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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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ein PC. Aber ich habe nicht viel Persönliches darauf gefunden. Die Gesendet- und Gelöscht-Ordner in seiner E-Mail waren leer. Seine Favoriten waren Spieleseiten und welche zum Thema Bürgerkrieg. Sonst nichts.«
    »Hast du den Verlauf angesehen?«
    »Äh, nein.«
    »Du hast doch selbst einen Sohn im Teenager alter«, sagte Wilkins. »Du solltest dich lieber mal mit diesem Scheiß beschäftigen. E-Mails und Bookmarks kann man löschen, aber der Verlauf, also welche Seiten man aufgerufen hat, ist immer noch im Computer gespeichert. Es sei denn, man löscht es auch. Die ganz vorsichtigen Kids richten ihren Browser so ein, dass der Verlauf automatisch jeden Tag gelöscht wird. Bei anderen nur jede Woche oder jeden Monat. Man verwischt dadurch gewissermaßen seine Spuren. Falls Asa das nicht getan hat, müsste noch gespeichert sein, auf welchen Seiten er war. Das ist ziemlich leicht abzurufen.«
    »Für dich.«
    »Ich kümmere mich darum.« Wilkins tippte mit dem Ende seines Bleistifts auf die Schreibtischplatte. »Was hast du sonst noch rausgefunden?«
    Ramone zögerte. »Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein.«
    »Diese Geschichte mit dem Jungen«, sagte Wilkins. »Jemand muss mit den Angehörigen über die Ergebnisse der Autopsie sprechen.«
    »Ich werde mit dem Vater reden. Zu gegebener Zeit.«
    »Ich könnte verstehen, dass es dir unangenehm ist. Eigentlich wäre ich dafür zuständig.«
    »Nein, ich übernehme das.« Ramone stand auf.
    »Musst du wieder los?«
    »Nach Hause«, sagte Ramone.
    An Rhondas Schreibtisch machte er noch einmal halt und setzte sich auf die Tischkante. Bo Green war inzwischen gegangen, und Rhonda betrachtete gerade einen Wust von Papieren, als sei er mit Anthrax verseucht.
    »Das sieht nach jeder Menge Vergnügen aus«, bemerkte Ramone.
    »Du hast auch einigen Papierkram auf dem Schreibtisch, Gus. Nicht dass du da nochmal vorbeigehst.«
    »Ich hoffe, dass meine Sekretärin das erledigt.«
    »Hast du mit Garloo gesprochen?«, fragte Rhonda.
    Ramone berichtete ihr vom Autopsiebefund und davon, wie er seinen Tag verbracht hatte.
    »Jetzt du«, forderte er sie schließlich auf.
    »Ich habe mich mit Dominique Lyons beschäftigt. Unser Junge hat jede Menge Vorgeschichte. Überfall mit Körperverletzung, dafür wurde er verurteilt, und versuchter Mord, dafür wurde er nicht verurteilt. Die geladenen Zeugen haben nicht ausgesagt; wahrscheinlich wurden sie eingeschüchtert. In zwei weiteren Mordfällen zählte er zum Kreis der Verdächtigen, die Fälle sind allerdings nie zur Verhandlung gekommen. Keine Tatwaffe, keine Zeugen. Tja, ich habe mir also ein Foto von Lyons aus den Akten genommen, dazu die Bilder von Jamal White, unserem Opfer, und bin runter zu dieser Edelbar an der New York Avenue gefahren, wo Darcia Johnson und Shaylene Vaughn, unsere beiden frivolen Damen, nackt tanzen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, tragen sie im Twilight String-Tangas. Rein technisch sind sie also nicht unbekleidet.«
    »Aber so gut wie. Also, ich bin hingefahren und habe mich mit unserem Polizistenfreund unterhalten, Randolph Wallace. Du weißt doch, der Mann, der als Türsteher arbeitet, wenn er gerade nicht in Uniform ist.«
    »Der ist also neuerdings dein Freund?«
    »Wir sind nicht gerade dicke Kumpel. Aber er war höchst kooperativ. Anscheinend war Dominique Lyons letzte Nacht in dem Club, und rate mal, wer noch? Jamal White. Officer Wallace wusste sofort, wer Lyons ist, weil er regelmäßig ins Twilight kommt und oft in Begleitung von Darcia oder Shaylene wieder geht, manchmal auch mit beiden.«
    »Und wie kam es, dass er sich an Jamal erinnerte?«
    »Jamal saß an der Bar. Dominique hat ein paar Worte mit Jamal gewechselt, das heißt, er hat ihn wohl provoziert, und Jamal hat dann allein die Bar verlassen. Etwa eine Stunde später sind auch Dominique und Darcia gegangen.«
    »Zusammen?«
    »M-hm. Ich denke, Jamal ist mit dem Bus die New York runtergefahren, dann umgestiegen in die Linie 7th Street/Georgia Avenue stadtauswärts und ging gerade zu Fuß von der Georgia nach Hause, als er erschossen wurde.«
    »Du verdächtigst also Dominique Lyons.«
    »Ich finde ihn jedenfalls verdächtig genug, um ihn auf die Fahndungsliste zu setzen. Und Darcia Johnson könnte unsere Zeugin werden.«
    »Schön wär’s.«
    »Ich habe versucht, Darcia per Handy zu erreichen, aber sie meldet sich nicht.«
    »So eine Überraschung.«
    »Also habe ich einen Officer drüben beim Apartment der beiden Mädchen postiert, du

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