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Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Titel: Der Totenwächter - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Bar hoch, durchquerten diese, hasteten die Treppe hinunter und befanden sich nun eine Ebene unter dem Deck.
    Nichts geschah! Es sah aus, als hätten die Geister nur geblufft.
    Ein höllischer Schmerz rammte in Lindas Schädel. Sie stürzte. Sie krallte ihre Hände in den Nacken. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass es Brad und Akbar nicht besser erging. Der Kapitän kauerte auf den Knien und knurrte. Aus seinen Augen liefen Tränen. Brad knickte in sich zusammen und heulte auf. Er schwang seinen Kopf hin und her wie ein Elefant im Zoo. Linda kroch zu Brad hinüber.
    »Wir ... müssen ... weiter ...«, knirschte sie. Der Schmerz war überwältigend. Es war, als löse sich ihr Gehirn auf. Als hätten eisige Finger ihren Kopf umkrallt.
    »Ja ... ja ...«, stöhnte Brad und bleckte seine Zähne. Seine Augen glitzerten feucht. Er litt grausame Schmerzen.
    »Es ... ist ... das ... Schiff«, brach es aus Linda hervor. Es gab keine rationale Erklärung für die Annahme. Und doch hatte sie eine - Ahnung. Ihre Finger griffen die von Brad. »Los ... Mann ... komm hoch ... steh ... auf!«
    Brad zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen. »Sie werden uns nicht weglassen.«
    »Komm ... Brad! Komm ...!« Das Sprechen fiel Linda schwer. Wohin sollten sie? Welche Chance hatten sie noch?
    Akbar quälte sich auf seine Beine. Tränen rannen dem Mann über die Wangen. Er taumelte zu ihnen. »Allah wird uns beschützen«, stieß er hervor.
    Sie halfen sich gegenseitig hoch.
    Der Ausgang. Er war nur wenige Meter von ihnen entfernt. Die Reling befand sich nicht mehr als zwei Meter über dem Wasserspiegel. Es würde ein Kinderspiel sein. Ein Kinderspiel.
    Erneut pochte der Schmerz in Linda und vor ihren Augen verwischte sich die Realität. Noch wenige Sekunden und ihr Fokus würde sich verschieben. Sie würde bewusstlos werden. Sie würde nicht mehr wissen, was sie tat.
    Brad taumelte und hielt sich an der Wand fest. Seine Haare hingen ihm verklebt in die Stirn. Sein Kopf pendelte nach wie vor hin und her, und Speichel tropfte aus seinen Mundwinkeln.
    »Das ist ihre ... Rache«, stöhnte er.
    »Nein, nein«, flüchtete Linda sich in Fatalismus. »Man ... hat immer noch eine Chance.«
    Brads Gesicht glühte, als er zu Linda aufschaute. Es sah aus, als leide er unter hohem Fieber.
    Eine schwarze Wolke stülpte sich über Linda. »Fuck! Wir sind stärker als sie«, keuchte sie. »Wir sind stärker als SIE - weil wir ... es wollen!«
    Sie setzten sich in Bewegung. Drei Menschen, die sich aneinander festhielten, untereinander gehakt und auf unsicheren Beinen wie eine Horde Betrunkener. Noch wenige Schritte. Sie waren draußen. Die Reling war nur noch einen halben Meter von ihnen entfernt. Linda riss ihren Kopf herum. Sie starrte hoch. Eine Ebene höher standen sie und glotzen zu ihnen herunter. Die Jünger von Mamothma. Allen voran der Alte und seine Frau. In ihren Gesichtern spiegelten sich Trauer und Hohn gleichermaßen. Eine Mischung aus Geist und Mensch. Wortlos schüttelte Linda den Kopf.
    Ihr bekommt uns nicht! Grace wartet! Grace wartet! Ich werde meine Tochter beschützen! Niemand soll und wird ihr Leid antun! NIEMAND!
    Brad torkelte. Er krallte seine Finger um das Metall der Reling. Er sank auf die Knie. Offensichtlich hatten die Jünger eine neue Schmerzsalve übermittelt. Akbar schüttelte es und er fiel vornüber. Es sah aus, als wolle er sich übergeben. Sein Gesicht fiel in sich zusammen. Seine Lider flatterten. Er stand kurz vor einer Ohnmacht. Woher auch sollte er den Willen nehmen, sich den magischen Kräften der Jünger entgegen zu stemmen? Es war nicht seine Tochter, um die es ging. Brad keuchte und spie aus. Er schob sich hoch und knurrte wie ein wildes Tier. Er kniff seine Augen zusammen und folgte Lindas Blick.
    Seine Finger pressten Lindas Hand zusammen. Sie spürte die Wellen des siedenden Schmerzes, die ihn durchflossen. Er war ein guter Mann. Er war ein tapferer Mann- Er kämpfte mit ihr. Seite an Seite. Es ging um Grace. Es ging um ihre Tochter. Und dieser Mann kämpfte wie ein wahrer Freund. Fast so – wie ein Vater!
    Linda riss sich vom Anblick der Jünger los. Das Ufer war sicherlich mehr als zweihundert Meter entfernt. Vielleicht noch weiter. Auf dem Wasser konnte man Entfernungen nicht besonders gut abschätzen. Sie war eine gute Schwimmerin. Brad vermutlich auch. Wie es mit Akbar war, konnte sie nur vermuten - und hoffen.
    Sie löste sich von Brad und stemmte ihre Hände auf die Reling. Sie schwang ein

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