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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Sie starrten auf Rhondas Schreibtisch und auf die Rigipsplatten an der Decke.
    »Zwischen den beiden Morden lagen vierundzwanzig Stunden«, sagte Green. »Es könnten zwei verschiedene Täter sein.«
    »Das heißt, die Waffe wurde in der Zwischenzeit weitergegeben oder verkauft«, stellte Wilkins fest.
    »Oder Asa Johnsons Mörder hat Lyons die Waffe gegen Bezahlung geliehen«, spekulierte Green.
    »So was kommt vor«, bekräftigte Wilkins.
    Ramone sah Rhonda an.
    »Tja, wie auch immer, zuerst müssen wir jedenfalls Mr. Lyons finden«, sagte Rhonda. »Dann wird alles klarer werden.«
    »Irgendwas Neues von der W Street?«, fragte Ramone.
    »Bisher hat er sich bei dem Apartment nicht blicken lassen. Darcia auch nicht.«
    »Wie sieht deine Tagesplanung aus?«
    »Ich werde Darcias Mutter drüben in Petworth anrufen. Mal sehen, ob sie mir helfen kann. Ich weiß nicht, vielleicht sollten wir auch Darcias Freundin Shaylene etwas stärker unter Druck setzen. Mal ein bisschen auf den Busch klopfen.«
    »Die altmodische Tour«, stellte Wilkins fest.
    »Und wie sieht’s bei euch aus?«, fragte Rhonda.
    »Bill wird sich Asas Computer vornehmen«, sagte Ramone. »Ich bin wieder oben im Viertel unterwegs. Habe da noch nicht mit allen gesprochen.«
    »Hättest du gern Gesellschaft?«, fragte Bo Green, an Rhonda gewandt.
    »Es ist immer schön, einen großen starken Mann an der Seite zu haben«, erwiderte Rhonda und nickte dem hünenhaften Green zu. »Da fühle ich mich gleich sicherer.«
    »Wir hören voneinander«, sagte Ramone.

    Bill Wilkins und Ramone trennten sich auf dem Parkplatz und vereinbarten, den Tag über in Kontakt zu bleiben. Ramone fand einen blauen Taurus, von dem er wusste, dass er recht brauchbar war, und holte sich zuerst Kaffee bei Starbucks an der Kreuzung von 8th und Penn. Er war etwas angeschlagen und hoffte, dass Koffein ihn auf die Beine bringen würde.
    Auf dem Weg zum Stadtrand rief er Cynthia Best an, die Direktorin von Asas Schule.
    »Es geht um Ronald und Richard Spriggs«, sagte Ramone.
    »Die Zwillinge«, erwiderte Ms. Best. »Ich kenne sie gut.«
    »Ob ich sie wohl für ein paar Minuten aus dem Unterricht holen könnte? Ich würde gern mit ihnen sprechen, wenn Sie erlauben.«
    »Einen Moment.« Die Schulleiterin legte ihn in die Warteschleife. Nach kurzer Zeit meldete sie sich wieder. »Die beiden haben sich offenbar ein langes Wochenende genommen.«
    »Krank?«
    »Ich weiß es nicht. Als sie zur ersten Unterrichtsstunde nicht erschienen sind, haben wir ihre Mutter bei der Arbeit angerufen und von ihrem Fehlen in Kenntnis gesetzt. Das ist bei uns die Standard-Vorgehensweise. Nach unserer Erfahrung schreckt man die Schüler so am ehesten vom Schwänzen ab.«
    »Fehlen die Zwillinge oft in der Schule?«
    »Ich würde sie nicht als Musterschüler bezeichnen, Detective.«
    »Ich weiß, in welchem Haus die Jungen wohnen, aber ich brauche die Apartmentnummer. Könnten Sie sie mir geben?«
    »Ich stelle Sie zu jemandem durch, der es kann.«
    Die Spriggs-Zwillinge wohnten an der 9th, zwischen Peabody und Missouri, in einer Siedlung, die von einem schwarzen Eisenzaun umgeben war. Gegenüber befand sich ein Gemeindegarten, und in Sichtweite lag die ehemalige Paul Junior High, jetzt eine Vertragsschule, die jedoch den Namen beibehalten hatte. Ein eiffelturmartiger Funkmast hinter der Polizeiwache des 4D und ein zweiter, kleinerer ein Stück weiter waren die Orientierungspunkte des Viertels.
    Ramone fand die Wohnung der Spriggs’ und klopfte. Ronald Spriggs öffnete. Er trug ein T-Shirt, auf das mit Glitterfarbe eine Comicfigur aufgemalt war, ein Kerl mit schräg aufgesetzter Baseballkappe und etwas in den Händen, das wie eine Strahlenpistole aussah. Die Ärmel waren von der Schulter an in dünne Streifen geschnitten, die fest geflochten waren und in kleinen Perlen endeten. Ronald hatte künstlerisches Talent und ein Auge für Design; Diego besaß ein paar von ihm gestaltete T-Shirts. Auch das »Dago«-Logo auf Diegos Kappen stammte von Ronald.
    »Was hab ich verbrochen, Mr. Gus? Bei Rot die Straße überquert oder so?«
    »Nichts so Ernstes. Ich wollte nur mit dir und deinem Bruder über Asa reden.«
    »Kommen Sie rein«, sagte Ronald.
    Sie gingen den Flur entlang. Im Wohnzimmer waren die Jalousien heruntergelassen, und die Luft stand. Richard saß in dem schummrigen Raum auf einer abgewetzten Couch und spielte auf einer Xbox Madden 2006. Ramone erkannte das Spiel, denn den Soundtrack hörte er oft genug

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