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Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Titel: Der Totenwächter - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Akbar.
    Vierzig Personen! Und doch war alles totenstill!
    »Was machen wir nun?«, fragte Linda.
    »Sie werden verhindern, dass ich die Waffen aus meiner Kabine hole. Irgendwie scheinen sie zu wissen, was wir vorhaben.« Akbar zog erneut sein nun nicht mehr ganz so weißes Taschentuch aus der Jacke und tupfte sich die Stirn ab.
    »Wir brauchen Ihre Pistolen«, knurrte Brad. »Wer garantiert, dass diese Jünger es tatsächlich auf uns abgesehen haben?«
    »Willst du das Risiko auf dich nehmen?«, fragte Linda. »Und warum sonst schleichen wir seit Minuten wie Verbrecher durch die Gänge?«
    »Waffen, Waffen, Waffen!« Die Stimme des Kapitäns klang zornig. »Gegen Mamothma können Sie damit nichts ausrichten! Das garantiere ich Ihnen. Und irgendwelche Mitbürger wollen Sie ja wohl nicht abknallen, oder?«
    Brad verdrehte seine Augen.
    »So sind sie, die Amerikaner! Sie fühlen sich stark, wenn sie eine Schusswaffe bei sich haben. Einmal Cowboy - immer Cowboy«, murmelte Akbar. »Und wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, töten sie dreitausend US-Bürger, um einen Krieg anfangen zu können.«
    Brad brummelte in sich hinein. »Machen wir uns also davon. Übertriebener Aktionismus ist jetzt wohl fehl am Platz. Versuchen wir es ohne Waffen. In drei Minuten sind wir runter vom Schiff und sitzen in einem Taxi. Vielleicht können wir mit Goldmaske ja eine freundliche Verhandlung führen.«
    »Und sterben«, hauchte der Kapitän.
    Brad beugte sich zu Akbar herab. »Versuchen Sie’s zur Abwechslung doch mal mit was, das uns aufmuntert.«
    »Hört auf Euch zu streiten«, fuhr Linda dazwischen. »Ich mache mir riesige Sorgen um Grace.«
    Brad nickte hart. »Kehren wir um«
    In diesem Moment erstarrten sie. Akbar heulte auf. Es war ein Laut unbändiger Wut. Sie alle hatten es gehört. Die Maschinen der Karnak Dream waren angesprungen. Unter ihren Füßen grummelte der schwere Dieselmotor. Man drehte den Motor hoch und ließ ihn wieder im Leerlauf tuckern.
    »Wer nimmt sich das Recht heraus, ohne meinen Befehl …« Akbar bebte. Es machte den Eindruck, als sei er nun bereit, sich der Geistertruppe entgegenzustellen. Brad hielt ihn am Arm fest.
    »Wen interessiert das noch, Käpt’n?«, zischte er. »Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren.«
    »Wir fahren«, murmelte Akbar resigniert. »Hören Sie das? Wir fahren. Die Karnak Dream bewegt sich. Sehr langsam zwar, aber sie bewegt sich. Wir verlassen den Hafen.«
    »Das ist doch planmäßig, oder?«, erinnerte Linda sich an das Gespräch mit dem Kellner.
    »Eigentlich schon ... aber ich habe die Abfahrt nicht befohlen. Somit stellt dieser Akt den Tatbestand der Meuterei dar. Niemand, wirklich niemand auf einem Schiff auf dieser Welt, handelt ohne ausdrücklichen Befehl des Kapitäns. Das gibt es ganz einfach nicht!« Nun schien Akbar wirklich verzweifelt zu sein. Es schien, als würde ihm erst jetzt deutlich, dass dieser Albtraum tatsächlich geschah.
    »Wir fahren in Richtung Assuan, ist es so?«, fragte Linda.
    Akbar nickte.
    »Also entfernen wir uns in Windeseile vom Tal der Könige.«
    Akbar nickte erneut.
    Lindas Blick raste zu Brad. »Wir müssen runter vom Schiff! Ganz schnell!«
    »Wieso gehen Sie überhaupt davon aus, dass Ihre Tochter nicht mehr an Bord ist?«, wisperte der Kapitän.
    »Logik, mein Freund«, sagte Brad.
    Akbar lehnte sich gegen sie Wand. Er gestikulierte wild und in seine Worte schlichen sich arabische Satzfetzen. »Hören Sie die Maschinen? Sie laufen auf halben Touren. Das bedeutet, dass wir schon mit mindestens sechs Knoten unterwegs sind. Bei dieser Geschwindigkeit werden wir schon in zehn Minuten sehr weit vom Pier entfernt sein. Um das Schiff zu verlassen, müssten wir über Bord springen und schwimmen.«
    »Was ist, wenn wir ein Beiboot zu Wasser lassen?«, fragte Linda.
    »Das wäre möglich.«
    Ein älteres Paar trat um die Ecke. Sie blieben verdutzt stehen und blinzelten in das Dämmerlicht. Weder Linda, noch Brad oder Akbar hatten sie herankommen gehört. Umso erschrockener wichen sie vor den älteren Herrschaften zurück. Seitdem Linda wusste, dass dies keine Menschen waren, brach ihr schon der Schweiß aus, wenn sie nur daran dachte, dass ...
    Das ältere Paar schien dies zu wissen. Sie grinsten hämisch. Ihre Augen leuchteten.
    Linda erinnerte sich, die beiden gestern Abend miteinander tanzen gesehen zu haben. Sie waren ihr vorgekommen, wie ein glückliches Rentnerpaar, das sich köstlich amüsierte. Die Frau winkte den Anderen. Sie sprach nicht

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