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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Verfügung reichen, oder?«
    Der Cop senkte den Blick auf seine blank geputzten Polizistenschuhe. Er schüttelte den Kopf und hob resignierend die Arme.
    »Also gut. Ich bringe Sie ins Krankenhaus.«
    »Ich hole meine Tasche.«
    Sarah ging ins Wohnzimmer und nahm ihre Handtasche vom Sofa. Auf dem Weg zur Haustür ging sie an Josh vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Sie war immer noch sauer, dass er ihr wegen der Drogen misstraut hatte. Hoffentlich hatte Dale, wenn er sie wirklich narkotisiert hatte, wenigstens kein Meth verwendet.
    Die Stimmung auf der Fahrt zum Krankenhaus war angespannt, weil der Polizist die ganze Zeit versuchte, ihr die Sache auszureden.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das wollen? Diese Untersuchungen können ziemlich belastend sein. Ich muss eine Missbrauchsberaterin holen, das ist Vorschrift. Und sie wird Ihnen ein paar sehr intime Fragen stellen.«
    »Ich werde ihr alles erzählen, woran ich mich erinnere.«
    »Man wird Sie über Ihre Ehe ausfragen. Um sicherzugehen, dass Ihr Mann als Vergewaltiger nicht infrage kommt.«
    »Mein Mann hat mich nicht vergewaltigt.«
    »Das sage ich ja gar nicht. Ich möchte Sie nur auf einige der Fragen vorbereiten, die man Ihnen stellen wird.«
    »Es klingt eher so, als wollten Sie mir das Ganze ausreden.«
    »Ich fahre Sie hin, oder?«
    Für den Rest der Fahrt schwiegen sie. Sarah war dankbar für die Gesprächspause. Sie musste nachdenken. Sie wollte sich an so viel wie möglich erinnern.
    Noch immer wusste Sarah nicht, was letzte Nacht geschehen war. Nur, dass sie die Bettwäsche gewechselt hatte. Dass sie im Internet gesurft und dann ihren Laptop neben das Bett gelegt und die Pistole genommen hatte. Sie erinnerte sich, wie sie mit der Waffe in beiden Händen und fest an ihre Brust gedrückt eingeschlafen war. Und sie erinnerte sich an das Erwachen, als Josh ins Zimmer kam. Alle Ereignisse dazwischen lagen vollständig im Dunkeln. Aber an die Nacht davor konnte sie sich noch deutlich erinnern.
    Wie sie aufwachte und nach ihrem Mann tastete und dann die warme Nässe fühlte und ihn schnaufen und gurgeln hörte, als er an seinem eigenen Blut erstickte. Wie sie aufschaute und Dale beobachtete, der immer wieder auf Josh einstach. Was er mit ihr gemacht hatte. Sie bekam das Bild nicht aus dem Kopf, wie sein kleiner Penis zwischen ihren blutverschmierten Brüsten auf und ab glitt. Das Problem war nur, dass sie sich auch daran erinnerte, wie sie unverletzt und ohne sichtbare Wunden oder Narben aufwachte und ihren Mann neben sich fand – lebend. Es konnte nichts anderes als ein Traum gewesen sein. Aber dann waren ihr Details aufgefallen, die nicht dazu passten. Details, die ihre Erinnerung zu bestätigen schienen. Das Einzige, was überhaupt keinen Sinn ergab, war die Tatsache, dass sie und Josh am Leben waren.
    Sie erreichten das Krankenhaus. Der Polizist war sichtlich verärgert darüber, dass man ihn mit dieser Angelegenheit belästigte. Eine Krankenschwester wartete bereits auf sie, zusammen mit einer Opferbetreuerin der Polizei von Las Vegas.
    »Wir übernehmen jetzt«, sagte die Polizistin. Der junge Cop wirkte, als wäre er am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen.
    »Viel Spaß, Leute«, rief er und verabschiedete sich mit einer lässigen Handbewegung. Als er das Krankenhaus verließ, musste er einer Transportliege ausweichen, auf der ein paar Sanitäter eilig einen laut schreienden und aus einer üblen Beinverletzung blutenden Mann hereinschoben. Der Polizist bedachte den Verblutenden mit dem gleichen respektlosen Gruß und ging zu seinem Wagen.
    »Arschloch«, sagten Sarah und Josh im Chor, als sie ihm hinterhersahen.
    Die Polizistin lächelte Sarah an und führte sie in ein kleines Untersuchungszimmer. Die Opferbetreuerin der Polizei war eine große und kräftige Schwarze Ende 30 mit üppigen Kurven. Sie hatte ein freundliches Gesicht mit einer Narbe, die von ihrem rechten Mundwinkel bis zur Nase verlief.
    »Ich bin Detective Trina Lassiter.«
    »Sarah Lincoln.«
    »Okay, Mrs. Lincoln, erzählen Sie mir, was vorgefallen ist«, bat sie, während sie und die Krankenschwester sich Latexhandschuhe anzogen.
    »Ich weiß es nicht genau. Ich erinnere mich daran, überfallen worden zu sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht nur ein Traum war.«
    Die Krankenschwester, eine Lateinamerikanerin Anfang 50, nickte, ohne aufzublicken. »Das ist normal. Das Bewusstsein unterdrückt manchmal unangenehme Erinnerungen«, erklärte sie.
    Die Polizistin

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