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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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durchstehen werde.«
    »Ich denke mal drüber nach«, sagte Joe. Und in diesem Moment tat sich vor seinem inneren Auge die Möglichkeit auf, dass es ihm vielleicht doch irgendwie gelingen könnte, seinen gut bezahlten Schreibtischjob zu akzeptieren und die Demütigung mit den materiellen Vorzügen zu lindern, die ein höheres Gehalt mit sich brachte; dass er vielleicht doch nicht den harten Weg würde gehen müssen, dass er vielleicht alles an sich vorbeiziehen lassen könnte. Vielleicht würde Lina Max genauso sehr mögen wie er. Vielleicht würde sie ihm die Sache um Max’ willen ausreden. Aber was sollte dann aus ihrem Fall werden? Er spürte, dass sie der Lösung täglich näher kamen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Wahrheit sich abzeichnete.

Fünfter Teil
     
    Juni – Juli 1981
     

46
     
    »Sieht aus, als müsstest du dir ein ganz neues Voodoo zulegen, Solomon, weil es nämlich keine Polizisten gibt, die gegen dich ermitteln«, sagte Eldon, ohne sich umzudrehen, den Blick auf die dunkle Gestalt in seinem Rückspiegel gerichtet.
    Solomon antwortete nicht.
    Es war nach zehn Uhr abends, Eldon parkte auf einer Seitenstraße mit Blick auf sein Haus. In den Zimmern brannte Licht. Er war müde. Er hatte einen langen Tag hinter sich. Er sehnte sich nach einem heißen Bad und seinem Bett. Und stattdessen das: Boukman, der sich wieder einmal auf seinem Rücksitz materialisiert hatte, um mit ihm zu reden. Eldon hasste diese Gespräche, weil reden nicht gerade zu den Stärken des Negriden gehörte. Er hatte es mehr mit der Stille, sagte lieber nichts, zog es vor, sich konversationsmäßig als schwarzes Loch zu geben. Eldon ging das gehörig auf die Nerven, er fühlte sich unwohl dabei.
    Boukman war da ziemlich einzigartig. Die meisten, mit denen Eldon bisher Geschäfte gemacht hatte, waren echte Labertaschen gewesen. Die kriegte man einfach nicht dazu, die Klappe zu halten. Die Latinos und die Spaghettis waren die Schlimmsten, die quatschten ununterbrochen, als betrachteten sie Schweigen als persönlichen Affront. Auch Nigger konnten reden – natürlich nicht richtig, nein, nur in diesem lautstarken Singsang, den sie an sich hatten, als wollten sie alle James Brown sein. Mit den Jamaikanern machte er schon lange keine Geschäfte mehr, und zwar genau wegen der Art, wie sie redeten – er verstand nicht ein einziges Wort, das sie von sich gaben, und wenn er einen Dolmetscher dazuholte, verstand er auch von dem kein einziges Wort.
    Boukman hatte ihn gebeten, einen Bullen zu überprüfen, der vor einer Woche in Sam Ismaels Laden spaziert war und sich nach Calabarbohnen und Tarotkarten von de Villeneuve erkundigt hatte. Der Typ hatte behauptet, Wissenschaftler an der Universität zu sein, aber er hatte seinen Namen nicht genannt. Und selbst wenn, wäre das wohl ein falscher gewesen. Kein Bulle, der heimlich Ermittlungen anstellte, würde loslaufen und seinen richtigen Namen hinausposaunen.
    Und so hatte er lediglich eine Beschreibung des Mannes: kurzes, braunes Haar, blaue Augen, knapp einsachtzig groß, stabil gebaut, 85 bis 90 Kilo schwer, Mitte dreißig – was die Suche auf ungefähr 3000 Polizeibeamte einschränkte, zu denen auch Max und Brennan gehörten.
    Dabei ermittelte natürlich keiner gegen Boukman. Eldon hatte jede einzelne Abteilung durchleuchtet, noch einmal durchleuchtet und ein drittes Mal durchleuchtet. Und das FBI noch dazu. Es hatte ihn vier Tage gekostet – vier Tage, in denen er mit den ganzen Planungen und den politischen Hintergrundmanövern im Falle Moyez ohnehin alle Hände voll zu tun gehabt hatte. Der Fall lag im Moment auf Eis, weil die Fäkalienfee gerade mit ihren Leuten in Washington die potenziellen Nebenwirkungen diskutierte, die die Sprengung eines großen kolumbianischen Drogenrings nach sich ziehen könnte. Einigen Spielern war nicht wohl bei der Vorstellung, so viele Latinos auf einmal hochzunehmen. Latinos hatten die unangenehme Angewohnheit, sich plötzlich zusammenzurotten, nur weil sie die gleiche Sprache sprachen. Und sie hatten ein ziemlich großes politisches Gewicht, weshalb sie mit Vorsicht zu behandeln waren.
    Wie auch immer, alles Blödsinn. Und selbst wenn irgendwer Boukman auf dem Kieker hatte, würde er nicht weit kommen. Es gab in den Akten kein einziges Bild und keine einzige korrekte Beschreibung von ihm. Keine Vorstrafen, keine Sozialversicherungsnummer, keine Einwanderungsdokumente. Nada , wie der Latino sagen würde. Offiziell existierte Boukman gar

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