Der Totenerwecker (German Edition)
erwischen, und dann wird Ihr Arsch nicht etwa in den Knast wandern. Wir werden nicht die Bullen rufen. Ich werde Ihren mageren Arsch direkt ins gottverdammte Leichenschauhaus transportieren lassen!«
Dale lächelte. Nur ganz kurz. Fast augenblicklich unterdrückte er die Regung und sein vorheriger ängstlicher und verwirrter Gesichtsausdruck kehrte zurück. Aber Sarah hatte es bemerkt. Er hatte gelächelt. Bevor sie nachdenken, zweifeln, es sich ausreden konnte, holte sie aus und ohrfeigte ihn. Sie drehte sich mit dem Oberkörper in den Schlag und legte ihre ganze Kraft hinein. Dale prallte gegen den Türpfosten, und ein großer, wütender Abdruck in Form ihrer vier Finger zeichnete sich auf seiner linken Wange ab. Sein Gesicht spiegelte fassungslose Entrüstung wider, aber dann sah sie es wieder, dieses schnelle Lächeln. Sarah ballte die Faust und holte aus, aber Josh packte sie und zog sie von der Treppe auf die Straße.
»Ich bring dich um! Hörst du, du dreckiger Perverser? Ich bring dich um!«
Auf der ganzen Straße gingen Türen und Fenster auf, als die wenigen verbliebenen Nachbarn neugierig nachschauten, was da los war. Sarah wusste, dass es ihr eigentlich peinlich sein müsste, aber es spielte keine Rolle. Sie fühlte sich großartig.
»Warum haben Sie mich geschlagen?«, rief Dale. »Sie sind ja verrückt! Ich hole die Polizei! Sie sind völlig irre!«
Aber zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich nicht verrückt. Sie fühlte sich stark, angetrieben von dem Gefühl, alles im Griff zu haben. Und selbst wenn sie sich alles andere eingebildet hatte – dieses Lächeln nicht. Da war sie sich ganz sicher.
Sie drehte sich um und schüttelte Joshs Hand ab. Mit stampfenden Schritten und geballten Fäusten ging sie zu ihrem eigenen Haus zurück. Josh kam hinter ihr her.
»Ich kann es nicht fassen, dass du ihn geschlagen hast!«
»Er hat mich angegrinst. Dieser schleimige, dreckige kleine Wichser hat mich angegrinst.«
»Vielleicht solltest du doch mal mit jemandem reden.«
»Was?«
»Vielleicht ... ich weiß nicht ... Vielleicht brauchst du Hilfe.«
Jetzt war es heraus. Er hielt sie für verrückt.
»Meinst du nicht, wir sollten wenigstens auf die Laborergebnisse warten?«
»Diese Polizistin hat mir erzählt, dass es keine äußerlichen Anzeichen für eine Vergewaltigung gibt.«
»Sie hat es dir gesagt?«
»Ich bin dein Mann. Ich war besorgt.«
»Hat sie dir auch gesagt, dass es daran liegen könnte, dass er ein Gleitmittel verwendete und einen kleinen Pimmel hat? Oder dass die Drogen meine verdammten Vaginalmuskeln gelockert haben?«
»Na ja, Drogen oder Gleitmittel müssten sich ja im Labor nachweisen lassen.«
»Und deshalb solltest du verdammt noch mal warten, bevor du mich in eine Scheißklapse abzuschieben versuchst! Wart ab, ob ich nicht doch recht habe, verdammt!«
Josh hielt vorsichtshalber etwas Abstand zu ihr. Offenbar befürchtete er, dass sie ihn genauso angriff wie den Nachbarn. Er streckte ihr abwehrend die leeren Handflächen entgegen, als wolle er mit einem bewaffneten Attentäter verhandeln. Sarah hätte ihm wirklich zu gern eine verpasst. Josh kannte sie gut.
»Aber was ist, wenn nichts geschehen ist? Du hast den Kerl gerade geschlagen. Er könnte Anzeige erstatten. Und du hast kurz davorgestanden, ihn zu verprügeln. Kannst du dir ernsthaft vorstellen, dass dieser Hänfling jemanden überfällt?«
»Vielleicht hat er deshalb die Drogen benutzt? Damit wir uns nicht wehren können.«
»Wir wissen nicht, ob er Drogen benutzt hat! Wir wissen nicht, ob überhaupt irgendwas passiert ist! Gut möglich, dass sich das alles nur in deinem Kopf abgespielt hat. Vielleicht bist du geschlafwandelt und hast die Pistole abgefeuert, selbst die Bettbezüge gewechselt und den Teppich geschrubbt und bist dann wieder ins Bett gekrochen, um weiterzuschlafen. Das hört sich für mich deutlich wahrscheinlicher an als die Geschichte, dass irgendein schüchterner Typ, der gegenüber wohnt, nachts eingebrochen ist, um dich zu vergewaltigen und umzubringen. Und dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst und – falls ich vergessen habe, es zu erwähnen – du auch verdammt noch mal nicht tot bist!«
Sarah war sprachlos. Jetzt hatte er es offen ausgesprochen. Alles, was sie vorher empfunden hatte, das Gefühl von Macht und ihr Selbstvertrauen, waren verschwunden. Jetzt fühlte sie sich wieder wie eine Geisteskranke.
»Wow. Ich ... ich wusste nicht, dass du so denkst.«
Josh sackte in sich
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