Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Haferflocken gerührt. Ein alter Trick.«
»Verdammte Scheiße!«, schrie Max und sprang auf. »Wie um alles in der Welt hat Boukman das angestellt?«
»Jeder hat seinen Preis, Max, und alles ist käuflich. Und diese Drogenhändler haben sehr viel Geld.«
»Boukman hat alle am gleichen Tag umbringen lassen – in zwei verschiedenen Ländern!«
»Yep.« Joe seufzte.
»Zieh dir das mal rein! Das ist hochkarätige Gegenspionage! Das erfordert minutiöse Planung – das kriegt man doch niemals hin in … wie lange? … in einer Woche!«
»Na ja, er hat’s hingekriegt«, sagte Joe müde, während Max in der Garage auf und ab lief. »Boukman muss jemanden gehabt haben, der Matisse nahestand. Das ist die einzige Erklärung.«
»Und was macht das FBI jetzt?«, fragte Max.
»Die versuchen, ihr Leck zu stopfen. Und dann werden sie noch mal ganz von vorne anfangen müssen. In ihrem letzten Bericht heißt es, Boukman habe einen neuen Mitarbeiter dazugewonnen: Ernest Bennett, den Schwiegervater von Baby Doc Duvalier, dem Präsidenten von Haiti.«
»Würde mich nicht wundern, wenn es stimmt, und es würde mich auch nicht wundern, wenn es erlogen ist«, sagte Max düster. Er drückte seine Zigarette aus und zündete sich die nächste an.
Joe kannte die verschiedenen Varianten von Max’ Zorn: Es gab die kalte, sprachlose Wut, die immer das Vorspiel zu körperlicher Gewalt war; wenn er frustriert war oder wenn andere etwas verbockt hatten, fing er an zu schreien und zu brüllen, genauso, wenn er in einem Fall in einer Sackgasse landete – bis er losging und sich in eine Kirche setzte, um seine Gedanken zu sortieren. Joe hatte ihn schon den Tränen nahe gesehen, wenn sie die Leiche eines vermissten Kindes gefunden hatten – aber das waren keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Wut. Auch jetzt war er stinkwütend, aber da war auch eine Besorgnis in dieser Wut, ein fast ängstlicher Unterton in seiner Stimme. Joe wusste, was Max durchmachte. An genau dem gleichen Punkt war er auch schon gewesen heute Morgen, so überwältigt von Boukmans Macht, dass er den Fall hatte an den Nagel hängen wollen. Er hatte schon in einer Telefonzelle in der Nähe gestanden und Max’ Nummer gewählt, um ihn aufzuwecken und ihm seine Entscheidung kundzutun. Doch dann hatte er sich erinnert, warum er das Ganze überhaupt angefangen hatte, und den Hörer wieder eingehängt.
Max blieb stehen. Er dachte an Sandra. Er sah ihr lächelndes Gesicht auf dem Kopfkissen, als er ihr gestern Nacht gesagt hatte, dass er sie liebte. Er sah sie, wie sie gestern Morgen an seinem Küchentisch gesessen hatte, sie hatte ein Hemd von ihm getragen und Zeitung gelesen. Er hatte in der Tür gestanden und sie einfach nur angesehen, sie hatte es gar nicht gemerkt, und er hatte gedacht, wie wunderschön sie war und dass er der glücklichste Mann der Welt war. Wenn er und Joe diesen Fall allein weiterführten wie bisher, würde er sie in Gefahr bringen. Aber er konnte Joe nicht hängenlassen.
Max ließ sich aufs Sofa fallen und betrachtete den schwarzen, von Ölflecken klebrigen Fußboden. Draußen war Donnergrollen zu hören.
49
Carmine parkte den dunkelgrünen Ford Pickup auf dem Parkplatz des Hervis Family Supermarket auf der South West 8th Avenue und betrachtete sich unauffällig im Spiegel. Er war begeistert. Er hatte sich immer gewünscht, mit glattem Haar zur Welt gekommen zu sein, genau wie sein Vater, und jetzt endlich hatte er sich diesen Wunsch erfüllt. Okay, es war eine Perücke, aber eine dezente Perücke, nicht so ein superauffälliges Ding, wie manche Piks sie trugen, oder wie diese lächerlichen Toupets, die den alten Knackern in South Beach schon bei der kleinsten Brise vom Kopf wehten. Nein, die hier war unauffällig: kurzes, glattes, schwarzes Echthaar mit Mittelscheitel und Pony, der ihm auf die rechte Augenbraue fiel. Er sah aus wie ein waschechter Cubano .
Es war nicht das erste Mal, dass er glatte Haare trug. Vor ein paar Jahren hatte er sie sich chemisch glätten lassen. Ein großartiger Moment war das gewesen: im Cabrio an der Biscayne Bay entlang, den Seewind in den Haaren, die beim Gehen sogar hin und her schwangen, genau wie bei den weißen Jungs und Mädels in der Shampoowerbung. Natürlich hatte es eine gewaltige Krise gegeben, als er an jenem Abend zum Baden nach Hause gefahren war. Seine Mutter war ausgeflippt und hatte ihm die Haare mit der Küchenschere abgesäbelt – hatte sie praktisch ausgerissen, wenn es ihr mit
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