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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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her und verteilte die Blätter auf dem Küchentisch. »Diese Brosche hat Belinda Putnam gehört. Sie hat sie anfertigen lassen, als ihr Sohn 1888 starb. Auf der Brosche steht sein Geburtsdatum, der 4. März 1864. Aber als ich an sein Grab auf dem Mount-Auburn-Friedhof gegangen bin, war dort der 4. Dezember 1863 als sein Geburtsdatum angegeben.«
    »Ah, ja?«
    »Toby! Charles Putnam starb im April 1863. April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März.« Sweeney zählte die Monate an ihren Fingern ab. »Wenn das Datum auf der Brosche stimmt, kann Charles Putnam unter keinen Umständen Edmunds Vater sein. Dann war er ein uneheliches Kind.«
    »Und du meinst, Brad hat das herausgefunden?«
    »Er muss. Weil er Fragen zu dem Schmuck gestellt hat. Er wusste, dass mit den Daten irgendetwas nicht stimmte.«
    »Aber auch wenn er davon gewusst hat, was könnte das mit dem Mord an ihm zu tun haben?« Toby lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Du glaubst, jemand war vor Lichtjahren so schockiert über eine uneheliche Geburt, dass das auf gar keinen Fall rauskommen durfte? Das ist doch verrückt.«
    »Wenn du das so sagst, klingt es tatsächlich ein bisschen lächerlich.«
    »Oder aber …«
    »Oder aber was?«
    »Oder der Typ ist zu einem früheren Zeitpunkt in die Wohnung eingedrungen und wollte Beweise dafür finden, oder …«
    »Toby, du hast mich gerade für verrückt gehalten.«
    »Schon, aber was ist, wenn … Edmund Putnam wirklich unehelich war? Was resultiert daraus?«
    »Nun, vielleicht kann dadurch der Anspruch der Familie auf das Erbe angezweifelt werden, nicht wahr?«
    »Aber das müsste doch von mehreren Dingen abhängen, oder? Wenn jemand allerdings Brad getötet hat, damit die Wahrheit über den Trauerschmuck nicht weiterverbreitet werden kann, warum hat Brad dann den Schmuck getragen? Der hätte doch als Erstes versteckt werden müssen.«
    Da war etwas dran. Sweeney stand auf, legte sich auf das Sofa und hoffte, dass Toby ihr ungefragt den Rücken massieren würde. Aber er blieb am Tisch sitzen und spielte mit ihrer Post herum. Er nahm den Brief von Ian in die Hand und musterte ihn.
    »Was ist das? Eine Briefmarke aus Großbritannien und der geschmackvoll geprägte Absender eines gewissen I. V. Ball. Wer könnte das wohl sein?« Er machte eine Bewegung, als wollte er ihn öffnen, aber Sweeney sprang auf und entriss ihm den Umschlag. Er machte Anstalten, mit ihr darum zu rangeln, doch dann verschränkte er die Arme vor der Brust. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Nachrichten von Ian hast? Was schreibt er denn?«
    »Der Brief ist sehr nett«, sagte sie errötend. »Und ich habe dir nichts davon gesagt, weil ich nicht weiß, wie ich ihn beantworten soll.«
    »Wie meinst du das? Du schreibst ihm einfach zurück. Stift, Papier. Du kennst ja das Procedere. Diese Tradition ist sehr alt. Du kannst ihn auch anrufen, wenn du übergeschnappt genug bist.«
    »Nein, ich meine, ich finde, dass ich ihm nur dann antworten sollte, wenn ich es auch wirklich ernst meine.«
    »Sweeney, ich nehme mal an, er hat dir keinen Heiratsantrag gemacht. Vielleicht will er nur für eine Weile dein Brieffreund sein und dich erst mal besser kennen lernen.«

    Sie warf ihm einen Blick zu. »Was ist denn mit dir und Lily? Wirst du sie wiedersehen?«
    »Ich denke schon. Ich mag sie irgendwie.«
    »Das ist doch klasse.« Sie schwieg eine Weile.
    »Woran denkst du?«
    »Nichts.«
    »Was?«
    »Genau daran. Seit der Hochzeit habe ich über das Heiraten nachgedacht. Hast du dir mal überlegt, ob du heiraten willst? Ich meine, als abstrakter Gedanke?«
    »Wen außer dich?« Es gab Zeiten, da hatte er ihr bei diesen Worten nicht in die Augen schauen können, aber jetzt wich sein Blick nicht aus.
    Sie wurde rot.
    »Nicht wirklich. Ich meine, wir haben da noch viel Zeit«, sagte er.
    »Vielleicht auch nicht. Immerhin sind wir fast dreißig. Wenn du Kinder haben willst, solltest du langsam mit der Planung anfangen. Ich zumindest.«
    »Ich dachte, du willst keine Kinder.«
    »Ich weiß es nicht. Das habe ich immer gedacht. Aber vielleicht nur, weil Colm keine wollte.« Sweeney erinnerte sich, wie Colm - der eines von zwölf Kindern gewesen war - darüber geschimpft hatte. »Kinder sind ein Instrument weiblicher Unterdrückung. Solange du Mutter bist, wirst du in dieser Gesellschaft nie ein vollwertiges Mitglied sein.«
    »Du hast noch so viel Zeit«, stellte Toby fest und sah sie dabei sonderbar

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