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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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den Hinweis, haben die gesagt und meinen Namen und meine Telefonnummer aufgeschrieben. Als Sie jetzt hier reingekommen sind, habe ich gedacht, es geht darum.«
    »Haben Sie mit Jean Assad gesprochen?«
    »Nicht mehr als ›Hallo‹ und ›Bis bald‹. Die meiste Zeit hat er mit Neptune geredet, der hat ihm die Haare geschnitten.«
    »Hat Neptune viel von seinem Cousin erzählt?«
    »Nicht viel. Einmal hat er gesagt, der Junge verkehre mit den falschen Leuten.«
    »Hat er gesagt, mit wem?«
    »Haitianer.«
    »Hat er Namen genannt?«
    »Ja, einen.« Emmanuel lächelte. »Solomon irgendwas. Den Nachnamen weiß ich nicht mehr. Der hat einen ganz üblen Ruf, der Mann. Neptune hatte schon Angst, wenn er nur seinen Namen in den Mund genommen hat.«
    »Was hat er denn über ihn erzählt?«
    »Wissen Sie, was ein Gestaltwandler ist?«
    »Klar«, sagte Joe. »Ein Mensch, der alle möglichen Gestalten annehmen kann – menschliche, tierische, was auch immer. Hab ich im Kino gesehen.«
    »So einer ist dieser Solomon, hat Neptune gesagt. In Haiti haben die ja dieses Voodoo-Zeug, wissen Sie bestimmt.«
    »Dieser Solomon ist also eine Art Voodoo-Gangster?« Joe lächelte. »Den Film habe ich auch gesehen. Er heißt Leben und sterben lassen .«
    »Genau das habe ich auch gedacht.« Emmanuel lachte. »Aber gesagt habe ich nichts damals. Aus Respekt vor seinem Glauben und so.«
    »Und Jean Assad hat für diesen Mann gearbeitet?«
    »Ja. Was er genau gemacht hat, weiß ich nicht, aber eines Tages hat Neptune erzählt, Jean sei abgehauen, weg aus der Stadt.«
    »Aha«, sagte Joe. Und dann war er plötzlich wieder aufgetaucht und hatte im Gerichtssaal Moyez erschossen, vermutlich nachdem er seine Familie umgebracht hatte.
    »Fällt Ihnen sonst noch was ein?«
    »Auf Anhieb nicht.«
    »Wenn doch, rufen Sie mich an.« Joe schrieb seine Privatnummer ins Notizbuch und riss die Seite heraus. »Wenn der Anrufbeantworter rangeht, hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe Sie dann schnellstmöglich zurück.«
    »Sie glauben, dass Neptune tot ist, stimmt’s?«
    »Sieht nicht gut aus für ihn«, sagte Joe.

32
     
    Raquel Fajima, Tagesschichtleiterin der Rechtsmedizin, setzte ein breites Grinsen auf, als sie Max in der Tür ihres Büros stehen und ein Klopfen andeuten sah. Sie kannten einander seit zehn Jahren und lachten noch immer gemeinsam über die Nacht, in der sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Damals hatte sie noch Tatortarbeit gemacht, und Max hatte noch Uniform getragen. Ein paar Studenten, Mitglieder einer Verbindung, hatten sich in ihrem Wagen mit einer Handgranate in die Luft gejagt, und Raquel und Max war die Aufgabe zugefallen, in dem Blutbad nach Hinweisen auf die Identität der Jungs zu suchen. Raquel hatte ein paar geschmacklose Witze gerissen, während Max – der noch nicht so viele grausige Tode gesehen hatte – seinen Mageninhalt bei sich zu behalten versuchte, weil er nicht als Schlappschwanz dastehen wollte. Raquel hatte einen brauchbaren Zeigefinger gefunden, der an einer Kassette hing. Sie verstaute den Finger in einer Plastiktüte, sah, dass es sich bei dem Tape um Deep Purple in Rock handelte, betrachtete die Schweinerei im Wagen und sagte: »Das habt ihr nun davon«, woraufhin Max so sehr hatte lachen müssen, dass er sich dann doch übergeben hatte.
    Als Laborleiterin hätte sie sich einen lauen Lenz machen und ihre Zeit mit Delegieren, Organisieren und Meetings verbringen können, aber stattdessen arbeitete sie noch immer aktiv mit, analysierte an Proben, schrieb Berichte und sagte vor Gericht aus. Max und Raquel waren über die Jahre Freunde geblieben und trafen sich noch immer gelegentlich, um nächtelang auf Kneipentour zu gehen und dummes Zeug zu reden, aber die Gelegenheiten waren selten geworden, seit sie verheiratet war und einen zweijährigen Sohn hatte.
    Es war 8.15 Uhr morgens. Raquel saß an ihrem Schreibtisch und trank Jasmintee. Max sah, dass sie gerade erst im Institut angekommen war, weil sie noch saß und noch nicht den weißen Kittel trug und weil ihr das dunkelbraune, lockige Haar noch offen über die Schultern fiel. Normalerweise musste Max immer, wenn er sie aufsuchte, mit dem Mikroskop, über das sie sich gerade beugte, um ihre Aufmerksamkeit konkurrieren.
    Sie küssten sich auf die Wange, und Max ließ sich auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch nieder, der bis auf das Telefon und eine Lampe komplett leer war. In den Regalen drängten sich die Akten und dicke, ledergebundene Fachbücher, und

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