Der Totenerwecker (German Edition)
bremsen, als der Kerl ihn ein Arschloch nannte.
»Er hat doch recht, du hast dich wirklich wie ein Arschloch verhalten«, sagte sie. »Und jetzt entspann dich. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Hier ist es so voll, dass es unmöglich ist, nicht mit jemandem zusammenzustoßen, und du kannst nicht jeden verprügeln. Ich will nicht, dass du wegen so einer Lappalie womöglich erschossen wirst.« Josh nickte reumütig und versuchte, sich zu beruhigen. Trotzdem legte er den Rest der Strecke mit einem Arm um Sarahs Hüfte zurück. Den anderen hielt er vor sich ausgestreckt, um Fußgänger abzuwehren.
Schließlich kamen sie am Circus Circus an, und Sarah eilte sofort zum Canyon Blaster, einer Indoor-Achterbahn, die sie nach dem Big Shot und dem Speed fast ein bisschen enttäuschte, aber trotzdem eine Menge Spaß machte. Danach fuhren sie mit der großen Achterbahn am Hotel New York-New York. Sarahs Puls raste, als hätte sie gerade zehn Kilometer im Sprint zurückgelegt.
»Wie wär’s jetzt mit Mittagessen?«
Sarah nickte. »Gut, dass wir damit gewartet haben.«
»Wo möchtest du hingehen?«
»Entweder Spago oder Little Buddha’s. «
»Mmmm! Sushi.«
»Also Little Buddha’s. «
Sie gingen zurück zum Parkhaus. Sarah fühlte sich so glücklich, dass ihr fast schwindlig war. Nach den schrecklichen, so unglaublich entsetzlichen letzten Nächten fühlte es sich ein bisschen surreal an, mit den Achterbahnen zu fahren und jetzt unterwegs zum Palms Hotel zu sein, um in einem Vier-Sterne-Restaurant Sushi zu essen. Eigentlich fühlte sich dieser Tag viel traumartiger an als sämtliche Albträume der vergangenen Woche.
Das Little Buddha’s war ein japanisches Restaurant, das mit einer besonders romantischen Atmosphäre aufwartete. Der ganz in Schwarz und Rot eingerichtete Gastraum wurde von einem sechs Meter hohen Buddha überragt. Sarah und Josh bekamen einen Platz in einer Nische gegenüber der Bar, die bereits voll besetzt war mit Yuppies, Models, jungen Touristen auf Kneipentour und ein paar hochkarätigen Callgirls. Selbst aus dieser Ansammlung von Las-Vegas-Schönheiten stach Sarah heraus.
Nur in T-Shirt und Jeans gekleidet und das Haar zu einem widerspenstigen Pferdeschwanz zurückgebunden, stellte sie mit Leichtigkeit die stark geschminkten, chirurgisch aufgemotzten Mittzwanzigerinnen mit ihren Designerkleidern und 100-Dollar-Frisuren in den Schatten. Josh himmelte sie mit diesem liebeskranken Hundeblick an, der sie stets zum Schmelzen brachte. Er nahm ihre Hand. Sarah lächelte, und das Kerzenlicht glitzerte in den Tränen, die in ihren Augen standen.
»Ich liebe dich, Sarah.«
»Ich liebe dich auch, Josh.«
Der Ober kam und nahm ihre Weinbestellung auf, dann flitzte er davon und kehrte fast augenblicklich mit einer Flasche Riesling zurück. Josh mochte lieblichen Wein, und obwohl Sarah ihn damit immer aufzog, ging es ihr genauso. Sie nahmen sich die Sushikarte vor und suchten sich nur die ausgefallensten Kreationen aus. Josh war allergisch gegen Schalentiere, aber in kleinen Mengen bereiteten sie ihm kaum Probleme. Schließlich einigten sie sich auf sieben verschiedene Gerichte.
»Du hättest dein Benadryl mitnehmen sollen. Ich habe ein paar Rollen mit Garnelen bestellt.«
»Mmmm. Ich liebe Garnelen-Tempura! Außerdem habe ich ein Frühwarnsystem: Meine Lippen schwellen an, bevor mir der Hals zuschwillt. Sobald sie kribbeln, lasse ich die Finger davon und trinke ein großes Glas Wasser.«
»Das klingt sexy. Ich wollte schon immer mal Dizzy Gillespie küssen.«
»Eigentlich sehe ich eher wie Steven Tyler aus, wenn ich einen anaphylaktischen Schock bekomme.«
»Steven Tyler in den 70ern oder heute?«
»Hm? Weiß nicht. Du wirst es mir sagen müssen.«
Die ersten Gerichte wurden serviert, und Josh stürzte sich sofort auf die mit Aal umwickelten Tempura. So schnell, wie die Teller auf dem Tisch landeten, leerten Sarah und Josh sie auch. Als sie fertig waren, hatten sie das Gefühl, jeden Moment platzen zu müssen. Sarahs Zunge brannte vom Wasabi. Sie löschte ihre Geschmacksnerven mit dem restlichen Wein und reduzierte den Großbrand in ihrem Mund zu einem angenehmen Nachbrennen.
Den Rest des Tages verbrachten sie mit Sightseeing, Schaufensterbummeln und Essen. Sie klapperten die Läden im Forum des Caesars Palace ab, machten eine kurze Pause, um den sprechenden griechischen Statuen bei ihrer stündlichen Vorführung zuzusehen, dann spazierten sie durch die Filialen von Hugo Boss, Versace und
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