Der Totenschmuck
fiel ihr nicht ein. »Wenn Sie mir nicht sagen, warum Sie in seiner Wohnung waren und was Sie da wollten, gehe ich zur Polizei. Ich weiß nicht, was hier los ist, aber …«
»Jetzt beruhigen Sie sich erst mal«, beschwichtigte McCann überrascht. »Ich muss jemanden anrufen.« Mit Mühe kam er auf die Beine und ging nach draußen, fischte sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und blätterte in den gespeicherten Nummern.
»Hallo, ich bin’s«, meldete er sich leise. »Ich weiß, ich weiß, es tut mir leid. Aber hör zu, hier ist eine Frau, die behauptet, sie hätte mich in Brads Wohnung gesehen. Nein, ich bin in der Back Bay. Commonwealth Avenue Ecke Gloucester Street. Hinter dem Haus. Sie weiß von dem Notizbuch und fragt, … ja, ich weiß. Nein, ich finde, wir sollten einfach … Gut. Fahr vorsichtig.« Er beendete das Gespräch und steckte das Telefon wieder in die Tasche.
»Alles wird sich klären«, sagte er an Sweeney gewandt. »Meine Güte, Sie haben mich ganz schön erwischt. Ich glaube, Sie haben meine Familienplanung in meine Lunge katapultiert.« Er holte tief Luft und lachte laut auf. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, mir zu folgen? Seit ich ins Auto gestiegen bin, habe ich gewusst, dass Sie da sind. Verflucht noch mal!« Er setzte sich auf die Erde und holte ein paar Mal tief Luft, bevor er sich etwas entspannte.
Sie verfielen in bedrückendes Schweigen, und Sweeney bekam es mit der Angst, als sich ein schwarzer Jeep Cherokee näherte und hinter McCanns Toyota parkte.
Die Tür ging auf und Camille Putnam stieg aus.
»Sie haben Recht, ich war dort, in der Nacht, als Brad starb«, sagte McCann auf dem Rücksitz von Camilles Jeep. »Aber es ist nicht so, wie Sie denken. Willst du, Camille, oder soll ich?«
»Du«, sagte sie. Sweeney drehte sich auf dem Beifahrersitz um, um ihm besser zuhören zu können.
»Ich habe bis vor kurzem aus dem Parlament berichtet«, begann er. »Das war eine gute Sache, da sind alle aufstrebenden Journalisten hingekommen, und ich habe mich dort sehr
wohl gefühlt. Ich habe ein paar Mal mit Camille ein Interview gemacht, und sie hat mich für einige Artikel mit sehr nützlichen Hintergrundinformationen versorgt. Und als sie sich für die Frauenrechte engagiert hat, hat sie diese Vergnügungsreise auf Staatskosten nach Zimbabwe gemacht.«
Camille grinste. »Das war keine Vergnügungsreise!«
»Ja, ja. Was auch immer. Eine Mission zu empirischen Zwecken. Jedenfalls hat mein Chef das für eine gute Story gehalten. Ich bin mitgeflogen und, na ja, dann kam eins zum anderen.« Er schmunzelte. »Es lief auch gut, als wir wieder zurück waren. Ich habe den Artikel geschrieben und es anschließend vermieden, über Cammie zu schreiben. Wir haben versucht, unsere Beziehung geheim zu halten. Sie hat sich für die Kongresswahlen aufstellen lassen, was bedeutete, dass sie nicht mehr in meiner Reichweite sein würde, aber dann wurde mir der Wahlkampf angeboten. Über so eine Kampagne zu berichten bedeutet, sich bei was richtig Großem beweisen zu können. Ich wollte ablehnen …«
»Aber das habe ich nicht zugelassen«, ergänzte Camille. »Er hat seine ganze Karriere darauf hingearbeitet. Ich habe gesagt, dass wir uns während der Kampagne nicht treffen sollten, erst wieder, wenn alles vorbei sein würde. Dann könnten wir immer noch sehen, wie es um unsere Beziehung steht.«
»Mir hat das gar nicht gefallen«, sagte Bill. »Aber es war immerhin eine Lösung. Und wir haben das auch ganz gut hingekriegt. Als die Kampagne begonnen hat, haben wir uns überhaupt nicht mehr getroffen, oder zumindest nicht mehr verabredet. Zuerst war das in Ordnung, weil wir uns jeden Tag gesehen und miteinander telefoniert haben. Aber dann hat es irgendwie wehgetan, sie zu sehen, ohne …« Er beugte sich vor und streichelte Camilles Arm.
»Aber wir haben gewusst, dass alles gut werden würde, wenn wir es bis November schaffen«, fuhr Camille fort. »Zumindest ich habe so gedacht. Aber dann, in der … in der
Nacht, als Brad starb, bin ich früh von einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach Hause gekommen und es war das erste Mal seit Monaten, dass ich allein zu Hause war, ohne meinen Mitarbeiterstab, der mit mir irgendwelche Reden durchsprechen wollte, ohne Cocktailpartys oder Wohltätigkeitsveranstaltungen, zu denen ich gehen musste. Und da habe ich … ihn angerufen.«
»Ich glaube, ich habe irgendwas gesagt wie ›lass mich einfach rüberkommen und wir reden über die
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