Der Totenerwecker (German Edition)
ich das beurteilen kann. Sie stammen wahrscheinlich von Ihnen beiden. Aber am Griff der Schiebetür und am Esszimmerfenster haben wir einige gefunden, die nicht mit den anderen übereinstimmen. Die hat eventuell ein Gast oder ein Besucher hinterlassen, ein Bekannter, der Kammerjäger oder wer auch immer, aber wir werden sie trotzdem überprüfen, um sicherzugehen.«
Es dauerte zwei weitere Stunden, bis Detective Torres zurück nach unten kam.
»Wir melden uns, wenn wir etwas herausfinden.«
»Vielen Dank«, sagte Sarah.
Josh brachte die beiden Beamten zur Tür, dann kam er ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen.
»Müde?«
Sarah setzte sich auf Joshs Schoß und schlang die Arme um ihn.
»Erschöpft.« Josh legte den Kopf an ihre Brust.
»Lass uns nach oben gehen und ein bisschen schlafen. War ein langer Tag.«
»Bauen wir erst die Kamera auf.«
Sarah trug das Gepäck in den ersten Stock, während Josh eine Trittleiter aus der Besenkammer holte. Als er zurückkam, hatte Sarah die Kamera bereits ausgepackt und studierte die Bedienungsanleitung.
Es nahm etwas Zeit in Anspruch, die Kamera mit dem Videorekorder zu synchronisieren, aber schon bald hatten sie das Gerät anstelle des früheren Rauchmelders an der Decke montiert.
»Dann hoffen wir mal, dass kein Feuer ausbricht.«
»Die anderen Rauchmelder sind ja noch da. So groß ist das Haus nicht. Wir hören den im Flur, wenn es brennt.«
Sie zogen sich bis auf die Unterwäsche aus und krochen unter die Bettdecke. Josh schaltete den Fernseher ein, und gemeinsam sahen sie sich Oprah Winfrey und Dr. Phil an, bevor sie kurz vor Judge Judy einschliefen. Sarah wachte alle zehn Minuten auf und tastete unter ihrem Kopfkissen nach der Pistole, um sich zu vergewissern, dass sie noch dort lag, und das beruhigende Gewicht der Waffe zu spüren. Immer wieder schaute sie zur Tür. Sie rechnete jeden Moment damit, dass sie langsam aufschwang und Dale dort stand, den pummeligen kleinen Schwanz in der Hand.
Ihre Lider wurden schwer, und ihr Kopf sackte nach vorn. Krampfhaft versuchte sie, die Augen aufzuhalten, aber das Gewicht des Tages lag bleiern auf ihnen und zog die Lider nach unten. Kurz darauf träumte sie von Achterbahnen und Kaviar.
Nur Minuten vergingen, bis sie die Augen erneut aufriss. In einem Anfall von Panik tastete sie nach der Pistole und fühlte sie versteckt in der Tasche des Kevlarkissens. Neben ihr schlief Josh tief und fest. Sein leises Schnarchen klang beruhigend. Wie ein schnurrender Löwe. Als Sarah wieder zur Tür blickte, fiel ihr ein, dass Josh den neu gekauften Sicherheitsriegel noch gar nicht an der Schiebetür angebracht hatte. Sie griff nach der Waffe.
Sarah zog die Sig Sauer unter dem Kissen hervor, stand auf und wanderte durch das Zimmer. Sorgsam mied sie den sauberen Fleck auf dem Teppich, ging zur Tür und öffnete sie. Sarah war darauf vorbereitet, zu schreien. Sie war nicht darauf vorbereitet, dass man ihr mit einem Hammer einen Schlag auf den Kopf versetzte. Die Pistole glitt ihr aus der Hand und fiel federnd auf den dicken, gepolsterten Plüschteppich. Sie verursachte kaum ein Geräusch. Sarah konnte Josh weiter schnarchen hören, als Dale über ihren schlaffen Körper stieg und ins Zimmer ging. Sie hörte, wie der Hammer auf Knochen traf und Josh einmal grunzte und dann still war. Alles wurde schwarz.
Es war noch nicht vorbei, als sie erwachte. Dale befand sich noch im Haus. Josh lebte, sein Kopf blutete, ein Auge geschlossen, das andere weit aufgerissen. Packband klebte über seinem Mund, an Hand- und Fußgelenken. Draußen schien noch die Sonne. Woher wusste Dale, dass wir schlafen? Wie hat er uns beobachtet? Die Fragen kamen und gingen. Es passierte zu viel, um sich lange mit ihnen aufzuhalten.
Josh so hilflos zu sehen, den großen, starken Josh, der sie immer beschützt hatte, bei dem sie sich immer sicher fühlte – das stellte ihre Welt auf den Kopf. Es war entsetzlicher als die Erkenntnis, dass sie ebenfalls gefesselt und geknebelt dalag und Dale plante, sie zu vergewaltigen und zu ermorden. Den hilflosen, enttäuschten, entsetzten Blick in den Augen ihres Mannes zu sehen, bereitete ihr einen tiefen inneren Schmerz. Es brach ihr das Herz. Sie wusste, wenn er es könnte, würde er ihr helfen. Es musste ihn wahnsinnig machen, so wehrlos zu sein. So hilflos im Angesicht dieser anämischen kleinen Vogelscheuche von einem Mann, den er in einem fairen Kampf mit einer Hand in der Luft zerfetzt hätte. Doch der Kerl
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