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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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bereitet hatte, konnte er es verstehen.
    Aber kein Mann, nicht einmal ein abgewrackter Kiffer wie er, sollte so leben müssen.
    Die Information, die er heute hatte, war sein Ticket aus dem Elend. Er hatte am Morgen auf dem Klo in der Kabine neben seinem dealenden Freund gehockt, als der Junge anfing zu reden. Genau genommen hatte Fishhead gerade die Spülung betätigt, als er die Neuigkeit hörte; er hoffte, alles richtig verstanden zu haben.
    Fishhead machte es sich auf dem Rücksitz des Impala bequem.
    »Charlie, der verdammte Thunfisch«, bemerkte Brock, der am Steuer saß. Er drehte sich nicht um, sondern fing Fishheads Blick im Rückspiegel auf.»Was hast du für uns, Dünner?«
    »Was ganz Besonderes«, erwiderte Fishhead. Er steigerte gern die Spannung, bevor er mit der Sprache herausrückte. Außerdem konnte er Romeo Brock nicht leiden. Ein alberner Lackaffe, der sich für was Besseres hielt. Der ruhige Typ, sein älterer Cousin, war in Ordnung. Und ein echter Mann, anders als der Junge mit dem großen Mundwerk.
    »Spuck's aus«, verlangte Brock.»Ich hab diese beschissenen Spielchen satt. Und ich hab’s satt, irgendwelchen Kids Kleingeld aus der Tasche zu ziehen.«
    »Aber was anderes machst du ja nicht«, erwiderte Fishhead.»Du hältst dich an Leute, die niemanden im Rücken haben. Das sind eben meist Kids. Wenn es Männer wären, verdammt, dann hätten sie Verbindungen, und dann hättest du die auf dem Hals.«
    »Ich hab doch gesagt, ich bin bereit für den nächsten Schritt.«
    »Tja, ich hätte da was.«
    »Erzähl«, forderte Brock noch einmal.
    »Es geht um einen gewissen Tommy Broadus. Kommt großspurig daher, aber in Wirklichkeit steigt er gerade erst ein. Der Typ ist zu dem Umschlagplatz gekommen, wo mein Freund arbeitet, hat nach Preisen gefragt und so. Sagt, er erwartet ' ne Lieferung Stoff. Ich rede hier von erstklassiger Ware, und sie soll morgen reinkommen. Mein Freund sagt, der Mann ist angreifbar.«
    »Und? Ich will kein H, verdammt. Seh ich etwa aus wie ein beschissener Heroindealer?«
    »Er muss die Lieferung schließlich irgendwie bezahlen, oder nicht? Wenn er einen Kurier nach NYC schickt, gibt er ihm bestimmt die Kohle mit. Schließlich ist die Connection noch frisch, da hat er garantiert keinen Kredit.«
    »Waffen?«, fragte Gaskins.
    »Hm?«
    »Auch wenn der Typ ein Amateur ist – irgendwie muss er sich doch schützen.«
    »Das ist eure Sache«, erwiderte Fishhead. »Aus den Einzelheiten halt ich mich raus. Ich geb nur Informationen weiter. Und ich sag euch, aus dem Haus von diesem Mann kommt heute Abend eine Menge Geld, und dafür geht Stoff rein.«
    »Wann?«, fragte Brock.
    »Wenn es dunkel ist, aber nicht zu spät. Die Kuriere sind nicht gern auf der 95 unterwegs, wenn da zu wenig Verkehr ist. Ich an eurer Stelle würde nach einem präparierten Wagen Ausschau halten. Der Taurus ist beliebt für solche Sachen und auch der Mercury.«
    »Wo wohnt dieser Mann?«, fragte Brock.
    Fishhead Lewis reichte einen Zettel nach vorn. Brock nahm ihn, las und schob ihn in die Brusttasche seines Rayonhemds.
    »Wie bist du an die Adresse gekommen?«, wollte Gaskins wissen.
    »Unser Mann hat ’ne Datenbanksuche gemacht oder so. Dann hat er seinen Wagen an der Straße geparkt und gesehen, dass der Typ da ein und aus geht. Ist ein frei stehendes Haus in einem Wohnviertel. Ziemlich stille Gegend, absolut nichts los da.«
    »Nicht besonders schlau, sich so einfach beobachten zu lassen.«
    »Sag ich doch. An einen, der so unvorsichtig ist, kommt man ohne weiteres ran.«
    »Woher hat er das Geld?«, fragte Gaskins, der die Sache gründlich durchdachte.
    »Einnahmen aus früheren Geschäften«, erwiderte Fishhead. Er improvisierte jetzt, tat aber, als wisse er Bescheid.»Das kann nicht das erste Mal sein, dass er Stoff einkauft.«
    »Ich frag mich nur eins: Woher wissen wir, dass dieser Tommy Broadus nicht bei irgendeinem mächtigen Boss auf der Gehaltsliste steht?«
    »Mein Informant sagt, er hat damit geprahlt, dass er das Ding ganz allein durchzieht.«
    Gaskins warf Brock einen Blick zu. Der elektrisierte Gesichtsausdruck seines Cousins verriet ihm, dass Brock sich bereits dafür entschieden hatte. Er sah das Geld schon vor sich, spürte es zwischen den Fingern, malte sich aus, wie er es für Frauen und Kleidung ausgeben würde, für einen roten Anzug. Was er nicht tat, war, die Sache gründlich zu durchdenken.
    »Wie sieht er aus?«, fragte Gaskins.
    »Was?«
    »Nicht dass wir den Falschen

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