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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Geld zu nehmen, als traute sie sich nicht, aus Angst, dass es sich sonst in Luft auflösen könnte.
    »Ja.«
    »Wohin?«
    »Weit weg. Und ich komme nie wieder.«
    Sie steckte das Geld in den Umschlag und hielt ihn mit beiden Händen fest. Sie zitterte.
    »Warum tust du das?« Sie sah ihm ins Gesicht.
    »Weißt du, ich hab’s dir nie gesagt, aber … äh … auf meine verkorkste Art habe ich dich immer … ich dich immer irgendwie gemocht, Julita. Ich hab dich irgendwie immer sehr gemocht. Wahrscheinlich weil du mich an die Latina erinnert hast, die immer so gut zu mir war, als ich noch klein war«, sagte Carmine und schaute aus dem Fenster, damit sie nicht sehen konnte, wie verunsichert er war. Er hatte noch nie irgendeinem Mädchen gesagt, dass er es mochte. »Sie hieß Lucita. Sie hatte langes schwarzes Haar, genau wie du. Sie hat mich immer auf den Schoß genommen und mich in den Schlaf gesungen. Hab mich nie irgendwo wohler gefühlt.«
    »Lucita, ja?« Sie lächelte. »Vielleicht war es nur mein Name, den du mochtest.«
    »Ja, vielleicht … Aber vielleicht war es auch mehr.« Carmine lachte, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal auf der Bühne hatte tanzen sehen, wie sie die sabbernden, besoffenen Arschlöcher mit ihrem magischen Hintern und ihren geschmeidigen Bewegungen hypnotisiert hatte; dann musste er an ihren schwarzen Sinn für Humor denken, an ihre messerscharfen Einzeiler – Sprüche wie K.o.-Schläge.
    »Wer weiß? In einem anderen Leben? Du und ich?« Carmine seufzte und sah sie an.
    »Wir haben nur dieses eine Leben, Carmine.« Sie schniefte, als ihre Schockstarre den Tränen Platz machte, die sich mit ihrer Wimperntusche vermischten und ihr rußschwarz übers Gesicht liefen.
    »Bescheuert, oder? Dass man nur den einen Versuch hat.« Carmine tupfte ihre Wangen mit dem Taschentuch trocken, das er ihr dann hinhielt. Er schaute auf die Uhr. »Ich muss los.«
    Sie nahm seine Hand.
    »Lass uns zusammen gehen. Ich, du, die Kinder.«
    Carmine schüttelte den Kopf.
    »Nein. Erstens, ich bin echt kein Vatertyp, Julita. Ich wäre so ungefähr das schlechteste Vorbild, das man sich vorstellen kann. Und außerdem, solange du bei mir bist, bist du nicht sicher. Die Bullen sind hinter mir her, und Solomon ist hinter mir her. Wenn ich nicht sterbe, lande ich im Knast.«
    »Dann vaya con Dios , Carmine. Ich werde dich nicht vergessen.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich. Als sie sich von ihm löste, kühlten ihre Tränen ihm die Wange.
    »Doch, bitte vergiss mich«, sagte er. »Und bitte vergib mir, dass ich dich da reingezogen habe … in den ganzen Scheiß. Pass auf deine Kleinen auf. Und pass auf dich auf. Und geh weg von hier, ja? Geh weit weg.«
     
    Carmine marschierte an den beiden Polizisten vorbei, die am Eingang des Flughafengebäudes standen, ohne sie anzusehen. Er trug seine goldgerahmte Ray-Ban, einen hellgrauen Anzug und ein offenes, weißes Hemd. Er sah unauffällig seriös aus, einer von vielen Geschäftsleuten mit Aktentasche in der einen und Koffer in der anderen Hand, die von einer Tagung nach Hause flogen.
    Es war Freitag, auf der Abflugebene herrschte Hochbetrieb, genau wie erwartet. Er schaute sich um. Ohne Ende uniformierte Polizei da, aber auch Zivilbullen, die nicht wie Zivilisten aussahen, weil sie allen anderen ins Gesicht schauten.
    Sein Ticket hatte er bereits gekauft, unter falschem Namen: Ray Washington. Seinen Koffer gab er auf, die Aktentasche behielt er bei sich. Da war sein Geld drin.
    Sein Flug nach New York ging in vierzig Minuten.
    Er bewegte sich auf die Gates zu.
    Bis dahin war er nicht nervös gewesen, aber jetzt, plötzlich, schaltete er in Panikmodus um. Der Lärm um ihn herum – Hintergrundmusik, Flugansagen, Gespräche – verschmolz zu einem laubsägeartigen Summen. Sein Herz schlug schnell und heftig, der Mund wurde ihm trocken, und der Schweiß rann ihm über die Stirn und die Schläfen.
    Er ging ein wenig schneller.
    Vor ihm der Eingang zu den Gates. Hinter einem Tresen standen zwei Leute und überprüften die Tickets. Dahinter drei Polizisten. Sie sahen jedem ins Gesicht, der die Kontrollstelle passierte.
    Ihm fiel ein, dass er in der Aktentasche eine Waffe hatte. Bonbons Magnum hatte er weggeworfen und sich einen.38-Revolver mit kurzem Lauf besorgt, für alle Fälle. Den musste er unbedingt loswerden, bevor er durch die Kontrolle ging. Die hatten Metalldetektoren. Warum hatte er daran nicht gedacht?
    Er bereute

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