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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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nicht. Was nicht zuletzt Eldon zu verdanken war, der jede einzelne Spur von ihm gelöscht hatte, angefangen bei seiner ersten und einzigen Verhaftung im Jahre 1969, weil er einem Negriden den Adamsapfel herausgeschnitten hatte (die Anklage wurde wegen Mangels an Beweisen fallengelassen), bis zum heutigen Tag. Eldon hatte sämtliche Augenzeugenberichte vernichtet, die eine auch nur annähernd korrekte Personenbeschreibung von Boukman lieferten, und ihm dann die Quelle genannt. Aber zum größten Teil hatte der Negride selbst den Mythos Boukman geschaffen, und – das musste Eldon zugeben – es war ein Meisterwerk reinen, kranken und skrupellosen Genies. Boukman setzte ›Doubles‹ ein, die ihm nicht im entferntesten ähnlich sahen – hauptsächlich arbeitslose Schauspieler und Schauspielerinnen, die er per Kleinanzeige akquirierte -, um ihn bei Besprechungen zu vertreten, und falls irgendjemand außerhalb seines kleinen engsten Kreises ihn je zu Gesicht bekam, ließ er ihn umbringen. Desinformation gleich keine Information, und Tote reden nicht.
    »Vielleicht ist es jemand, von dem du nichts weißt«, sagte Boukman schließlich in seinem üblichen ausdruckslosen, emotionslosen, leicht französisch angehauchten Tonfall.
    »Äußerst unwahrscheinlich«, entgegnete Eldon. »In dieser Stadt stellt kein Mensch irgendwelche Ermittlungen an, ohne dass ich schon lange im Voraus Bescheid weiß. Woher will Ismael überhaupt wissen, dass es ein Polizist war?«
    »Die Karten haben es gesagt«, antwortete Solomon.
    Oh, dann muss es natürlich stimmen, dachte Eldon. Er gähnte und streckte sich umständlich, um den verdammten Negriden wissen zu lassen, dass diese Voodoo-Paranoia ihn zu Tode langweilte. Scheiße, wenn die Karten immer recht haben, warum könnt ihr dann nicht den Sieger der World Series vorhersagen und zur Abwechslung mal schönes leichtes und legales Geld machen? Weil das Ganze Pferdescheiße ist, deswegen.
    »Du nimmst diesen ganzen Humbug entschieden zu ernst, weißt du das?«, sagte Eldon.
    Solomon antwortete nicht, also saßen sie schweigend da, bis die Stille unangenehm zu werden drohte – zumindest für Eldon. Er fragte sich, wie sich Boukman bei anderen Leuten verhielt, dem Rest der Voodoo-Bande zum Beispiel oder bei seiner Frau, wenn er denn eine hatte. Im Grunde war ihm das natürlich egal, er war nur neugierig, hätte gern ein bisschen mehr über diesen Mann gewusst. Viel Smalltalk hatten sie in den dreizehn Jahren, die sie nun schon miteinander Geschäfte machten, nicht gehalten. Genau genommen gar keinen. Bei den minimalen Satzfetzen, die zwischen ihnen als Konversation galten, ging es immer um die großen Themen: Drogen, Lieferungen, Geld und Tod.
    Die Straße war verlassen. Keine Autos, keine Menschen. Genau das machte das Viertel so angenehm. Eine Oase der Ruhe, alles Böse passierte anderen Menschen anderswo, niemals hier. Hier war es sicher, die Nachbarn Mittelschicht und sehr weiß. Wenn man hier einen Latino oder einen Negriden sah, dann brachte er die Post oder trug einem die Möbel hinein und hinaus.
    Eldon summte Frankies »Last Night When We Were Young«.
    »Nur ein Dummkopf macht sich lustig über das, was er nicht versteht«, unterbrach ihn Solomon.
    Eldon drehte sich um und erwartete, Boukman hinter sich zu sehen, aber der war – geräuschlos wie immer – auf die linke Seite gerutscht, näher zur Tür. Eine aus Dunkelheit geformte Gestalt.
    »Weißt du, was ich verstehe? Ich verstehe, dass wir geboren werden, dass wir leben und dass wir sterben. Das mit dem Leben machen wir so gut, wie es geht, und so lange es geht, und dann sind wir weg vom Fenster. Würmerfraß oder Asche. Und das war’s. So einfach ist das.«
    Keine Antwort.
    Gott! , dachte Eldon, das kann noch die ganze Nacht so weitergehen. Er summte ein paar Takte von »In the Wee Small Hours of the Morning«. Frank hatte für jede beschissene Situation ein Lied auf Lager.
    »Ich will Fotos und die Namen sämtlicher Polizeibeamter von Miami.«
    »Wie bitte?«
    »Wenn der Bulle aus Miami stammt, wird Sam ihn wiedererkennen.«
    »Hast du mir nicht zugehört?« Eldon war sauer. »Da ist niemand, der gegen dich ermittelt.«
    Boukman antwortete nicht, also wieder Schweigen. Eldon spähte in die Dunkelheit hinter sich, er wollte ihn sehen, wollte das verdammte Licht anknipsen und dieses Stück Scheiße von Angesicht zu Angesicht sehen. Er war stinksauer. Auf gar keinen Fall würde er Boukman seine Akten geben. Das war allein Sache

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