Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
auszusetzen – sogar das Radio, dabei lief es weiter -, und aller Augen richteten sich auf ihn.
Ihm war unwohl, tief unten im Magen, aber er biss die Zähne zusammen und erwiderte die Blicke der Mädels.
Eine Frau kam auf ihn zu und trocknete sich die Hände ab. Sie war klein und dunkel und sah besorgt aus.
»Geht es um Timothy?«, fragte sie.
»Nein, es geht um keinen Timothy«, sagte Carmine. »Es geht um was anderes.«
»Dann gibt es keine Schwierigkeiten mit ihm?«
»Ich weiß nichts von einem Timothy. Ich bin wegen was anderem hier.«
Sie zog die Stirn in Falten und sah ihn plötzlich auf eine Art und Weise an, die ihn verunsicherte, als wäre ihr etwas an ihm aufgefallen, das sie stutzig machte.
»Und weswegen sind Sie hier?« Sie sprach sehr langsam und bedächtig und musterte ihn von den Schuhen bis zur Frisur. Die gehörte bestimmt zu denen, die ihre Kinder wegen schlechter Tischmanieren ohrfeigten. Kein Wunder, dass Timothy Ärger machte. Wer oft getreten wird, tritt irgendwann zurück, erinnerte sich Carmine im Fernsehen oder im Radio gehört oder irgendwo an einer Mauer gelesen zu haben.
»Ich suche ein Mädchen, das vielleicht mal hier war in letzter Zeit. Hat ein paar eingeschlagene Zähne.«
»Wenn sie eingeschlagene Zähne hat, braucht sie einen Zahnarzt und keinen Friseur.«
»Ja, ist mir auch klar«, sagte Carmine. Die Zicke hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Ziemlich breite Hüften. Aber er kannte Freier, die darauf abfuhren. »Aber vielleicht ist sie ja hier gewesen, nachdem sie sich die Zähne hat richten lassen. Sich was Gutes tun und so.«
»Haben Sie ein Foto von ihr?«
»Nein.«
»Sie sind Polizist und suchen jemanden und haben kein Foto dabei?«
Verdammt! Janet wusste, dass er nicht echt war, ganz bestimmt.
»Wie sieht sie aus – abgesehen von den Zähnen?«
»Ihre Größe, aber schlanker, gute Figur.«
Jetzt sah sie richtig wütend aus. Scheiße! Anscheinend war sie mit ihrem Gewicht nicht zufrieden. Wahrscheinlich fing sie an zu fressen, wenn sie Probleme hatte, wie die meisten Frauen. Er lächelte sein schönstes Lächeln, das alle Frauen mit Kindern immer so süß fanden. Doch das machte sie noch wütender. Wahrscheinlich dachte sie, dass er sie auslachte.
Die Sache lief entschieden aus dem Ruder.
»Wie, sagten Sie noch, war Ihr Name?«
»Officer Bentley.« Er hielt die Dienstmarke hoch. Sie nahm sie ihm aus der Hand.
»Hier steht Detective.«
»Hä?«
»Wenn Sie Detective sind, sind Sie kein Officer.« Sie zeigte auf die Marke.
»Ah, ja, richtig, wurde grade befördert. Muss mich noch an den neuen Titel gewöhnen.« Er lächelte, dabei war er nervös wie nie, sein Herz hämmerte einen irren Voodoorhythmus in seiner Brust.
»Shaniqua?!!«, brüllte Janet über die Schulter hinweg in den Laden. »Ich brauch dich mal kurz hier vorn.«
Verdammte Scheiße, Shaniqua war ein astreines Karo. Groß, lange Beine, der Teint café mit ein klein wenig au lait . Kurze Haare. Schwarze Jeans, die Bluse über dem nackten, flachen Bauch zu einem Knoten gebunden.
Janet flüsterte Shaniqua etwas ins Ohr. Das Empfangsmädel hörte zu und ließ ihn dabei nicht aus den Augen, ihr Grinsen wurde immer breiter. Auch Shaniqua sah ihn an und musterte prüfend sein Gesicht.
Carmine brach der Schweiß aus, die Tropfen liefen ihm aus den Haaren den Kiefer entlang. Zeit zu gehen, Zeit zu gehen, dachte er, aber er konnte sich nicht rühren. Konnte nichts machen. Was zum Teufel war mit ihm los? Was zum Teufel war hier los?
Das Mädchen glotzte ihn an, wie er in seinen beschissenen Slippern von einem Fuß auf den anderen trat, und kicherte.
»Was ist so lustig?«, fragte er wütend.
Sie wollte gerade antworten, als sexy Shaniqua sich zu Wort meldete. »Sie suchen Risquée?«
»Kennen Sie sie?«
»Kennen Sie eine Jungfrau namens Maria?«, entgegnete Shaniqua. Sie hatte eine tiefe Stimme, fast wie ein Mann, der eine Frau imitierte.
»Dann sagen Sie mir, wo sie ist.«
»Erst das Geld.«
»Was?«
»Erst das Geld.« Shaniqua kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
Verdammt!
»Woher soll ich wissen, dass wir von der gleichen Risquée reden?«
»Tun wir. Jetzt her mit der Kohle.«
Okay, locker bleiben. Bullen hatten Informanten, und die wurden bezahlt.
»Wie viel?«
»Zweihundert.«
»Zweihundert? Wie wäre es mit einhundert?«
»Wie wäre es, wenn du mir den schwarzen Arsch küsst?«
»Ich kenne Männer, die gutes Geld dafür bezahlen würden.« Carmine lächelte. Sie
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