Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
der Polizei – sein Territorium.
    Er konnte Boukman nicht mehr sehen. Genervt drehte er sich wieder nach vorn, verschränkte die Arme und betrachtete sehnsüchtig durch die Windschutzscheibe die warmen, gelben Lichter in seinem Haus.
    »Die Lage hat sich geändert«, sagte Boukman ganz dicht an seinem Ohr, sodass er vor Schreck zusammenfuhr. Der Wichser hatte sich wieder bewegt, war jetzt direkt hinter ihm. Er spürte seinen Atem im Nacken wie eine eiskalte Feder.
    »Ach ja? Und zwar?«, fragte Eldon. Herrgott, war er stinkig! Boukman hatte ihm einen Schrecken eingejagt – ihm!
    »Wir haben einen neuen Lieferanten.«
    »Wen? Baby Doc?« Eldon lachte.
    »Nein. Seinen Stiefvater, Ernest Bennett. Er hat die Air Haiti gekauft und den Transport von der haitianischen Armee übernommen, was bedeutet, dass die Tage der Cessnas, die alle zwei Tage kleine Ladungen bringen, gezählt sind. Ab jetzt werden wir richtige Frachtflugzeuge einsetzen, DC3s. Das bedeutet fünf- bis sechsmal so viel Volumen wie bisher.«
    »Wie viele Ladungen?«, fragte Eldon. Sein Herz schlug schneller.
    »Wir fangen an mit zwei pro Tag.«
    »Ab wann?«
    »Ab nächsten Mittwoch.«
    Eldon dachte nach. Das war ein großer Schritt. Solomon Boukman würde zum größten Kokain-Importeur und -Verkäufer in Miami aufsteigen. Größer als die Kolumbianer und die Kubaner. Das bedeutete sehr viel mehr Geld. Und sehr viel mehr Risiko. Risiko überall. Die Kolumbianer und die Kubaner würden nicht gerade begeistert sein über die Konkurrenz. Es würde einen neuen Krieg geben, viel schlimmer als den, den Griselda Blanco und ihre Leute auf die Straßen getragen hatten. Dann war da noch die Regierung. Früher oder später würde die haitianische Connection auffliegen, und Reagan würde wahrscheinlich hart zurückschlagen, Baby Doc stürzen und das Land bombardieren oder gleich einmarschieren. Aber das war später. Eldon selbst würde längst über alle Berge sein, bevor die ersten Gewitterwolken aufzogen. Und bis dahin würde er so viel Kohle machen wie möglich. DC3s! Gott!
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Die Fotos sind sehr wichtig«, antwortete Solomon.
    Klar sind sie das, dachte Eldon. Ich kenne dich inzwischen. Du bist nichts Besonderes. Du hast genauso viel Schiss wie alle anderen auch. Sobald die Profite steigen, wirst du paranoider und misstrauischer. Ein vorhersehbarer Teufelskreis. Man kann nie vorsichtig genug sein, schon richtig, aber es ist ein schmaler Grat zwischen Vorsicht und Angst vor dem eigenen Schatten. Er ahnte, wie es enden würde. Boukman gehörte zu den Leuten, die wegen eines simplen Verdachts ihre gesamte Crew ausradierten. Das Problem war nur, dass sie dann noch misstrauischer waren als vorher, weil sie auf einmal von Leuten umgeben waren, die sie kaum kannten, mit denen sie nichts verband. Der Anfang vom Ende.
    Aber egal, er hatte ein Geschäft zu machen, und im Geschäftsleben musste man immer erst ein bisschen was geben, bevor man nehmen konnte.
    »Okay. Du kriegst, was du willst«, sagte Eldon nach einer sorgfältig inszenierten Pause, während der die Stille dominiert hatte. »Aber nützen wird es dir nichts«, fügte er hinzu.
    Vor Eldons Haus fuhr ein Taxi vor. Leanne stieg aus und ging zur Haustür, wo sie stehen blieb und winkte, als das Taxi davonfuhr.
    Boukman beugte sich vor. Wieder spürte Eldon seinen eisigen Atem am Hals. Er bewegte sich nicht. Er spürte, wie Boukman seine Tochter in Augenschein nahm, sie musterte. Es gefiel ihm gar nicht, weil er wusste, was dem Negriden da durch den Kopf ging. Leanne war ein schönes Mädchen. Sie verdrehte vielen Männern den Kopf. Er wollte ihr zubrüllen, sich verdammt noch mal zu beeilen, endlich die Schlüssel aus der Tasche zu kramen und ins Haus zu verschwinden. Er hörte Solomons Atem, den er durch die Nase einsog; es klang, als würde etwas Schweres durch die Gänge gezogen.
    Leanne ging ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
    Eldon stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, den Boukman mit Sicherheit gehörte hatte.
    »Bring mir die Fotos in drei Tagen«, sagte Boukman und öffnete die Wagentür.
    Eldon blieb noch lange in seinem Wagen sitzen, nachdem Boukman in dem Mercedes, der hinter ihnen geparkt hatte, davongefahren war. Er konnte es nicht fassen – der Scheißkerl hatte ihm wirklich Angst gemacht. Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut.

47
     
    »Solomon Boukman – Mensch oder Mythos?«, wisperte Drake an seinem Turm von Babel vorbei, einem

Weitere Kostenlose Bücher