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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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machen.«
    »Okay, in Ordnung. Es war schön, dich zu sehen.« Seine Hand ruhte einen Moment lang auf ihrem Arm, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
    Sie hatte sich abgewandt und war einen Häuserblock die Thames Street hinuntergegangen, als er ihr nachgelaufen kam und sagte: »Warte … Sweeney, warte noch kurz«, ihre Hand nahm und sie in eine der kleinen Seitenstraßen, die zum Ufer hinunterführte, zog. »Ich wollte mit dir über das reden, was an dem Abend passiert ist, als wir uns in der Galerie begegnet sind. Ich habe ein paar Mal angerufen und wollte es wieder probieren, aber ich hatte Angst, du würdest gleich wieder auflegen.«
    »Es tut mir leid, dass ich die Polizei informiert habe.«
    »Nein, das war meine Schuld. Ich hätte dich nicht in so eine Lage bringen dürfen. Und ich hätte nicht lügen dürfen. Ich dachte nur, es hätte für Cammie alles so viel einfacher gemacht.«
    Sweeney nickte. Sie standen ganz nah beieinander, und er hielt noch immer ihre Hand.
    »Also«, sagte er, »warum kommst du nicht zum Abendessen zu uns?«

    »Ich weiß nicht …«
    »Bitte«, insistierte er. »Ich habe im Stillen gehofft, dass du mir über den Weg läufst. Ich wollte dir alles erklären. Ich glaube, ich habe mich von meiner schlechtesten Seite gezeigt. Nicht gerade gut, um eine Beziehung anzufangen.«
    Sie standen vor einer Backsteinwand, und als sie sich mit einer Hand daran abstützen wollte, spürte sie die Rauheit. »Ist es das denn?«
    »Zumindest ist eine Beziehung möglich, denkst du nicht?«
    »Jack, ich …« Sie wollte ihm sagen, dass sie nicht wissen konnten, was das Ganze eigentlich war, bis die Dinge sich wieder normalisiert hatten, bis die Folgezeit nach Brads Tod verstrichen war, aber als sie ihn ansah, wurde ihr klar, dass sie fast täglich an ihn gedacht hatte seit ihrer letzten Begegnung und dass ein Teil von ihr gehofft hatte, dass sie ihn wieder treffen würde. »Bist du sicher, dass deine Familie einverstanden wäre, wenn ich komme?«
    »Ja«, erwiderte er. »Mein Vater kommt auch, und wir würden uns freuen, wenn du zusagst. Bitte!«
    Sweeney schmunzelte. »Schon gut«, sagte sie. »Um wie viel Uhr soll ich da sein?«

Zweiundvierzig
    »Wie wär’s damit? Ich glaube, es ist von Pucci«, sagte Anna und hielt ein orange-rot changierendes Kleid in die Höhe, das sie auf alten Familienfotos getragen hatte, wie Sweeney sich dunkel zu erinnern glaubte.
    »Die Farbe steht mir nicht. Und du bist schlanker als ich.«
    »Wirklich?« Anna hängte es wieder zurück. »Mag sein. Mal sehen, was wir hier noch haben.«
    Sie waren oben auf dem Dachboden und sahen die Kleiderkammer durch, in der Annas ausrangierte Kleider neben denen von Sweeneys Großmutter hingen. Sweeney musste sich unter dem niedrigen Dach bücken und der Staub kitzelte ihr in der Nase. Sie begutachtete jedes abgelegte Outfit, das Anna herausnahm und hochhielt.
    »Was glaubst du, werden die anderen anhaben?«, fragte Sweeney.
    »Woher soll ich das wissen? Weißt du, wann ich das letzte Mal zu einem Abendessen aus war?« Ein Spitzenkleid in viktorianischem Stil, hochgeschlossen und mit Puffärmeln, wurde von Anna gemustert und verschmäht.
    »Aber was meinst du?«
    »Wieso bist du so nervös?« Anna hielt einen bodenlangen Rock in Madras-Karo-Patchwork vor ihren Körper und blickte Sweeney hintergründig an.
    »Ich weiß nicht. Weil es bei den Putnams ist. Wegen Newport, wegen ihres Hauses und wegen allem, glaube ich.«

    »Aber du warst doch auf der Hochzeit, und da war alles in Ordnung, stimmt’s?«
    »Ja, aber da hat Toby mich begleitet. Mit Toby ist alles leichter.«
    »Oh.« Anna seufzte tief.
    Sweeney ging die Kleiderbügel durch und zog ein marineblaues Kleid ohne Ärmel heraus. »Schau dir das an. Es ist aus Seide«, sagte sie und hielt es sich an.
    »Das ist hübsch. Ich weiß noch, wie Mutter es getragen hat. Probier mal. Sie war groß wie du.«
    Sweeney machte den Reißverschluss ihres Sommerkleids auf, ließ es fallen und schlüpfte in das blaue. Anna machte den Reißverschluss zu. Die Seide raschelte auf ihrer Haut, und sie strich den Stoff glatt. »Wie findest du das?«
    »Weißt du was? Es sieht wirklich großartig aus.« Anna führte sie zu einem alten ovalen Ankleidespiegel, der in einer Ecke stand. »Siehst du?«
    Sweeney stand vor dem Spiegel. Das Kleid war aus den Vierzigern, mit einem knielangen Rock und einem taillierten Schnitt, der sich perfekt anschmiegte. »Es gefällt mir. Meinst du, ich kann das

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