Der Totenerwecker (German Edition)
jetzt zu Hause?«
»Nein, wir haben in einem Hotel übernachtet. Ich konnte es nicht ertragen, weiterhin im Haus zu bleiben.«
»Ich könnte mich im Hotel mit Ihnen treffen. Wo sind Sie abgestiegen?«
»Hollywood Galaxy. Zimmer 1912.«
»Ich werde zunächst mit Ihrem Nachbarn reden. Eventuell willigt er ja freiwillig in einen Gentest ein. Bleiben Sie noch für ein paar Tage im Hotel, oder gehen Sie wieder nach Hause?«
»Das weiß ich nicht. Ich muss meinen Mann fragen.«
Sarah legte auf und starrte aus dem Fenster. Sie haben Sperma gefunden. Überall.
Josh war auf den Knien und wischte mit einem Handtuch die Stelle, an der sie sich übergeben hatte. Er blickte nicht auf, als er mit ihr sprach, sondern putzte weiter.
»Wie ist das möglich, Sarah? Sie haben keine Drogen in deinem Blut gefunden. Sie haben an deinem Körper keine Vergewaltigungsspuren gefunden. Nirgends!«
»Ich weiß es nicht.«
»Wie kannst du vergessen haben, dass jemand deinen Arsch gevögelt hat? Und wie kannst du von mir erwarten, dass ich das glaube? Was meinst du, wie mir dabei zumute ist?«
Eine spontane Wut stieg in Sarah auf. Nur mit größter Mühe behielt sie die Kontrolle. Sie wollte nicht, dass diese Geschichte, was auch immer vor sich ging, einen Keil zwischen sie und Josh trieb. Aber sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Josh ihr ernsthaft solche Fragen stellte. Wie kann er es wagen, verflucht!
»Wie du dich dabei fühlst? Willst du mich verarschen? Weißt du überhaupt, wie egoistisch, wie beschissen gefühllos das klingt? Ich bin vergewaltigt worden, verdammt! Nicht in dir haben sie das Sperma eines Fremden gefunden, Josh. Ich bin es, die Nacht für Nacht von Gott-weiß-wem missbraucht wird!«
Josh schüttelte den Kopf und stieß scharf den Atem aus. Es klang fast wie ein Glucksen.
»Es tut mir leid. Wirklich. Ich weiß nur nicht, was du von mir erwartest. Ich meine, betrachte es doch mal aus meiner Perspektive. Du kannst nicht einmal erklären, was zum Teufel überhaupt passiert ist. Alles, was ich weiß, ist, dass sie im Körper meiner Frau das Sperma von einem anderen Mann gefunden haben!«
Josh warf das Handtuch auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Er schaute Sarah nicht an, weigerte sich weiter, Blickkontakt mit ihr aufzunehmen. Sarah kniete sich hin und legte einen Arm um ihn. Sie war wütend, aber ihr Instinkt trieb sie dazu, ihn zu trösten und dafür zu sorgen, dass alles gut wurde.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist.«
Josh hob das Handtuch auf und rieb weiter am Teppich herum.
»Wie geht’s jetzt weiter? Was passiert, wenn Dales Gewebeprobe mit dem Sperma übereinstimmt? Werden sie ihn festnehmen? Ich meine ... sie werden dich im Zeugenstand auseinandernehmen. Sie werden annehmen, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Dein Wort gegen seins, keinerlei Beweise. Er wird behaupten, ihr beide hättet eine Affäre gehabt oder so etwas.«
»Ist es das, was du denkst?«
Josh sah sie immer noch nicht an. Er hatte bereits drei Handtücher verbraucht und griff nach dem vierten. Er spritzte etwas Duschgel auf den Teppich und bearbeitete ihn weiter.
Sarah nahm den Arm von seinen Schultern und stand auf, beide Hände in die Hüften gestützt. Die Wut brodelte in ihr hoch und drohte zu explodieren. Am liebsten hätte sie Josh getreten. Aber stattdessen holte sie tief Luft und kniete sich wieder neben ihn.
»Sieh mich an, Josh. Ist es das, was du glaubst?«
Josh hielt weiter das Gesicht abgewandt. Sie legte eine Hand auf seine Wange und versuchte, seinen Kopf zu drehen, aber er riss ihn mit einem Ruck zur Seite und starrte auf den Fleck im Teppich.
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich weiß es wirklich nicht. Okay, du erinnerst dich nicht, und ich habe schon von Frauen gehört, die vergewaltigt wurden und es verdrängt haben; ich weiß, dass so etwas vorkommt. Und bei dem kaputten Schloss an der Schiebetür kann ich mir gut vorstellen, dass jemand im Haus gewesen ist. Aber ich war doch auch da! Ich war zu Hause, Sarah! Es ist unmöglich, dass wir es beide verdrängen. Es ist unmöglich, dass jemand eingebrochen ist, während ich schlafe, mit dir vögelt, in dir gekommen ist, dich dann in den Arsch fickt und nochmal kommt und dann noch ein drittes Mal in deinem Mund abspritzt, während ich seelenruhig neben dir schnarche. Wie soll das gehen?«
Sarah schüttelte den Kopf. Ihre Wut verrauchte und wich einer tiefen Traurigkeit.
Weitere Kostenlose Bücher