfern. Die Nacht war warm.
Die Scheinwerfer ausgeschaltet. Den Motor abgestellt. Taschenlampe. Es dauerte zwei Minuten, bis er die Folie abgezogen hatte.
D. F. STOKES . KLEMPNER . HEIZUNGSMONTEUR . EINGETRAGEN IM HANDWERKSREGISTER . 07 765 400 119 .
Er rollte die Plastikfolie auf und ließ sie unter eine der Wellblechplatten des Hangars gleiten, zwischen den Metallbügel und die Stütze. Die siebte Stütze von vorn. Die Folie war vollkommen verborgen.
Gegen zehn nach neun war er wieder auf der Straße. Zurück in den Ort.
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Einundzwanzig
S chick den Krankenwagen fort«, sagte Richard Serrailler.
»Dad, er muss ins Krankenhaus.«
»Du hast doch gehört, was dein Vater gesagt hat. Schick den Krankenwagen fort. Und du hast gehört, was ich gesagt habe, verdammt. Tu’s einfach, warum kannst du das nicht?«
Cat wusste, dass das nicht Chris war, der gleichmütige, fröhliche Chris, nicht der Chris, der ihr Mann war, sondern ein anderer, ein reizbarer Fremder, der sich auf dem Sofa zurücklehnte, ein Kissen unter dem Kopf.
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