Der Totenerwecker (German Edition)
zulassen, dass dieses Monster uns aus unserem Haus vertreibt? Wie konnte es passieren, dass einige wenige grässliche Erinnerungen die langen Jahre voller schöner Momente verdrängen? Außerdem ist unsere Kreditwürdigkeit dermaßen im Eimer, dass wir nie wieder in der Lage sein werden, ein neues Haus zu bauen. Der Präsident muss doch etwas gegen diese Zwangsversteigerungen unternehmen. Wir müssen um unser Heim kämpfen, Josh! Wir müssen gegen Dale kämpfen. Wir müssen gegen jeden kämpfen, der versucht, uns aus diesem Haus zu vertreiben!«
Sarah sah Josh an und bemerkte die Unentschlossenheit in seiner Miene. Auch Schmerz stand in sein Gesicht geschrieben. Sie erkannte, dass er mit dem Gedanken rang, hierzubleiben. Er war erleichtert gewesen, als die Polizisten vorschlugen, das Haus zu verlassen, und Sarah sich damit einverstanden zeigte. Jetzt, da sie es noch einmal überdacht hatte und ihre Bedenken über die Entscheidung äußerte, schlich sich die Anspannung zurück in Joshs Muskeln. Sarah wusste, dass er so schnell wie möglich alles vergessen wollte, was ihm in diesem Haus widerfahren war, und sie konnte es ihm nicht verdenken. Was ihm angetan worden war, bedrohte seine Identität, sein Selbstbild. Er wollte nichts um sich herum haben, das ihn an diese Demütigung erinnerte, und das Haus war natürlich die stärkste Erinnerung von allen. Wer konnte es ihm verdenken, dass er es am liebsten abgefackelt und auf die Asche gepinkelt hätte? Aber das durfte sie nicht zulassen. Sie musste um ihr Haus kämpfen.
»Okay, Liebling. Wir kriegen es schon hin. Uns wird etwas einfallen.«
Sie gingen ins Schlafzimmer, und einmal mehr drehte der überwältigende Gestank Sarah den Magen um. Das Aroma von Tod und Verfall hatte sich seit der letzten Nacht noch verstärkt. Eine Fliege summte herum. Sarah wusste nicht, wie sie hereingekommen war, aber sie ging davon aus, dass das Bett innerhalb kurzer Zeit voller Maden sein würde. Josh rümpfte die Nase und schnitt eine Grimasse, als er sie ansah.
»Bist du immer noch sicher, dass du hier leben willst?«
»Wir müssen die Matratze loswerden. Dann wird es gehen. Dies ist unser Zuhause.«
»Okay, wenn du dir sicher bist, bin ich es auch.«
Sie holten zwei Koffer aus dem Wandschrank und begannen zu packen. Sarah warf ihre Laufschuhe und die Sportsachen zusammen mit vier Garnituren Kleidung in den Koffer. Sie wusste nicht, wie lange sie im Hotel bleiben würden, aber wenn es länger als vier Tage dauerte, musste sie zurückkommen, um weitere Sachen zu holen.
Ihr Blick fiel auf Joshs Schlittschuhe in der Ecke und auf sein Eishockeytrikot, das darüber hing. Da ärgerte sie sich nun, dass sie nicht zum Laufen kam, und Josh war seit über zwei Wochen nicht auf dem Eis gewesen und hatte es nicht mit einer Silbe erwähnt! Sarah sah Josh an und bekam ein schlechtes Gewissen. Wenn erst alles vorbei war, würde sie ihm mehr Zeit für sich selbst geben. Sich mit einem Barkeeper auf dem Eis anzulegen, war genau das, was Josh brauchte, um seine angeschlagene Männlichkeit wieder aufzupäppeln. Dale mit bloßen Fäusten umzubringen, dürfte allerdings noch effektiver sein. Sarah hoffte, dass sich das arrangieren ließ.
Kapitel 28
Sarah und Josh saßen zusammen mit Harry Malcovich im Wartezimmer des Krankenhauses und warteten darauf, dass jemand ihre Körperöffnungen auf Spermaspuren und Risse oder Prellungen untersuchte. Sarah musterte Harrys Gesicht. Das Ganze war ihm offenbar nicht nur unangenehm; er sah auch wütend aus.
Einer nach dem anderen wurden sie zur Krankenschwester hineingerufen. Detective Lassiter war dort, außerdem eine Beraterin für Missbrauchsopfer. Sie führten Sarah ins Untersuchungszimmer. Sarah zog sich aus, und Lassiter half ihr in den Krankenhausumhang.
Die Schwester bereitete die Abstriche vor, während Trina Lassiter und die Opferberaterin sich alle Mühe gaben, Sarah zu beruhigen. Aber Sarah war nicht unruhig oder nervös. Sie fühlte sich abgestumpft. Das war nun schon ihre zweite Untersuchung dieser Art innerhalb weniger Tage, und sie wusste nicht, wie oft Dale sie tatsächlich vergewaltigt hatte. An mindestens drei Vorfälle erinnerte sie sich, aber wahrscheinlich waren es eher fünf oder mehr. Ob Sexsklavinnen wohl auch diese Taubheit empfanden, wenn sie Tag für Tag von einem Freier nach dem anderen missbraucht wurden? Über sich selbst als Sexsklavin nachzudenken, trug nicht gerade zur Besserung ihrer Laune bei.
»Mein Name ist Karen Burns. Ich
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