Der Totenerwecker (German Edition)
Calvin Klein. Sie wechselten die Straßenseite zum Bellagio und schauten sich bei Prada um, wo es Sarah fast gelang, Josh vom Kauf einer 900-Dollar-Handtasche zu überzeugen. Stunden später, als sie erneut Hunger verspürten, gingen sie ins Fleur de Lis, wo Sarah Josh tatsächlich dazu bewegte, zum ersten Mal in seinem Leben Kaviar zu probieren.
Sie bestellte eine 50-Gramm-Portion Beluga, die mit gehackten Schalotten in halbierten Eiern mit Sauerrahm serviert wurde.
»Oh mein Gott! Das ist ja unglaublich!«
»Die Portion kostet 170 Dollar, also verlieb dich nicht.«
»Zu spät.«
Sara lächelte und zwinkerte ihm zu.
Josh lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich muss zusehen, dass ich mehr Geld verdiene.«
»Halt dich nur an mich, Kleiner. Ich nehm dich an Orte mit und zeig dir Dinge, da kannst du nur staunen.«
Nach dem Essen fuhren sie zurück zum Boulevard und näherten sich dem Venetian.
»Weißt du, was ich schon immer mal tun wollte?«, fragte Sarah.
»Was denn?«
»Mit einer Gondel fahren. Ich weiß, es klingt kitschig, aber es macht bestimmt Spaß!«
»Okay, ich bin dabei.«
»Es ist vielleicht nicht gerade Venedig, aber fast genauso gut.«
»Na ja, eigentlich folgen auf der Liste erst mal die Französische Riviera und Paris. Diese Gondolieri haben nicht mal richtige Schnurrbärte. Wahrscheinlich sprechen sie kein Wort Italienisch.«
»Jetzt verdirb es nicht. Lass mir doch den Spaß, wird bestimmt lustig.«
»Buon giorno! Benvenuto, signore! Benvenuto, signora!«, begrüßte sie der Gondoliere an Bord. Sarah zwinkerte Josh zu, als wollte sie sagen: Siehst du, er kann’s doch.
Der Gondoliere stieß das Boot von dem schmalen Kai ab und stakte es auf eine kleine Fußgängerbrücke zu, unter der gerade eine andere Gondel hindurchgefahren war. Als sie über den künstlichen See trieben, begann er zu singen: Caro Mio Ben, ein altes italienisches Liebeslied.
»Ist das nicht cool? Er hat eine ziemlich gute Stimme, oder?«
»Frag ihn, ob er was von Prince kennt.«
»Witzbold!« Sarah schlug ihn auf den Arm, dann kuschelte sie sich wieder eng an ihn.
Die Nacht war angebrochen, und die Lichter des Strip überstrahlten den Mond und die Sterne. Es war wie ein perfekter Tag in den Flitterwochen. Es fiel Sarah nicht schwer, sich vorzustellen, dass sie tatsächlich in Venedig waren und nicht in der Stadt, in der sie sonst ihren Alltag verbrachten. Sarah zog Josh näher zu sich heran, als ihr klar wurde, dass der Abend fast vorbei war. Morgen würden sie nach Hause zurückkehren, in ihr normales Leben. Sie hoffte, dass der Albtraum jetzt zu Ende war.
Zurück auf dem Zimmer bestellten Josh und Sarah eine Flasche Champagner beim Zimmerservice und krochen ins Bett. Sie zappten durch die Fernsehsender und landeten bei einer Sondersendung über Barack Obama. Sie sahen eine Weile zu, aber als der Präsident über die Wirtschaft zu reden begann, schalteten sie um zu Big Love auf HBO. Schlechte Nachrichten konnten sie gerade nicht gebrauchen.
Sie tranken Champagner und kuschelten sich eng aneinander, genossen gegenseitig die Wärme ihrer Körper. Hin und wieder küssten sie sich. Bevor Sarah einschlief, aktivierte sie den digitalen Rekorder und schob ihn unter das Kopfkissen.
Kapitel 19
Als Sarah wach wurde, zog sie als Erstes das Diktiergerät unter dem Kopfkissen hervor. Josh schlief noch, er schnarchte in einem leisen, grollenden Löwenschnurren, das sie alles andere als unangenehm fand. Sarah spulte zurück und drückte die Play-Taste. Lange Zeit hörte sie nichts bis auf gelegentliches Brummen und Schnarchen und das Rascheln der Bettwäsche. Sie wollte das Gerät gerade ausstellen, als sie sich selbst schreien hörte.
»Nein! Nein! Neiiiin! Oh mein Gott! Bitte nicht! Hiiiiilfe!«
Alle Haare an Sarahs Körper richteten sich auf, und sie saß senkrecht im Bett. Ihr Mund klappte ungläubig auf, wurde trocken, und sie begann, am ganzen Körper zu zittern. Die Zähne klapperten, während ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken lief. Sie konnte sich nicht bewegen, keinen klaren Gedanken fassen.
»AAAAAaaaaaaarghhhhhhh! Neeeeiiiiiiin!«
Es klang, als würde sie umgebracht. Sarah beugte sich über Josh und rüttelte ihn wach.
»Josh! Josh! Oh mein Gott. Hör zu! Hör dir das an! Ich bin nicht verrückt!«
Sarah schüttelte ihn, bis seine Lider aufklappten und er sich den Schlaf aus den Augen rieb. Er versuchte, sich zu orientieren und auf ihre Worte zu konzentrieren. Sie drückte ihm
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