Der Totenerwecker (German Edition)
klingen.
»Lass uns sofort eine Firma für Alarmanlagen anrufen, wenn wir zu Hause sind«, schlug Josh vor. »Vielleicht können sie heute Nacht noch eine installieren.«
Sarah schüttelte langsam den Kopf. Mit glasigen Augen starrte sie geradeaus durch die Windschutzscheibe ins Nichts.
»Nein. Wir müssen wegen der Geschichte nicht noch mehr Geld ausgeben. Aber ich kann keine Nacht länger in diesem Haus bleiben. Nicht heute jedenfalls. Lass uns ein paar Sachen einpacken, und dann komme ich mit dir zur Arbeit. Du kannst uns doch sicher ein Hotelzimmer organisieren.«
»Okay. Gut. Das sollte kein Problem sein. Ich werde mit dem Manager reden. Es müsste möglich sein, dass wir ein paar Nächte umsonst dort wohnen dürfen. Das verschafft mir genug Zeit, um die Schiebetür reparieren zu lassen. Und ich werde trotzdem eine Alarmanlage einbauen lassen. Ich glaube, mir winken heute Nacht ein paar gute Trinkgelder, und der Polizist hat recht – die Gegend verändert sich.«
Sarah nickte und starrte weiter durch die Windschutzscheibe auf die vorbeirauschende Wüste. Die Berge, die das Tal säumten, waren noch immer ein ungewohnter Anblick für sie. In Indianapolis sah man nichts außer Bäumen und unzähligen Häusern. Doch die Berge waren das Einzige, was Sarah an der Stadt schön fand. Las Vegas war auf dem besten Weg, die eigene Vergangenheit zu vernichten. Jedem Gebäude, das mehr als 30 Jahre alt war, drohte der Abriss, und übrig blieben nur lange eintönige Reihen langweilig verputzter Reihenhäuser, die meisten davon weniger als zehn Jahre alt. Sarah verabscheute diese Stadt mehr und mehr.
Die Wirtschaftskrise hatte Las Vegas schwer getroffen, überall sah man leer stehende Neubauten, verlassene Einkaufsmeilen und riesige, unvollendete Bürohochhäuser, kaum mehr als Gerippe aus Stahlträgern infolge der ausgebliebenen Bankfinanzierungen. Und die Kriminalitätsrate nahm Jahr für Jahr zu. Sarah sah mehr rote und blaue Tücher aus den Gesäßtaschen tief hängender Jeans herausbaumeln als je zuvor.
Als sie in ihrer Einfahrt hielten und ausstiegen, wandte Sarah sich zum Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite um. Ihr war, als hätte sich gerade die Jalousie bewegt. Eine spontane Wut stieg in ihr auf, und sie stürmte aus der Einfahrt und hielt über die Straße auf das Nachbarhaus zu.
»Schluss mit dieser Scheiße! Ich lass mich doch von niemandem terrorisieren und aus meinem eigenen gottverdammten Haus vertreiben!«
»Sarah!«
Josh rannte hinter ihr her und holte sie ein. Sarah verlangsamte ihre Schritte nicht.
»Sarah? Sarah! Was hast du vor?«
»Ich werde diesem Bastard sagen, dass ich weiß, was er getan hat. Er soll wissen, dass ich keine Angst vor ihm habe!«
Sarah eilte die Stufen der Veranda hinauf und hämmerte an die Tür. Es war ein gutes Gefühl, etwas zu unternehmen, die Sache in die eigene Hand zu nehmen, anstatt herumzusitzen und darauf zu warten, dass er wieder einbrach und über sie herfiel. Selbst wenn alles wirklich nur in ihrem Kopf passiert sein sollte und der Nachbar nicht wusste, wovon sie redete, fühlte es sich trotzdem gut an. Nachdem man sie betatscht und untersucht hatte und diese beiden dämlichen Frauen im Krankenhaus die Vermutung äußerten, dass sie bei ihrer Vergewaltigung möglicherweise feucht geworden war, empfand sie es als großartig, in die Offensive zu gehen. Sie wartete. Es kam keine Reaktion. Erneut hämmerte sie an die Tür.
»Machen Sie auf! Ich weiß, dass Sie da sind. Ich habe gesehen, wie Sie mich durch die Jalousie angestarrt haben!«
Die Tür schwang auf, und Dale stand da in einem Bademantel, der zu groß für ihn war und ihn noch kleiner, schwächer und ausgemergelter erscheinen ließ.
»Ja?«
»Ich weiß, was Sie im Schilde führen, und wenn ich Sie jemals dabei erwische, dass Sie sich noch einmal in mein Haus schleichen, bring ich Sie um. Haben Sie verstanden? Ich puste Ihnen den Scheißkopf weg!«
Dale sah erschrocken aus. Seine Augen zuckten zwischen Josh und Sarah hin und her.
»I-i-ich bin nicht in Ihrem Haus gewesen. Wovon reden Sie? So was würde ich nie tun.«
Josh versuchte, sich vor Sarah zu drängen. »Meine Frau steht in letzter Zeit ziemlich unter Stress.«
Sarah wirbelte zu ihm herum, stieß ihn zurück und stach mit dem Zeigefinger nach seinem Gesicht.
»Weg! Wag es bloß nicht!«
Josh schwieg und ließ den Kopf hängen. Sarah wandte sich erneut Dale zu.
»Ich weiß nicht, wie Sie es hinkriegen, aber wir werden Sie
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