Der Totenerwecker (German Edition)
Zahnbürste in die Reisetasche gepackt und war abfahrbereit.
»Ist es okay, wenn wir später noch einmal bei Ihnen vorbeikommen? Dann suchen wir Ihr Haus nach Fingerabdrücken ab und schauen mal, was wir finden. Wir müssten auch bei Ihnen Abdrücke nehmen, um sie abgleichen zu können.«
»Das ist gut. Wir werden in zwei, drei Stunden zu Hause sein.«
»Okay. Wir kommen heute Nachmittag.«
Die beiden Polizisten wandten sich zum Gehen. Sarah hatte gerade den Reißverschluss ihres Koffers zugezogen, als Detective Lassiter sich noch einmal zu ihr umdrehte. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich, und Sarah sah, wie sich Lassiters Lippen bewegten und stumm die Worte »Ich glaube Ihnen« formten. Aus einem Reflex heraus umarmte sie die Polizistin.
»Vielen Dank, Detective. Sie wissen gar nicht, wie viel mir das bedeutet.«
»Nennen Sie mich Trina. Wir sehen uns später.«
Sarah kämpfte mit den Tränen, als sie die Polizistin losließ und die beiden Beamten gingen. Jetzt mussten sie und Josh ebenfalls das Zimmer verlassen. Es wurde Zeit, nach Hause zurückzukehren.
»Wenn du willst, nehme ich mir heute Nacht frei.«
»Du arbeitest heute Nacht?«
»Ja, ich bin für den High-Limit-Tisch eingeteilt.«
»Das bedeutet mehr Geld, stimmt’s?«
»Ja. Deutlich fettere Trinkgelder.«
»Dann solltest du gehen. Wir brauchen das Geld. Diese ganze Geschichte kostet uns ein Vermögen. Aber ich habe eine Pistole, wir kaufen eine Überwachungskamera, und heute Nacht wird ein paarmal ein Streifenwagen bei uns in der Straße patrouillieren. Mir passiert schon nichts.«
»Ich arbeite von zehn bis sechs. Um sieben bin ich wieder da. Wenn wir nach Hause kommen, können wir ja ein paar Stunden schlafen, bis ich zur Arbeit muss. Bleib einfach auf, bis ich Feierabend habe, falls du nervös bist.«
»Gute Idee. Ich werde mich mit Kaffee vollpumpen. Ich überlege sowieso, das Thema meiner Dissertation zu wechseln. Da ist das eine gute Gelegenheit, ein bisschen was zu schaffen.«
»Du wechselst das Thema noch mal? Woran hast du denn diesmal gedacht?«
Sarah drückte Josh ihren Koffer in die Hand. Er nahm ihn entgegen und trug ihn zur Tür. Das war das Beste daran, mit jemandem wie Josh verheiratet zu sein: Sie musste niemandem beweisen, dass sie körperlich mit ihm mithalten konnte. Er war groß und stark, also durfte er die Möbel verrücken und die schweren Sachen tragen. Scheiß auf Emanzipation. Sarah wartete, dass Josh ihr die Tür aufhielt, dann verließ sie das Hotelzimmer.
»Ich weiß noch nicht, worüber ich schreiben werde. Ich habe darüber nachgedacht, mir die Auswirkungen der Immobilienkrise und der Wirtschaftsflaute auf die Ehe vorzunehmen. Das eigene Traumhaus durch Zwangsversteigerung zu verlieren, muss katastrophal für eine Beziehung sein. Und in vielen Ehen entsteht eine ganz neue Dynamik, weil viele der verloren gegangenen Jobs in von Männern dominierten Branchen angesiedelt waren. Zum Beispiel im Finanz- oder Bausektor. Frauen übernehmen zunehmend die Rolle des Ernährers der Familie. Das ist ein Tiefschlag fürs männliche Ego, was wiederum verheerende Auswirkungen im Ehebett haben dürfte und womöglich zu einer Zunahme häuslicher Gewalt und einem Anstieg der Scheidungsrate führt.«
Sie brauchte ihm gegenüber nicht zu betonen, dass sie das Thema wechselte, weil sie nicht mehr über sexuelle Abartigkeit schreiben wollte, solange sie ihr ganz persönliches Sex-and-Crime-Drama durchlebte.
»Das klingt verdammt interessant. Wenn du schnell genug bist, könntest du daraus sogar ein Buch machen. Es käme zur rechten Zeit.«
»Wir werden sehen.«
»Bist du sicher, dass du klarkommst?«
»Ja. Mach dir keine Sorgen. Ich werde ausgiebig joggen, um das ganze Essen von gestern zu verbrennen. Hier im Hotel habe ich mich kaum bewegt. Den Rest der Nacht verbringe ich dann mit Recherchen, bis du nach Hause kommst. Die Pistole lasse ich neben dem Computer liegen, und jeden, der einen Fuß durch die Tür setzt, durchlöchere ich.«
»Dann halten wir gleich noch beim Baumarkt und kaufen einen Sicherheitsriegel für die Schiebetür. Und wir lassen alle Lichter in der Einfahrt brennen. Wenn sich jemand dem Haus nähert, möchte ich, dass alle ihn sehen können.«
Nach dem Auschecken fuhren sie ohne Umwege zum Spy Shop.
»Ich wusste, dass Sie wiederkommen«, freute sich der Verkäufer. »Ich hab’s mir gedacht, als Sie sich die Nanny-Cam angeschaut haben, die mit dem Teddybären, stimmt’s? Das ist einer unserer
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