Der Toten tiefes Schweigen
wollte einen Partner und vermutlich einen Ehemann für sie aus seiner Sekte auswählen, um sicherzugehen, dass sie gerettet war, »drinnen«, wie er es ausdrückte. Wahrscheinlich würde Phil, ebenso wie Lizzie, nie »drinnen« sein.
Wie hatte Tom das in einer Ferienwoche zustoßen können, wie war es möglich, dass sein Verstand durch diese Menschen derart verändert, seine gesamte Lebenseinstellung manipuliert worden war? Lizzie hatte gesagt, es sei, als lebe man mit einem Außerirdischen zusammen, und Helen war verärgert gewesen und hatte dafür gesorgt, dass sie ihre Worte zurücknahm. Tom war ihr Bruder. Doch Lizzie hatte recht. Dieser neue Tom war ein Außerirdischer.
Helen lag noch lange wach, beunruhigt und besorgt, und sehnte sich nach dem früheren, unbeschwerten, fröhlichen Tom, dem Tom, der herumalberte. Nach dem Tom, der lachte.
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Vierzig
D ichtgedrängt saßen sie im Konferenzraum.
»Okay, Kollegen, der Töpfermarkt in Lafferton, Samstag, 27 . Oktober.«
Der Leiter der Sondereinheit zwei zeigte auf die Karte an der Wand.
»Zuerst der Zeitplan. Der Aufbau des Jahrmarkts beginnt am Freitagabend und dauert bis Mitternacht. Wir haben eine Liste von Schaustellern – das heißt von den offiziellen, die mit dem Jahrmarkt ziehen, hauptsächlich Familienbetriebe, diejenigen, die jahraus, jahrein kommen. Mit denen gibt es kein Problem. Es sind die komischen Käuze, die vielleicht einen Gelegenheitsjob kriegen, Cash auf die Kralle, keine Namen, keine Papiere. Jeder Schausteller auf der Liste hat ein Namensschild erhalten. Ob sie die nun tragen oder nicht, ist eine andere Sache, doch die Schutzpolizei wird versuchen, sie dazu anzuhalten. In der Regel ist der Jahrmarkt der Allgemeinheit jederzeit zugänglich, doch in diesem Jahr wird der gesamte Platz am Samstag bis dreizehn Uhr abgesperrt sein. Barrieren werden aufgestellt, Polizei wird überall Präsenz zeigen. Keine Fahrzeuge außer denen vom Jahrmarkt mit Sondergenehmigung, die Kennzeichen haben wir aufgelistet. Um dreizehn Uhr werden die Barrieren entfernt – aus Sicherheitsgründen können sie nicht länger stehenbleiben, wir wollen nicht, dass die Leute wie eine Elefantenherde hereinstürmen, sonst werden Kinder und alte Damen darunter zermalmt. Die Prozession soll um 16 Uhr 25 auf dem Platz ankommen, zuerst die Töpfermarktkönigin und ihr Gefolge, Festwagen dahinter. Sammeln zum Aufbruch vom Sportplatz. Eintreffen hier. Um 16 Uhr 30 wird der Jahrmarkt offiziell eröffnet, die Töpfermarktkönigin und der Bürgermeister machen um 16 Uhr 40 die erste Fahrt auf dem Karussell. Dann geht’s los. Ich gehe nicht davon aus, dass es dort Probleme gibt, aber der Einsatzwagen B steht in Bereitschaft. Sobald die Prozession sich in Bewegung setzt, fährt auch Wagen B los und folgt ihr. Sie alle haben kleinere Ausgaben der Karte, schreien Sie, wenn Sie gepennt haben und sich beim Hereinkommen keine genommen haben. Für die schlechte Qualität bitte ich um Entschuldigung, die Druckerpatrone war fast leer.«
»Wann ist sie das nicht?«
»Stimmt. So, Köpfe nach unten und schauen Sie genau hin, auf Ihre Karte, auf die Karte an der Wand. Ich möchte, dass alle mit dem Jahrmarktsgelände vertrauter sind als mit der sprichwörtlichen Westentasche. Ich weiß, manche Einheiten machen das mit schicken PowerPoint-Präsentationen, doch ich habe keine Ahnung, wie das geht, und nach meiner Erfahrung ist die altmodische Art die beste – damit prägen Sie sich die Karte ein, und genau das will ich. Sie muss Ihnen bis Freitagnachmittag so vertraut sein wie der Plan Ihres Hauses. Ich möchte, dass Sie in der Lage sind, sich dort mit geschlossenen Augen zurechtzufinden. Das hier ist Karte eins – gleich schauen wir uns Karte zwei an, die uns den Standort jedes Karussells und jeder Bude angibt … die werden immer nach demselben Plan aufgebaut, wie alle von Ihnen wissen werden, die mit fünf Jahren zum Jahrmarkt gingen und ihn im letzten Jahr wieder besuchten. Doch hier haben Sie das Gelände, wie es heute ist. So wird es ab Freitag, null Uhr, sein – das heißt, keine Autos werden dort parken, überhaupt keine Fahrzeuge.«
Sie schauten auf die vertrauten Straßennamen der Altstadt. Der Töpfermarkt war hauptsächlich auf den St. Michael’s Square konzentriert und auf zwei der Straßen, die von dort strahlenförmig von der Kathedrale weg zur Stadt führten. Über die New Moon Street, eine breite Fußgängerzone, kam man zum Jahrmarkt und wieder
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