Der Totenerwecker (German Edition)
Sarah.
»Ihr Nachbar, Dale. Er ist ein gottverdammter Wichser. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
»Schon okay. Was hat er gesagt?«
Die Polizistin schwieg. Sie sah den anderen Polizisten an.
»Das ist mein Kollege, Detective Michael Torres.«
»Äh ... hallo. Was hat er gesagt?«
Die Polizisten tauschten einen kurzen Blick. Sarah spürte, dass etwas nicht stimmte. Auch Josh machte einen aufgewühlten Eindruck. Offensichtlich spürte er ebenfalls, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Er hat uns gefragt, wo wir die DNA entdeckt haben. Er wollte wissen, ob der Vergewaltiger auch auf Ihre Brüste ejakuliert hat. Und dann sagte er, dass es das wäre, was er an dessen Stelle getan hätte.«
»Ich bring das Schwein um!«
So wie Josh es sagte, zweifelte niemand im Zimmer daran, dass er es ernst meinte.
»Hören Sie, ich habe schon mit vielen unsensiblen Arschlöchern geredet, und nicht alle waren schuldig. Nicht jeder Perverse ist ein Vergewaltiger. Manche Leute besitzen nur einen ziemlich kranken Sinn für Humor.«
»Sie meinen, er hat einen Witz gemacht? Sie erzählen ihm, dass meine Frau vergewaltigt wurde, und er sagt, er hätte gern auf ihre Titten abgespritzt, und Sie halten das für einen Witz?«
»Was ich damit sagen will, ist, dass ich nicht beweisen kann, dass er es getan hat. Ja, ich glaube, der Kerl ist völlig durchgeknallt, ekelhaft und hat sich wahrscheinlich etwas zuschulden kommen lassen. Aber ich bin nicht in der Lage, einzuschätzen, ob er Ihre Frau vergewaltigt hat. Ich kann es nicht sagen, weil sie es nicht kann.«
»Aber was glauben Sie?«, erkundigte sich Sarah. »Glauben Sie, er hat es getan?«
Die Polizistin öffnete den Mund, zögerte dann aber. Sarah wusste, dass die Frau eine automatische Antwort hatte geben wollen, eine Floskel, die man ihr in der Ausbildung beigebracht hatte – etwas Sicheres und rechtlich Unangreifbares. Die Polizistin sah ihren Kollegen an, dann wieder Sarah. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und setzte sich neben Sarah aufs Bett.
»Er macht einen schuldbewussten Eindruck. Alle meine Instinkte verraten mir, dass er ein gemeingefährlicher Widerling ist, der hinter Gitter gehört. Nur leider sind mir ohne Zeugen die Hände gebunden. Ich kann ihn nicht zwingen, uns eine DNA-Probe zur Verfügung zu stellen. Und niemand wird uns für das, was wir haben, eine richterliche Verfügung geben. Ich habe die Möglichkeit, in Ihrem Haus nach Fingerabdrücken zu suchen, um sie zu vergleichen und zu prüfen, ob seine Abdrücke registriert sind, aber ich kann ihn nicht festnehmen.«
Sarah nickte zustimmend, während sie sich gleichzeitig fragte, warum sie es tat. Sie vertrat definitiv eine andere Meinung. Allmählich gingen ihr diese Cops auf die Nerven, die nur immer wieder betonten, absolut nichts für sie tun zu können.
Sie lächelte schief und wischte sich eine Träne aus dem Auge, dann nahm sie ihren Koffer und begann, ihre Kleidung hineinzustopfen, ohne sie vorher zusammenzulegen.
»Vielen Dank«, sagte sie. »Wir gehen jetzt nach Hause. Wir werden uns wohl selbst um die Sache kümmern müssen.«
»Tun Sie nichts, was Sie hinterher bereuen. Ich möchte ungern einen von Ihnen festnehmen.«
»Keine Sorge, ich lasse nicht zu, dass Josh dieses Schwein umbringt. Es sei denn, wir erwischen ihn in unserem Haus. Dann kann ich für nichts garantieren. Aber ich werde die nötigen Beweise beschaffen und dafür sorgen, dass sie ausreichen, um ihn einzubuchten.«
Lassiter stand mitten im Zimmer und sagte kein Wort. Sarah spürte ihre Augen im Rücken, während sie packte. Auch Josh begann, Sachen in seiner Reisetasche zu verstauen. So konnten die Polizisten nur dastehen und zusehen.
Schließlich brach Torres das Schweigen.
»Ich werde mit dem Leiter meiner Dienststelle reden. Eventuell kann ein Streifenwagen nachts ein paarmal bei Ihnen vorbeifahren und nach dem Rechten sehen, nur für alle Fälle. Aber wie Detective Lassiter schon sagte, wir wollen nicht, dass Sie beide etwas tun, wofür wir Sie anschließend festnehmen müssten. Bleiben Sie ruhig und überlassen Sie uns die Sache. Wenn dieser Bursche wirklich in Ihr Haus eingebrochen ist, kriegen wir ihn. Glauben Sie mir.«
»Danke«, erwiderte Sarah, ohne sich umzudrehen, und füllte weiter eilig ihren Koffer.
»Fahren Sie direkt nach Hause?«, fragte Lassiter.
»Nein. Wir haben noch etwas zu erledigen«. Josh hatte inzwischen Jeans und T-Shirt sowie seine Arbeitskleidung, Deo, Rasiercreme, Rasierer und
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