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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Josh hatte recht. Er hatte keinen Grund, ihr zu glauben. Sie hätte ihm andersherum auch nicht geglaubt. Was auch immer mit ihr geschah, es drohte, ihre Ehe zu zerstören. Es untergrub immer mehr das Vertrauen zwischen ihr und ihrem Mann, und sie wusste, wenn erst das Vertrauen verschwand, dann war die Liebe als Nächstes dran. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie schluchzte trocken.
    »Ich weiß es doch auch nicht!«
    Josh rammte die Faust in den Boden, und Sarah sprang erschrocken auf. Einen Moment lang hatte sie Angst, er könnte sie schlagen. Es war das erste Mal, dass sie Angst vor ihrem Mann verspürte, und sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Josh war groß und stark, aber er war kein Schläger. Er war liebenswürdig und einfühlsam. Diese Situation war unbekanntes Terrain. Nie zuvor hatte sie ihm einen Anlass gegeben, ihre Treue anzuzweifeln. Aber Josh war von Natur aus sanftmütig und alles andere als streitsüchtig, es sei denn, man provozierte ihn absichtlich. Und niemals würde er eine Frau schlagen. Sarah dachte daran, wie Josh mit der Pistole in der Hand förmlich aus dem Haus gestürmt war, als sie ihre mögliche Vergewaltigung erwähnte. Er hatte ernsthaft vorgehabt, ihren Nachbarn zu töten. Manchmal fragte Sarah sich, ob sie ihren Mann wirklich so gut kannte, wie sie glaubte.
    »Es ist unmöglich, Sarah! Es ist absolut unmöglich!«
    »Also glaubst du, dass ich dich betrogen habe?«
    »Vielleicht habt ihr euch getroffen, und er hat dich vergewaltigt, und du hast dich schuldig gefühlt und diese Geschichte erfunden. Oder du hast es verdrängt und bist wirklich davon überzeugt, dass diese Fantasiegeschichte stimmt. Vielleicht bist du über die Straße geschlafwandelt und hast im Schlaf mit dem Nachbarn gevögelt. Ich weiß es nicht, Sarah, verdammt, aber du bist sexsüchtig, du bist eine gottverdammte Nymphomanin oder so! Ich weiß, ich kann dich nicht befriedigen. Warum solltest du es dir also nicht woanders holen?«
    Sarah streckte die Hand nach ihm aus, aber Josh entzog sich ihr. Er schluchzte, aber er wollte nicht, dass sie sein Gesicht sah. Sein Stolz ließ es nicht zu.
    »Josh, ich habe dich nicht betrogen. Und ich bin nicht sexsüchtig. Du befriedigst mich voll und ganz. Wir haben ein großartiges Liebesleben. Es tut mir leid, wenn du das Gefühl bekommen hast, dass du mich nicht auslastest. Aber du bringst mich jedes Mal zum Höhepunkt. Ich brauche außer dir niemanden. Ich liebe dich, und ich finde dich umwerfend sexy.«
    Endlich sah Josh sie an. Tränen liefen über sein Gesicht. Es brach ihr das Herz.
    »Dann erklär’s mir! Erklär mir, was zum Teufel geschehen ist.«
    »Ich weiß es nicht. Ich lüg dich nicht an, und ich versuche auch nicht, etwas zu verbergen.«
    Es war typisch für Sarah, dass sie Josh tröstete, obwohl sie eigentlich selbst durchdrehen, ihn anschreien, auf ihn einschlagen und hysterisch flennen müsste. Aber derart auszuflippen, passte nicht zu ihr. Seit diese Sache begonnen hatte, war sie nicht mehr sie selbst gewesen. Es fühlte sich gut an, wieder die Besonnene zu sein – in ihrem Normalzustand.
    Nachdem sie sich eben noch auf den Teppich erbrochen hatte, kniete Sarah sich jetzt hin, nahm Josh das dreckige Handtuch aus der Hand, schlang die Arme um ihn, legte seinen Kopf an ihre Brust und wiegte ihn wie ein Baby. Der plötzliche Rollenwechsel fiel ihr erstaunlich leicht. Ihn zu trösten, half ihr, einen Teil ihres eigenen Entsetzens niederzuringen. Sie musste stark sein für Josh. Er brauchte sie.
    »Es tut mir leid, Sarah. Ich weiß, dass du mich nie betrügen würdest. Ich bin nur so furchtbar durcheinander. Nichts von alledem ergibt einen Sinn. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Dann lass uns gemeinsam versuchen, herauszufinden, was hier vorgeht, okay? Lass uns mal durchgehen, was wir wissen.«
    »Gut, ich versuch’s.«
    Sich zu bemühen, dieses Rätsel zu lösen, gab ihnen zumindest das Gefühl, etwas zu tun. Sie fühlten sich dann weniger hilflos und konnten sich einreden, die Situation im Griff zu haben, so wie Sarah sich bereits nach dem Kauf der Pistole gefühlt hatte. Sarah wusste, dass Josh das jetzt brauchte. Und sofort wirkte er aufmerksamer und weniger deprimiert.
    »Okay«, sagte er und sah sie an, »was wissen wir also?«
    Sarah holte tief Luft und überlegte lange, bevor sie sprach.
    »Zuerst habe ich gesehen, wie du von unserem Nachbarn ermordet wurdest. Ich erinnere mich daran, dass er mich vergewaltigt und mir die Kehle

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