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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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betrachte –«
    »Danke, Gus.«
    »Meinst du, heute Abend …?«
    »Wir werden sehen.«
    Ramone, inzwischen auf der South Dakota Avenue im Viertel Langdon, rief in der Dienststelle an und erreichte Rhonda Willis, die noch arbeitete. Sie sagte, sie habe ihm einiges zu berichten und Bill Wilkins wolle ihn ebenfalls sprechen.
    »Ich bin in zehn Minuten da«, versprach Ramone.
    Er parkte seinen Wagen hinter dem Penn-Branch-Einkaufszentrum und betrat das Bürogebäude. Ein paar Detectives von der Frühschicht mischten sich noch unter die neueingetroffenen Kollegen, sodass an den abgeteilten Arbeitsplätzen des Großraumbüros Gedränge herrschte. Sie tauschten dienstliche Informationen aus und plauderten über Außerdienstliches. Manche der Officers, deren Schicht zu Ende war, wollten Überstunden schinden, andere versuchten sich von Bars fernzuhalten oder zögerten einfach den Zeitpunkt hinaus, an dem sie sich der Einsamkeit, Freudlosigkeit, den Pflichten oder der schieren Langeweile ihres Zuhauses stellen mussten.
    Ramone sah Rhonda Willis an ihrem Schreibtisch. Bo Green stand bei ihr, und die beiden lachten gerade gemeinsam über etwas. Ramone gab Rhonda ein Zeichen, er werde in einer Minute zu ihr kommen, und ging weiter, zwischen Detectives, Beamten in Zivil und einer Frau von der Angehörigenbetreuung hindurch. Er kam an Anthony Antonelli vorbei, der die Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte, seine Glock im Knöchelhalfter. Antonelli hielt Mike Bakalis, der die Hände in den Schoß gelegt hatte, ein Überstundenformular entgegen.
    »Komm schon, Ameisenbär«, sagte Antonelli. »Unterschreib mir, dass ich früher Feierabend machen kann.«
    »Leck mir den Arsch«, entgegnete Bakalis, »dann können wir drüber reden.«
    Bill Wilkins saß an seinem Computer und tippte. Ramone zog sich einen Stuhl heran.
    »Was gibt es?«, fragte er.
    Wilkins reichte ihm eine braune Aktenmappe. Darin befand sich der Autopsiebericht zu Asa Johnson. Ramone begann zu lesen.
    »Die Kugel war Kaliber.38.«
    »Lassen sie sie durch IBIS laufen?«
    »Ja. Wir werden sehen, ob die Spuren zu irgendeiner Mordwaffe in einem früheren Fall passen. Todesursache war der Kopfschuss, wie nicht anders zu erwarten.«
    In die linke Schläfe, las Ramone.
    »Er hatte weder Erstickungssymptome, noch stand er unter Drogen oder dergleichen. Keine fremden Substanzen, kein Alkohol, keine Betäubungsmittel im Körper.«
    »Er wurde dort getötet, wo später die Leiche gefunden wurde«, sagte Ramone.
    »Sieht so aus. Da steht der wahrscheinliche Todes-Zeitpunkt.« Wilkins zögerte, beobachtete Ramone, sah, wie dessen Augen sich kurz weiteten und dann stumpf wurden. »Du hast es gelesen.«
    »Sie haben Sperma bei ihm gefunden«, sagte Ramone. Seine Stimme drohte zu versagen. Ihm war übel, nicht nur wegen des Kindes, sondern auch, weil er an die Eltern dachte.
    »Lies weiter«, forderte Wilkins ihn auf.
    Der Leichenbeschauer hatte außer dem Sperma auch Rückstände von Gleitmittel nachgewiesen. Es gab keine Einrisse am Rektum und nur geringfügige Blutergüsse.
    Ramone las den gesamten Bericht und ließ ihn dann vor sich auf den Schreibtisch fallen. Er dachte an die Opfer der Palindrom-Morde, bei denen ebenfalls Spermaspuren gefunden wurden, jedoch erstaunlich wenig Hinweise auf Gewaltanwendung, was auf einvernehmlichen Analverkehr hindeutete. Andererseits konnte der Verkehr auch nach dem Tod der Opfer stattgefunden haben. Ramone musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Asa ebenfalls auf diese Weise missbraucht worden war.
    »Sie haben dieses Zeug in ihm gefunden«, sagte Wilkins. »Gleitgel oder so.«
    Ramone strich sich über den schwarzen Schnurrbart. »Ich habe es gelesen.«
    »Das macht nicht den Eindruck, als ob er vergewaltigt wurde.«
    »Es beweist aber auch nicht, dass er es nicht wurde.«
    »Ich meine ja nur.«
    »Stimmt.«
    Wilkins ließ Ramone einen Moment Zeit, die Neuigkeit zu verarbeiten.
    »Ich habe mir das Zimmer des Jungen angesehen«, berichtete Ramone, nachdem er sich wieder gefasst hatte. »Und auch seinen Spind in der Schule.«
    »Und?«
    »Soweit ich gesehen habe, nichts, was uns weiterbringen könnte. Er muss ein Tagebuch geführt haben, aber es ist wohl verschwunden. In Anbetracht des Autopsiebefunds sollten wir alles daransetzen, dieses Tagebuch zu finden.«
    »Als ich mit Mr. Johnson gesprochen habe, sagte er, dass der Junge kein Handy hatte.«
    »Das stimmt.«
    »Hatte Asa zu Hause einen Computer?«
    »In seinem Zimmer stand

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