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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Pick-up beinahe verloren, denn er wechselte rasch die Spur, scherte vor einem Lieferwagen ein und bog scharf links auf die Marlborough Street ab. Sie brauchte mehrere Minuten, um die Spuren zu wechseln, und als sie abbiegen konnte, war er nicht mehr zu sehen.
    Sie fluchte laut und schlug mit der Faust auf das Lenkrad, aber auf wundersame Weise sah sie den roten Pick-up gerade noch die Commonwealth Avenue hinunterbrausen, als sie die Kreuzung Marlborough/Dartmouth Street erreichte.
    Sie bog nach links, sah die Bremslichter des Toyota aufleuchten und fuhr langsamer, damit er sie nicht im Rückspiegel entdeckte. Dann fuhr er auf die Gloucester Street und bog rechts in die Anwohnerzone.
    Sie parkte ein Stück weiter die Gloucester hinunter. Auch hier durften nur die Anwohner der Back Bay parken, aber sie
riskierte das. Sie stieg aus und spähte um die Ecke eines Backsteinhauses. McCann hatte auf einem der Stellplätze hinter einem hohen Wohnhaus geparkt und stieg ebenfalls aus.
    Wie die meisten Anwohnerzonen hinter der Commonwealth Avenue war auch diese aufgewertet worden, um den noblen Residenzen in nichts nachzustehen. Hinter den meisten Gebäuden waren gepflasterte Parkplätze angelegt worden, ein paar Häuser hatten schmale, von einem hohen Zaun umgebene Hintergärten. Hinter fast allen Gebäuden standen Autos, aber hinter dem, wo McCann geparkt hatte - sowie hinter den beiden daneben liegenden Häuser - fehlten die Autos. Es schien beinahe, als ob die Gebäude leer stehen würden. Es lag an den Fenstern, dachte Sweeney, als sie ihren Blick über die Reihen dunkler Rechtecke gleiten ließ. In den Fenstern der umliegenden Häuser brannte Licht. Sie befand sich ein paar Häuser von Jacks entfernt, und als sie nachzählte, merkte sie, dass dies die Gebäude waren, die den Putnams gehörten und die McCann in seinem Artikel erwähnt hatte.
    Sweeney beobachtete, wie er auf den Hintereingang eines Hauses zusteuerte, sein Portemonnaie aus der Tasche zog, eine Kreditkarte herausholte und vor das Lesegerät hielt, um die Tür zu öffnen. Nach dreißig Sekunden ging die Tür auf, und er verschwand im Treppenhaus.
    Sweeney näherte sich dem Haus und stellte fest, dass er einen Stein in die Tür gelegt hatte. Es war fast Vollmond und in dem Licht, das von der Straße hereinfiel, konnte sie ziemlich gut sehen. Mit klopfendem Herzen und trockenem Mund betrat sie das Haus.
    Sie befand sich in einer Wohnung im ersten Stock, sah sich in dem leeren Wohnzimmer um und pfiff lautlos durch die Zähne. Das mussten mal richtig nette Buden gewesen sein. Mit hohen Stuckdecken, Parkettböden und Buntglasfenstern.
    Sie lauschte, doch alles blieb still. Leise durchquerte sie das leere Apartment und trat durch eine Tür in den von zwei Treppen flankierten Eingangsbereich.

    Der Eingangsbereich war typisch für ein anspruchsvolles Mehrparteienhaus - die Briefkästen in einer Reihe und auf der anderen Seite ein kleiner Schreibtisch, eine gestreifte, konservative Tapete an der Wand. Aber alles wirkte verwohnt und verkommen, als wäre in dem Haus randaliert worden. Die Tapete hing in Fetzen, die Decke hatte Löcher. Sweeney blieb unschlüssig im Treppenhaus stehen. Wo war McCann? Seine Schritte waren nicht zu hören.
    Als sie die Treppe hochsteigen wollte, witterte sie Gefahr und spürte, wie sich im nächsten Moment ein Arm um ihren Oberkörper legte.
    Sie versuchte zu schreien, aber der Angreifer hielt ihr den Mund zu. Sie biss in die Hand. Sie hörte eine männliche Stimme fluchen und konnte sich zur Wehr setzen. Der Mann war etwas kleiner als sie. Sie sträubte sich und befreite sich aus seinem Griff, drehte sich um und trat zu. Sie zielte auf seinen Unterleib, er fluchte wieder, und sie erkannte Bill McCann, der sie schweißüberströmt ansah. Er war genauso verwundert wie sie, dass er sich in einem Ringkampf am Boden eines leer stehenden Hauses wiederfand.
    »Mist!« Er fasste sich in die Leistengegend und atmete schwer. »Warum sind Sie mir gefolgt?«, brummte er. »Warum zum Teufel sind Sie mir gefolgt?« Er fixierte sie. Er hatte seine Brille verloren, Sweeney hob sie auf und reichte sie ihm. Er putzte sie umständlich, bevor er sie wieder aufsetzte. »Ich kenne Sie«, sagte er, als er wieder zu Atem gekommen war. »Ich habe versucht, Sie bei der Wahlkampagne zu interviewen.«
    Sie schwieg.
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich weiß, dass Sie in Brads Wohnung waren, und ich weiß auch, dass Sie dort Ihr Notizbuch vergessen haben.« Etwas anderes

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