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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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zerstört, als er den Blick über Lummus Park schweifen ließ. Man hätte ihn in Losers Park umbenennen sollen.
    Er ließ sich wieder aufs Sofa fallen und betrachtete seine Liste. Als Nächstes war ein Geschäft dran, Haiti Mystique, und der Name des Besitzers war ihm bekannt: Sam Ismael, einer der Bieter für das Sanierungsprojekt Lemon City, für das Preval Lacour und Guy Martin den Zuschlag bekommen hatten.
    Bevor er den Hörer in die Hand nehmen konnte, klingelte das Telefon.
    Es war Joe, er rief aus einer Telefonzelle an. Er klang gestresst und außer Atem.
    »Ich weiß, wer der Mörder von Moyez ist«, sagte er. »Und ich habe gerade seine Familie gefunden. Bring das Werkzeug mit und vergiss das Frühstück.«

33
     
    Im Haus von Ruth Cajuste war es heiß und dunkel. Sämtliche Vorhänge waren zugezogen, die Fenster geschlossen. Der Gestank war übermächtig, fast unerträglich, selbst durch die Masken und die Vick-Salbe, die sie sich in und unter die Nase gerieben hatten.
    Max schloss die Tür, Joe schaltete das Licht ein. Sie trugen Handschuhe und Schuhüberzieher aus Plastik. Die Spurensicherung würde sich den Tatort noch vornehmen müssen, und sie wollten keine Hinweise auf ihren Besuch hinterlassen.
    Die ersten drei Leichen sahen sie auf Anhieb: reglose, dunkle Bündel, die sehr eng beieinanderlagen, rechts der Tür. Ungefähr sechs Meter weiter lagen noch zwei Leichen.
    Sie schauten in alle Zimmer: die Küche zur Rechten – leer; zwei Schafzimmer links – beide leer. Zum Schluss das Badezimmer. Die Tür war eingetreten oder eingeschlagen worden, sauber aus den Angeln gerissen. An der Rückwand saß eine Frau, tot, direkt unter dem kleinen rechteckigen Milchglasfenster.
    Eine Hintertür gab es nicht. Das hatten sie zuvor überprüft.
    Sechs Leichen.
    Sie gingen zurück zum Eingang und durchsuchten das Haus.
    Sie standen in einem großen offenen Raum, der Wohnzimmer und Esszimmer zugleich war, der Fußboden blassgelb gefliest. Wo die Leichen lagen, war der Fußboden in Bewegung, Armeen schwarzer Käfer rannten wild durcheinander, um ein Stück von dem köstlichen Fleisch abzubekommen, das noch übrig war. Von dem geordneten, disziplinierten Abtragen und Abtransportieren, das sie in Lacours Haus beobachtet hatten, war hier nichts zu sehen. Hier herrschte hektisches Gerangel. Es war, als spürten die Käfer, dass ihnen die Zeit davonlief. Die Hitze im Haus hatte den Verwesungsprozess beschleunigt.
    »Welches Datum ist heute?«, fragte Max.
    »3. Juni.«
    »Die sehen aus, als wären sie schon gut über einen Monat tot. Ich schätze, sie wurden am 26. April umgebracht.«
    Die fünf Wochen alten Leichen hatten das Stadium schon hinter sich, in dem sie von inneren Gasen aufgebläht wurden, ihre Innereien hatten sich bereits verflüssigt. Unter ihnen hatten sich Lachen aus glänzendem, durchsichtigem Schleim gebildet, der sich mit den Kreisen, Kommas und Flügeln aus getrocknetem und inzwischen schwarz gewordenem Blut vermengte, das aus den Wunden geflossen war. Die Haut rutschte von den Knochen und verwandelte sich in einen graugrünen Brei. Über jeder Leiche schwebte eine Wolke aus Schmeißfliegen.
    In der grauhaarigen Frau erkannte Joe Ruth Cajuste, der Mann, der einen halben Meter neben ihr lag, war Sauveur Kenscoff, und das Mädchen im rot-weißen Gingankleid, das auf dem Bauch dalag, hielt er zunächst fälschlicherweise für Crystal Taíno, nur dass ihr Haar und die Figur nicht passten. Das Mädchen sah aus wie ein Teenager. Er korrigierte sich und verzeichnete sie als Unbekannte.
    Ruth Cajuste war mit einer Kugel in die Stirn hingerichtet worden. In dem Eintrittsloch hatte sich ein wimmelndes Nest aus gelblichen Schmeißfliegenmaden gebildet. Sie lag auf dem Rücken in der Ecke, die Hände über der Brust gefaltet. Max und Joe waren sich einig, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach als Erste getötet worden war, lange bevor sie hatte begreifen können, dass ihr Sohn Jean Assad ihr soeben eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
    Sauveur dagegen hatte begriffen, was geschah, und hatte sich zu wehren versucht. Neben seiner rechten Hand lag eine.38 Special, aber die war nicht entsichert. Er hatte gerade genug Zeit gehabt, die Waffe zu ziehen, bevor er in die Schulter, in die Brust und durchs linke Auge getroffen wurde. Dieser letzte Schuss hatte den Inhalt seines Schädels an der Wand hinter ihm verteilt. Auch er lag auf dem Rücken.
    Die verschmierte Blutspur zwischen der Türschwelle und dem Kopf des

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